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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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überhaupt nicht. Sie roch leicht nach Rosenölseife.
    »Wenigstens seid Ihr am Leben.« Ihr Stimme war melodiös, doch im Augenblick war es eine eiskalte, zornige Melodie. »Was passiert ist, kann warten. Versucht, die Wahre Quelle zu berühren.« »Warum?« fragte Rand mit mißtrauischer Stimme. »Ich kann mich nicht selbst mit Hilfe der Macht heilen, selbst wenn ich wüßte, wie man das macht. Niemand kann das. Soviel weiß ich mittlerweile.« Einen Atemzug lang schien sich Moiraine am Rand eines Wutausbruchs zu befinden, so seltsam das bei ihr auch gewesen wäre, doch einen Atemzug später hatte sie wieder einen Panzer der Gelassenheit um sich gezogen, den kaum etwas erschüttern konnte. »Nur ein kleiner Teil der zum Heilen benötigten Kraft kommt vom Heiler. Die Macht kann das ersetzen, was von dem Kranken oder Verwundeten her kommen sollte. Ohne diese Hilfe werdet Ihr morgen und vielleicht auch noch übermorgen flach liegen. Also zieht jetzt etwas von der Macht an Euch, wenn Ihr könnt, aber tut nichts damit. Laßt sie nur ruhen. Wenn es sein muß, benützt das hier.« Sie mußte sich nicht weit vorbeugen, um Callandor zu berühren.
    Rand zog das Schwert unter ihrer Hand weg. »Ich solle sie nur einfach ruhen lassen, sagt Ihr.« Es klang, als wolle er sie auslachen. »Also gut.« Es geschah nichts, was Perrin irgendwie sehen konnte, aber das erwartete er auch nicht. Rand saß da wie der letzte Überlebende einer verlorenen Schlacht und blickte Moiraine an. Sie zuckte mit keiner Wimper. Zweimal rieb sie mit den Fingern unbewußt über ihre Handflächen.
    Nach einer Weile seufzte Rand. »Ich kann noch nicht einmal das Nichts heraufbeschwören. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren.« Ein kurzes Grinsen ließ das eingetrocknete Blut auf seinem Gesicht springen. »Ich verstehe es selbst nicht.« Ein dünnes, rotes Rinnsal lief neben seinem linken Auge herunter.
    »Dann werde ich es so machen wie immer«, sagte Moiraine und nahm Rands Kopf in die Hände, ohne darauf zu achten, daß ihr das Blut über die Finger lief.
    Rand keuchte laut und sprang schwerfällig auf. Es war, als werde ihm die ganze Luft auf einmal aus der Lunge gepreßt. Er bäumte sich so auf, daß er seinen Kopf beinahe aus ihrem Griff losgerissen hätte. Einen Arm hatte er mit gespreizten Fingern zur Seite weggestreckt. Die Finger bogen sich derart nach hinten, daß es schien, als würden sie gleich brechen. Die andere Hand verkrampfte sich um den Griff Callandors. Die Muskeln an diesem Arm verknoteten und verkrampften sich sichtlich. Er bebte wie ein Segel im Sturm. Dunkle Schichten getrockneten Blutes sprangen ab, und Glassplitter klimperten auf die Truhe und den Fußboden. Sie waren aus Schnittwunden herausgequollen, die sich nun schlossen und von selbst zu heilen schienen.
    Perrin schauderte, als tobe dieser Sturm auch um ihn. Er hatte schon früher zugesehen, wenn jemand geheilt wurde, und sogar in schlimmeren Fällen, aber es ließ ihn niemals kalt, wenn er zusah wie die Macht angewandt wurde, wenn er wußte, was geschah, und er schauderte, obwohl sie ja hier zum Guten verwandt wurde. Die Geschichten über die Aes Sedai, die ihnen früher von den Wächtern und Fahrern der Kaufleute lange Jahre vor seinem Zusammentreffen mit Moiraine erzählt worden waren, saßen immer noch tief. Rhuarc roch beißend nach Nervosität. Nur Lan nahm es wie selbstverständlich hin. Lan und Moiraine selbst natürlich.
    Es war vorüber, so schnell wie es begonnen hatte. Moiraine nahm ihre Hände weg, und Rand sackte in sich zusammen. Er hielt sich am Bettpfosten fest, um überhaupt stehen bleiben zu können. Es war schwierig festzustellen, ob er den Bettpfosten oder Callandor fester umklammerte. Als Moiraine versuchte, ihm das Schwert wegzunehmen und es wieder auf seinen verzierten Ständer an der Wand zu legen, nahm er es ihr entschlossen und beinahe grob weg.
    Sie verzog einen Moment lang ärgerlich den Mund, aber dann beließ sie es dabei, die Bandage von seiner Wunde herunterzunehmen und damit ein paar der Blutspritzer wegzuwischen. Die alte Wunde war nun wieder eine gerade einigermaßen verheilte Narbe. Die übrigen Verletzungen waren einfach verschwunden. Das angetrocknete Blut auf seinem gesamten Körper hätte auch von jemand anderem stammen können.
    Moiraine runzelte die Stirn. »Sie spricht einfach nicht darauf an«, murmelte sie in sich hinein. »Sie heilt einfach nicht vollständig.« »Das ist die Wunde, die mich schließlich umbringen wird,

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