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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Anleitung der Blassen über Devenritt herfallen. Vielleicht konnte er eine Möglichkeit finden, den Dorfbewohnern eine Warnung zukommen zu lassen. Falls sie nach Süden flohen, konnten sie möglicherweise den Weißen Fluß überqueren. Und selbst der Versuch, den wilden und unbewohnten Schattenwald unterhalb des Flusses zu durchqueren, war immer noch besser, als darauf zu warten, daß man umgebracht wurde.
    Die goldene Sonne hatte sich keine Spur weiterbewegt. Hier verlief die Zeit anders.
    Nun rannte er, so schnell er konnte, nach Norden. Selbst Emondsfeld flog wie ein verwaschener Fleck an ihm vorbei. Wachhügel auf seiner runden Bergspitze war genau wie Devenritt mit Wagen und Karren zwischen den Häusern verbarrikadiert. Der Wind ließ eine Flagge an einer langen Fahnenstange flattern, die vor dem Weißen Keiler auf dem Hügelkamm aufgestellt worden war. Ein roter Adler auf blauem Feld. Der Rote Adler war das Wappen von Manetheren gewesen. Vielleicht hatten ihnen Alanna oder Verin von den alten Legenden erzählt, als sie sich in Wachhügel aufhielten.
    Auch hier fand er nur wenige Trolloclager vor, gerade genug, um die Dorfbewohner festzunageln. Hier gab es allerdings einen bequemeren Fluchtweg als über den Weißen Fluß mit seinen endlosen Stromschnellen.
    Weiter nach Norden rannte er, nach Taren-Fähre am Ufer des Tarendrelle, den er früher immer als Tarenfluß gekannt hatte. Hohe, schmale Häuser auf hohen Steinfundamenten prägten das Bild dieses Orts. Der Taren trat jedes Jahr über die Ufer, wenn der Schnee in den Verschleierten Bergen schmolz. Nun standen im unveränderten Nachmittagssonnenschein auf mindestens der Hälfte dieser Fundamente nur noch verkohlte Balken, und Aschehaufen lagen dazwischen. Hier sah er keine Wagen, keine Anzeichen für einen Widerstand. Und auch keine Trolloclager. Vielleicht waren hier gar keine Menschen mehr.
    Am Ufer war ein massiver hölzerner Landesteg angebaut, von dem aus sich ein schweres Tau über den Fluß mit seiner starken Strömung spannte. Das Tau lief durch Eisenringe an Deck eines breiten, niedrigen Kahns, der am Landesteg vertäut lag. Die Fähre war also noch da und konnte benutzt werden.
    Ein Satz brachte ihn über den Fluß, wo tiefe Wagenspuren das Ufer vernarbten und verstreute Haushaltsgegenstände herumlagen. Stühle und Standspiegel, Truhen, sogar ein paar Tische und ein hochglänzender Kleiderschrank, in dessen Türen Vögel geschnitzt worden waren, lagen dort, Gegenstände, die angsterfüllte Menschen hatten retten wollen und die sie dann doch liegen ließen, um schneller voranzukommen. Sie würden die Nachrichten von den Ereignissen verbreiten, die sich hier abgespielt hatten, die sich im Gebiet der Zwei Flüsse immer noch abspielten. Einige hatten mittlerweile vielleicht Baerlon erreicht, hundert Meilen oder mehr nördlich von hier, und ganz sicher natürlich die Bauerngehöfte zwischen Baerlon und dem Fluß. Die Nachrichten verbreiteten sich. Noch ein Monat, und man erfuhr in Caemlyn davon. Dann wußte Königin Morgase mit ihrer Königlichen Garde und ihrer Befehlsgewalt über ganze Heere Bescheid. Mit Glück würde das in einem Monat geschehen. Und genauso lang, bis sie hiersein konnten, falls Morgase es überhaupt glaubte. Zu spät für Emondsfeld. Vielleicht zu spät für die ganze Region.
    Trotzdem ergab es keinen Sinn, daß die Trollocs jemanden entkommen ließen. Oder jedenfalls die Myrddraal; die Trollocs selbst dachten kaum mehr als einen Moment voraus. Er hätte gedacht, das erste, was die Blassen machten, sei, die Fähre zu zerstören. Wie konnten sie sicher sein, daß in Baerlon nicht genug Soldaten lagerten, um sie hier anzugreifen?
    Er bückte sich, um eine Puppe mit buntbemaltem Holzgesicht aufzuheben, und ein Pfeil zischte durch, wo sich gerade noch seine Brust befunden hatte. Er sprang direkt aus seiner gebückten Haltung los und den Uferhang hinauf. Ein verwischter Fleck schoß hundert Schritt weit in den Wald hinein und kauerte sich plötzlich wieder klar sichtbar unter einen mächtigen Lederblattbaum. Um ihn herum bedeckten Gestrüpp und mit Ranken überwachsene, von der Überschwemmung umgestürzte Baumstämme den Waldboden.
    Der Schlächter. Perrin hatte einen Pfeil aufgelegt und fragte sich erstaunt, ob er ihn im Sprung noch aus dem Köcher gezogen oder ihn einfach dorthin gedacht habe. Der Schlächter.
    Er war schon wieder auf dem Sprung, blieb aber doch noch an Ort und Stelle. Der Schlächter würde ungefähr seinen

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