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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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Ohr. Zweiundzwanzig Statuen waren hier aufgestellt, darunter ein knapp drei Meter hohes Abbild von Amenophis im Faltenrock, aber kein Hinweis auf das Standbild eines Hundes. Er drehte um.
    Rascal stand an der Längswand der Haupthalle vor der kopflosen Statue des Schreibers Mentuhotep, als den das Schild ihn auswies. Als Sid näher kam, wirbelte sie herum. »Woher weiß man, dass es Mentuhotep ist, wenn doch sein Kopf fehlt?«, fragte sie. Sid zuckte mit den Schultern. Rascal wunderte sich immer über Dinge, die ihm gar nicht auffielen.
    »Vielleicht kann ich Ihnen da weiterhelfen«, klang eine Stimme durch die Halle. Ein noch sichtlich verschlafener Mann kam auf sie zugeeilt, offenbar der angekündigte Museumsangestellte. In der Eile hatte er sich das Hemd falsch geknöpft, sodass der Kragen schief um seinen Hals schloss. Er sah ein wenig aus wie Eddie Murphy in seinen besseren Filmen. Als Yusuf sein gutes Englisch bemerkte, deutete er auf den Ausgang und ging nach draußen.
    »Tatsächlich gibt es oft keine eindeutigen Hinweise«, fuhr Eddie fort. »Dann vergleichen die Wissenschaftler, welcher anderen Statue die Figur ähnlich sieht, Körperbau, Schmuck und so weiter.« Der Mann verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Dazu eine interessante Anekdote: Die Grabräuberfamilie von Abd-er-Rassoul machte 1870 eine Stange Geld mit dem Verkauf von Juwelen, Mumien und Särgen aus den Gräbern im Tal der Könige.« Rascal verkniff sich mühevoll ein Grinsen. Es lag ihr sichtlich auf der Zunge, von ihrem Freund Husni zu erzählen. »In einem bankrotten Museum in Niagara Falls in Kanada wurde im Jahr 1991 eine Mumie entdeckt, die ein Ägyptologe aufgrund ihrer gekreuzten Arme als königliche Persönlichkeit einstufte. Außerdem war ihm die unheimliche Ähnlichkeit der Mumie mit den Gesichtern von Seti I. und Ramse s II. aufgefallen. Man untersuchte sie mit Ultraschall und machte eine Radiokarbondatierung, die ermittelten Daten stimmten tatsächlich mit dem Verdacht des Wissenschaftlers überein: Es musste sich um die vermisste Mumie von Ramse s I. handeln. 2003 wurde sie in einer Barke zurück nach Luxor gebracht. Archäologie ist eben oft auch Rätselraten.«
    Der Mann holte Luft. Schnell warf Sid seine Frage ein. »Wissen Sie etwas von einem monumentalen Standbild eines Hundes oder Schakals in der Savanne?«
    Ohne Nachzudenken schüttelte der Mann den Kopf, dann setzte er zu einem neuen Monolog an. »Aber Standbild ist ein gutes Stichwort. Hier gibt es das gleiche Problem: Wen stellen sie dar? Selbst bei der Sphinx von Giza sind sich die Wissenschaftler ja nicht sicher, ob sie wirklich Cheops’ Sohn Chephren zeigt!«
    Der Museumsangestellte lachte.
    Sid vermutete einen Streit unter Wissenschaftlern hinter dieser schadenfrohen Bemerkung, etwas, was für normale Menschen unbegreifbar schien. Rascals Neugier schien jedoch geweckt.
    »Welche Wissenschaftler sind denn das?«, erkundigte sie sich.
    »Eine ganze Menge«, antwortete der Mann und senkte seine Stimme. »Aber wenn ich euch zu viel erzähle, bin ich meinen Job los«, flüsterte er. »Die Sphinx ist die Seele des ägyptischen Volkes! Was würde das für den kleinen Mann bedeuten, wenn Wissenschaftle r – womöglich sogar noch Auslände r – entdecken würden, dass sie nicht von den alten Ägyptern erbaut worden ist. Die Sphinx eine Fremde! Unvorstellbar! Meine Familie stammt aus Marokko, deshalb denke ich anders darüber. Und ihr seid Amerikaner, nicht?«
    Sid und Rascal nickten.
    »Es gibt einen Mann beim NYPD, der die Sphinx vor vierzehn Jahren untersucht hat.« Er sah sich um, wie in einem schlechten Agentenfilm. Als er sich sicher war, dass keine der Putzfrauen ihr Lasergewehr auf ihn gerichtet hatte, um ihn umgehend zu exekutieren, kritzelte er einen Namen auf den Ausstellungskatalog. »Mit Savanne hat die aber nichts zu tun. Abu al-Hol, der Vater des Schreckens, steht mitten in der Wüste. Und auch als Chephren ihn aus dem Fels schlagen ließ, war dort nichts als Sand!«
    Sid verdrehte die Augen. »Ja, das wissen wir schon. Vielleicht könnten Sie uns noch ein paar andere Räume zeigen?«
    Rascal nahm seine Hand. »Ich glaube, wir haben Ihnen schon genug Umstände gemacht. Außerdem geht unser Flugzeug gleich, mein Schatz!« Sie zwinkerte Sid zu. Eigentlich wäre Sid gerne noch hiergeblieben und hätte das Standbild gesucht, aber das war jetzt wohl kaum noch möglich. Er drückte dem dienstbeflissenen Museumsangestellten eine mehr als

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