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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Thom hatte Sandar genau gemustert, aber nun verlagerte er seine Aufmerksamkeit und verbeugte sich elegant. Er verdarb die Wirkung nur etwas, als er übertrieben seinen Flickenumhang schwenkte. »Nicht der Schafhirte, Frau al'Meara. Eine Dame, die wir alle gut kennen, bat mich - bat mich - Euch zu begleiten. Die Dame, die Euch und den Schafhirten in Emondsfeld aufgelesen hatte.« »Warum?« fragte Nynaeve mißtrauisch.
    »Auch ich besitze ein paar nützliche Fähigkeiten«, sagte Thom mit einem Seitenblick auf den Diebfänger zu ihr. »Mehr als nur das Jonglieren. Und ich war schon mehrmals in Tanchico. Ich kenne die Stadt gut. Ich kann Euch sagen, wo Ihr eine gute Herberge findet und welche Bezirke sowohl bei Tageslicht wie auch in der Nacht gefährlich sind, und wen man in der Zivilgarde bestechen muß, damit sie Euch nicht zu genau auf die Finger sehen. Sie beobachten Ausländer sonst recht mißtrauisch. Ich kann Euch in vieler Hinsicht behilflich sein.« Diese Vertrautheit kitzelte wieder an Elaynes Verstand. Bevor ihr klar wurde, was sie tat, griff sie hoch und zupfte ihn an seinem langen, weißen Schnurrbart. Er fuhr zusammen, und sie schlug beide Hände vor ihr Gesicht und lief knallrot an. »Vergebt mir. Ich... ich schien mich zu erinnern, so etwas früher schon getan zu haben. Ich meine... Es tut mir ehrlich leid.« Licht, wieso habe ich das getan? Er muß mich für eine dumme Kuh halten.
    »Ich... würde mich wohl daran erinnern«, sagte er sehr steif.
    Sie hoffte, ihn nicht beleidigt zu haben. Von seinem Gesichtsausdruck war kaum etwas abzulesen. Männer waren manchmal beleidigt, wenn sie sich amüsieren sollten, und belustigt, wenn sie beleidigt sein sollten. Falls sie zusammen diese Reise antraten... Zum erstenmal wurde ihr klar, daß sie sich bereits entschieden hatte, beide mitzunehmen. »Nynaeve?« fragte sie.
    Die andere Frau verstand natürlich die unausgesprochene Frage. Sie musterte die beiden Männer noch einmal gründlich und nickte dann. »Sie können mitkommen. Solange sie sich einverstanden erklären, zu tun, was man ihnen befiehlt. Ich werde nicht zulassen, daß irgendein wollköpfiger Kerl seiner eigenen Wege geht und uns in Gefahr bringt.« »Wie Ihr wünscht, Frau al'Meara«, sagte Sandar sofort mit einer Verbeugung, aber Thom stellte fest: »Ein Gaukler ist eine freie Seele, Nynaeve, aber ich verspreche, daß ich Euch nicht in Gefahr bringen werde. Alles andere als das.« »Wie man Euch befiehlt«, sagte Nynaeve betont. »Euer Wort darauf, oder Ihr könnt zuschauen, wie dieses Schiff ablegt.« »Die Atha'an Miere verweigern niemandem die Passage, Nynaeve.« »Glaubt Ihr das? War der Diebjäger« - Sandar zuckte zusammen - »der einzige, dem man mitteilte, daß unsere Erlaubnis nötig sei? Wie man es Euch befiehlt, Meister Merrilin.« Thom warf sein weißes Haupt hoch wie ein ungebärdiges Pferd und atmete schwer, aber schließlich nickte er. »Mein Wort darauf, Frau al'Meara.« »Also gut«, sagte Nynaeve mit eisiger Stimme. »Dann wäre das geklärt. Ihr beide geht jetzt zur Segelherrin und berichtet ihr, daß ich sagte, sie solle Euch irgendwo einen Unterschlupf zuteilen, falls das möglich ist, und so, daß Ihr uns nicht im Weg seid. Weg mit Euch jetzt. Schnell.« Sandar verbeugte sich erneut und ging. Thom bebte sichtbar, schloß sich ihm aber dann mit steifem Kreuz an.
    »Behandelst du sie nicht etwas hart?« sagte Elayne, sobald sie außer Hörweite waren. Das war nicht sehr weit weg, bei all dem Durcheinander an Deck. »Wir müssen auf der Reise doch schließlich alle miteinander auskommen. ›Verbindliche Worte bringen eine verbindliche Gesellschaft ein.‹« »Es ist am besten, wir legen ihnen gleich die Zügel an, da wir ja schließlich weiterkommen wollen, Elayne. Thom Merrilin weiß sehr gut, daß wir noch keine Aes Sedai sind.« Sie senkte die Stimme und sah sich vorsichtig um, als sie das sagte. Niemand von der Besatzung sah sie auch nur an, außer der Segelherrin, die hinten in der Nähe des Achterdecks stand und dem hochgewachsenen Gaukler und dem Diebfänger lauschte. »Männer sind geschwätzig - fast alle -, und Sandar wird es auch bald wissen. Bei Aes Sedai würden sie wahrscheinlich keine Schwierigkeiten machen, aber zwei Aufgenommene... ? Wenn sie auch nur die leiseste Chance bekommen, machen sie nur noch das, was sie für richtig halten, gleich, was wir sagen. Ich werde ihnen keinerlei Chance geben.« »Vielleicht hast du recht. Glaubst du, sie wissen, warum wir

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