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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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braucht mal Schlaf.« Bei ihm klang das, als könne er gut noch drei weitere Tage ohne Schlaf auskommen. Perrin nickte.
    Er ließ sich von Faile zur Weinquellenschenke zurückbringen. Loial und die Aiel folgten, und auch Aram, während Dannil und die zehn Kameraden sie schützend umgaben. Er war nicht sicher, wann die anderen zurückgeblieben waren, aber irgendwie fand er sich mit Faile zusammen in seinem Zimmer im zweiten Stock der Schenke wieder.
    »Ganze Familien haben nicht mehr Platz als ich hier mit diesem Zimmer«, knurrte er. Eine Kerze brannte auf dem Sims über dem kleinen Kamin. Andere mußten ohne das auskommen, aber Marin entzündete hier eine, sobald es dunkel wurde, damit sie ihn später nicht stören mußte. »Ich kann mit Dannil und Ban und den anderen draußen schlafen.« »Sei kein Idiot«, sagte Faile, aber es klang irgendwie liebevoll. »Wenn Alanna und Verin ihre eigenen Zimmer haben, sollte das auch für dich gelten.« Ihm wurde bewußt, daß sie ihm bereits das Wams gelöst hatte und gerade sein Hemd aufband. »Ich bin nicht zu müde, um mich selbst auszuziehen.« Sanft schob er sie aus dem Zimmer.
    »Du ziehst dich jetzt aus«, befahl sie. »Alles, hörst du? Du kannst nicht richtig schlafen, wenn du angezogen bist, auch wenn du das zu glauben scheinst.« »Mache ich«, versprach er. Als er die Tür geschlossen hatte, zog er auch tatsächlich die Stiefel aus, bevor er die Kerze ausblies und sich hinlegte. Marin hatte etwas gegen schmutzige Stiefel auf ihrer Bettdecke.
    Tausende, hatten Gaul und Loial gesagt. Aber wieviel konnten die beiden gesehen haben, wenn sie sich versteckt in die Berge geschlichen hatten und auf dem Rückweg geflohen waren? Luc behauptete, es seien höchstens tausend, aber Perrin konnte sich nicht dazu überwinden, dem Mann zu trauen, und wenn er noch so viele Trophäen mitbrachte. Zersplittert, behaupteten wieder die Weißmäntel. Wie nahe konnten sie den Trollocs aber gekommen sein, wo doch ihre Rüstungen und Umhänge in der Dunkelheit richtiggehend leuchteten?
    Vielleicht gab es eine Möglichkeit, selbst nachzusehen. Er hatte seit seinem letzten Besuch den Wolfstraum gemieden. Wann immer er auch daran dachte, dorthin zurückzugehen, verspürte er den Wunsch, den Schlächter endlich zu stellen, aber er war für Emondsfeld verantwortlich. Doch vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen? Der Schlaf überkam ihn, während er noch überlegte.
    Er stand im strahlenden Nachmittagssonnenschein auf dem Anger. Die Sonne stand bereits tief und ein paar weiße Wolken trieben über den Himmel. Es grasten jetzt keine Schafe oder Kühe um den hohen Mast herum, an dem die leichte Brise die rote Flagge mit dem Wolfskopf flattern ließ. Nur eine Schmeißfliege brummte an seinem Gesicht vorbei. Menschenleer war es zwischen den strohgedeckten Häusern. Kleine Stapel von trockenen Holzscheiten auf kalten Aschehäufchen zeigten, wo die Weißmäntel lagerten. Er hatte im Wolfstraum kaum jemals etwas brennen sehen; höchstens das, was bereits verkohlt war oder direkt vor der Entzündung stand. Keine Raben am Himmel.
    Während er nach den Vögeln suchte, verdunkelte sich ein Teil des Himmels und wurde zu einem Fenster, vielleicht in eine andere Welt. Egwene stand da in einer Gruppe von Frauen. Furcht stand in ihren Augen. Langsam knieten die Frauen in ihrer Umgebung vor ihr nieder. Nynaeve war eine davon, und er glaubte, auch Elaynes rotgoldenes Haar zu entdecken. Das Fenster verblaßte und wurde durch ein anderes ersetzt. Mat stand nackt und gefesselt da. Er knurrte wütend. Diesen eigenartigen Speer mit dem schwarzen Schaft hatte man ihm hinten unter den Armen durchgesteckt und auf seiner Brust hing ein silbernes Medaillon, ein Fuchskopf. Mat verschwand und wurde zu Rand. Perrin glaubte jedenfalls, es sei Rand. Er trug nur Lumpen und einen groben Umhang, und seine Augen waren mit einer Bandage verbunden. Das dritte Fenster verschwand. Der Himmel war nur noch Himmel und leer bis auf die Wolken.
    Perrin schauderte. Diese Visionen, die er im Wolfstraum sah, hatten nie etwas mit der Wirklichkeit zu tun, die er kannte. Vielleicht wurden hier, wo sich alles so leicht veränderte, die Sorgen um seine Freunde zu etwas Greifbarem, etwas Sichtbarem? Was es auch war, er durfte keine Zeit damit verschwenden, solche Dinge anzugaffen.
    Er war nicht überrascht, festzustellen, daß er die lange Lederweste eines Grobschmieds trug und kein Hemd darunter, und als er an den Gürtel griff, hing dort

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