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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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vor Sonnenuntergang«, erwiderte der Clanhäuptling bedächtig, »nicht einmal gegen die räuberischen Shaido allein. Das ist nun mehr als nur ein mißachteter Brauch. Selbst die Shaido sollten zuviel Ehre im Leib haben, um so etwas zu tun!« Von den anderen Taardad auf dem Hügelkamm erklang zornigzustimmendes Gemurmel. Nur die Töchter standen abseits. Sie hatten sich aus irgendeinem Grund an der Seite um Aviendha herum versammelt und diskutierten ernsthaft. Rhuarc sprach ein paar leise Worte mit einem seiner Roten Schilde, einem Burschen mit grünen Augen und einem Gesicht, das aussah, als habe man damit Zaunpfosten in den Boden geschlagen. Der Mann wandte sich um und lief schnell auf die ankommenden Taardad zu.
    »Habt Ihr das erwartet?« fragte Rhuarc Rand, sobald der Mann davongeeilt war. »Habt Ihr deshalb den ganzen Clan zusammenrufen lassen?« »Nicht genau das, Rhuarc.« Die Shaido begannen, sich rechts und links vor einem schmalen Durchgang in den Felsen aufzustellen und sich zu verschleiern. »Aber Couladin kann ja gar keinen anderen Grund gehabt haben, sich in der Nacht mit seinen Leuten fortzuschleichen, als eben schnell einen anderen Ort zu erreichen, nun, und welcher Ort wäre geeigneter, um mir Schwierigkeiten zu bereiten, als dieser hier? Sind die anderen bereits im Alcair Dal versammelt? Warum?« »Die Gelegenheit für die Häuptlinge, sich hier zu treffen, kann man nicht versäumen, Rand al'Thor. Da diskutiert man Grenzprobleme, Weiderechte, ein Dutzend Dinge. Wasser. Wenn sich zwei Aiel aus verschiedenen Clans treffen, dann sprechen sie über Wasser. Drei aus drei verschiedenen Clans, und es geht um Wasser und Weiderechte.« »Und vier?« fragte Rand. Fünf Clans befanden sich bereits hier, und mit den Taardad waren es sechs.
    Rhuarc zögerte einen Augenblick und packte unbewußt einen seiner Kurzspeere. »Vier werden den Tanz der Speere tanzen. Doch hier sollte es anders sein.« Die Taardad machten den Weisen Frauen Platz, die mit umgebundenen Kopftüchern herankamen. Moiraine, Lan und Egwene ritten hinterher. Egwene und die Aes Sedai machten es den Aielfrauen mit ihren Kopftüchern nach und hatten sich weiße Tücher um die Köpfe gewickelt. Auch Mat ritt heran, doch allein und abseits der anderen. Der Speer mit dem schwarzen Schaft lag quer über seinem Sattel. Sein breitrandiger Hut warf Schatten auf sein Gesicht. Er betrachtete das, was vor ihnen lag.
    Der Behüter nickte in sich hinein, als er die Shaido sah. »Das könnte blutig werden«, sagte er leise. Sein schwarzer Hengst rollte die Augen in Richtung von Rands Apfelschimmel. Nicht mehr als das, und Lan blickte ja konzentriert zu den Aielreihen am Durchgang hinüber, und trotzdem hatte er es wahrgenommen und tätschelte beruhigend den Hals Mandarbs. »Aber jetzt nicht, glaube ich.« »Nicht jetzt«, stimmte Rhuarc zu.
    »Wenn Ihr mir nur... gestatten würdet, mit Euch zusammen hineinzugehen.« Abgesehen von einer leichten Schwankung klang Moiraines Stimme so würdevoll wie immer. Kühle Ruhe lag über ihren alterslosen Zügen, doch ihre dunklen Augen blickten Rand an, als könne ihr Blick allein ihn zum Nachgeben zwingen.
    Amys' langes, helles Haar, das unter ihrem Kopftuch hervorquoll, schwang mit, als sie den Kopf energisch schüttelte. »Diese Entscheidung steht ihm nicht zu, Aes Sedai. Das ist Sache der Häuptlinge, Sache der Männer. Wenn wir Euch jetzt nach Alcair Dal hineinlassen, wenn sich die Weisen Frauen das nächstemal treffen oder auch die Dachherrinnen, dann wird auch irgendein Clanhäuptling seine Nase hineinstecken wollen. Sie glauben, wir mischten uns in ihre Angelegenheiten ein, und dafür wollen sie sich auch in unsere einmischen.« Sie warf Rhuarc ein kurzes Lächeln zu, wohl, um ihm zu zeigen, daß er nicht gemeint sei. Die ausdruckslose Miene ihres Mannes sagte Rand, er sei anderer Meinung.
    Melaine raffte ihren Schal unter dem Kinn zusammen und sah geradewegs Rand an. Wenn sie auch Moiraine nicht beipflichtete, mißtraute sie doch seinen Entscheidungen. Er hatte kaum geschlafen, seit sie die Kaltfelsenfestung verlassen hatten. Falls sie in seinen Träumen herumgeschnüffelt hatten, hatten sie nur Alpträume miterlebt.
    »Seid vorsichtig, Rand al'Thor«, sagte Bair, als habe sie seine Gedanken gelesen. »Ein übermüdeter Mann begeht Fehler. Heute könnt Ihr euch keine Fehler erlauben.« Sie zog ihren Schal um die mageren Schultern und ihre dünne Stimme erklang nun beinahe zornig: »Wir können es uns nicht

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