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Der Schatten im Norden

Der Schatten im Norden

Titel: Der Schatten im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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niemals seine... « Es
war schwer für sie. Sie knetete die Finger und schaute auf
ihren Schoß, während sie sprach - »Aber ich wusste, dass
auch kein anderer Mensch das für ihn sein konnte. Er ist
ein Genie, Miss Lockhart. Wenn ich ihm in irgendeiner
Weise helfen kann, bin ich glücklich. Aber ich habe ihn
verraten... « Plötzlich brach sie in Tränen aus, warf sich
zur Seite und schluchzte, das Gesicht in den Händen
verborgen. Chaka hob verwirrt den Kopf und begann
leise zu jaulen, bis Sally ihm kurz den Kopf kraulte.
Dann legte er sich wieder hin.
Sally kniete sich neben Isabels Sessel und legte ihr den
Arm um die Schulter.
»Erzählen Sie mir, wie Sie ihn verraten haben«, bat sie.
»Wir können ihm nur helfen, wenn wir alles wissen.
Außerdem bin ich mir sicher, dass Sie es gar nicht
gewollt haben. Man hat Ihnen eine Falle gestellt oder Sie
gezwungen, nicht wahr?«
Nach und nach kam unter vielen Schluchzern die
Geschichte von Harris und Sackville heraus und wie sie
ihren gesamten Warenbestand zerrissen hatten. Sally
überlief es kalt; sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was
es hieß, sein ganzes Geschäft ruiniert zu sehen. »Ich hätte
es ihnen nicht gesagt. Sie hätten mich foltern können und
doch hätte ich nichts gesagt... aber dann wollten sie an
meine Briefe... «
Und sie presste das kleine Blechkästchen an ihren
Busen und wiegte sich in Verzweiflung vor und zurück
wie eine Mutter mit ihrem sterbenden Kind. Sally, konnte
es kaum mit ansehen, und die ganze Zeit über
wiederholte eine leise kalte Stimme in ihr: Und wann
hättest du jemals so geliebt?
Sie vertrieb diesen Gedanken, umarmte Isabel und
schüttelte sie sanft.
»Hören Sie mir bitte zu«, sagte sie. »Diese beiden
Männer, ich glaube, ich weiß, wer sie geschickt hat. Der
Mann heißt Windlesham und ist der Privatsekretär von
Axel Bellmann, einem schwedischen Finanzier. Er war
dort, dieser Windlesham, in der Royal Music-Hall,
zusammen mit den beiden anderen. Jim und noch ein
Freund, Mr. Garland, haben sie in die Flucht geschlagen.
Ich habe mit Mr. Mackinnon gesprochen, aber er wollte
mir nicht viel verraten. Wissen Sie, wo er zur Zeit
wohnt?«
lsabel schüttelte den Kopf. »Konnte er entkommen? Hat
er sich nicht verletzt?« »Es ging ihm ganz gut. «
»Oh vielen Dank, vielen, vielen Dank für alles. Aber
warum verfolgt man ihn, Miss Lockhart? Was will man
vom ihm?« »Ich wünschte, ich wüsste es. Aber schauen
Sie --- Sie können nicht in Ihre alte Wohnung zurück. Sie
haben nichts mehr, wohin Sie gehen könnten. Warum
nicht ---«
»Meine Vermieterin hat mir sowieso gekündigt«, sagte
Isabel leise. »Ich kann es ihr kaum verdenken. Aber nun
habe ich keine Bleibe mehr. Die gestrige Nacht habe ich
draußen zugebracht... « Sie schloss die Augen und senkte
den Kopf.
»Hier ist genug Platz für Sie. Mrs. Molloy wird Ihnen
ein Lager nebenan bereiten. Sagen Sie nichts«, trat Sally
möglichen Einwendungen entgegen. »Ich brauche Ihre
Mithilfe, ich mache das nicht aus Barmherzigkeit. Wir
haben ungefähr die gleich Größe, wir finden etwas zum
Anziehen für Sie. Und Mrs. Molloys Kochkünste sind
berühmt. Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Ich habe
immer noch ein Zuhause und ein Geschäft, das etwas
einbringt... « Und wie lange noch?, fragte sie sich im
Stillen. Bellmanns Drohung hatte sie tiefer beunruhigt,
als sie sich selbst eingestehen wollte, und sie bestand
weiter im Dunkel dort draußen. Hier war Isabel, der
lebende Beweis dafür, dass er keine Skrupel hatte, seine
Drohungen wahr zu machen.
Dann waren die beiden Frauen mit dem Abräumen von
Tassen und Tellern, mit dem Anprobieren von
Nachthemden und mit der Kohle für den Kamin
beschäftigt, so dass der Gedanke an Bellmann wieder in
den Hintergrund trat. Aber er kam später wieder, als
Frederick vorbeischaute und berichtete, was mit Nellie
Budd geschehen war.
Isabel hatte sich schlafen gelegt, worüber Sally froh
war. Frederick saß mit einer Tasse Kaffee am Kamin und
berichtete, dass Nellie Budd immer noch nicht aus der
Bewusstlosigkeit aufgewacht war. Sie sei auf den Kopf
geschlagen worden, und die Ärzte wüssten noch nicht, ob
sie einen Schädelbruch erlitten habe. Wenigsten sei sie
jetzt in guten Händen, doch ob sie wieder völlig genesen
werde, wisse man noch nicht. Frederick hatte ihr einen
Blumenstrauß neben das Bett gestellt und eine Karte mit
seinem Namen hinterlassen, da sonst keine Angehörigen
vorhanden waren. Er habe keine Ahnung, wo ihre
Schwester (wie war doch

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