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Der Schatten im Norden

Der Schatten im Norden

Titel: Der Schatten im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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gleich ihr Name, Miss Jessie
Saxon?) zu finden sei.
Bei Sallys Hinweis auf den Besuch, den Isabel von den
zwei Männern erhalten hatte, nickte er nur, als ob er das
erwartet hätte. Die Liste der Untaten, die sich Harris und
Sackville leisteten, wurde immer länger; er freute sich
schon darauf, ihnen dafür die Rechnung zu präsentieren.
Frederick saß eine Weile stumm da und starrte
versonnen ins Feuer, wobei er ab und zu in den Kohlen
stocherte.
»Sally«, sagte er schließlich, »möchtest du nicht in die
Burton Street ziehen?«
Sie richtete sich auf. »Das haben wir doch alles schon
durchgesprochen, Fred. Die Antwort lautet nein. Wie
auch immer ---« »Du verstehst mich falsch. Ich frage
dich ja nicht mehr, ob du mich heiraten willst; darüber sei
beruhigt. Ich denke an Nellie Budd. Wenn das die
Methode dieser Kerle ist, Frauen bewusstlos zu schlagen,
wäre es mir lieber, dich in der Nähe zu wissen. Du wärest
bei uns in der Burton Street viel sicherer und dann ---«
»Ich bin hier durchaus sicher«, versetzte Sally. »Ich
habe Chaka und meine Pistole, da brauche ich nicht wie
in einer Festung eingeschlossen und bewacht zu
werden.«
Sie hasste sich selbst für diese Replik --- vor allem für
den giftigen, besserwisserischen Ton in ihrer Stimme.
Kaum hatte sie den Mund aufgemacht, da wusste sie, was
nun kommen würde. Sie fürchtete sich davor und wusste
doch nicht, wie sie es verhindern sollte. »Sei doch nicht
so töricht«, sagte er und richtete sich ebenfalls auf. »Es
geht doch nicht darum, dich wie eine blöde
Märchenprinzessin zu bewachen. Ich rede davon, dich
am Leben zu erhalten. Du könntest arbeiten und dich
normal bewegen. Du hast selbstverständlich auch noch
den Hund, und außerdem wissen wir alle, dass du mit auf
dem Rücken gefesselten Händen einer Fliege die
Zigarette aus dem Mund schießen kannst ---«
»Deine Sarkasmen interessieren mich nicht. Wenn dir
nichts Besseres einfällt ---«
»Gut, gut. Reden wir vernünftig. Diese Schläger hätten
Nellie Budd beinahe umgebracht, ja vielleicht haben sie
es sogar tatsächlich getan. Sie haben Miss --- wie heißt
sie doch gleich? --- gesamte Habe vernichtet. Glaubst du
etwa, sie hätten irgendwelche Skrupel, vor allem
nachdem wir uns für ihre Opfer eingesetzt haben, sich
nun dich vorzuknöpfen? Mensch, Mädchen, die machen
sich doch ein Vergnügen daraus. Bellmann hat dir schon
gedroht, er werde ---« »Ich kann mich durchaus selbst
verteidigen«, sagte sie. »Und ich brauche nicht deine
Erlaubnis, mich normal zu bewegen, wie du so schön
gesagt hast ---«
»So habe ich das nicht gemeint und so habe ich es auch
nicht gesagt. Wenn du mich absichtlich missverstehen
willst ---« »Ich missverstehe dich nicht! Ich weiß genau,
was du meinst ---« »Nein, das tust du eben nicht. Sonst
würdest du nicht so dumm daherreden!«
Der schneidende Ton ihrer Stimmen hatte Chaka
aufgeweckt. Er hob den Kopf, schaute Frederick an und
knurrte leise. Sally langte zu ihm hinab und tätschelte
ihn.
»Ich glaube, du merkst gar nicht, wie es klingt, wenn du
so redest«, sprach sie mit ruhigerer Stimme, wobei sie
seinen Blick mied und ins Feuer schaute. Sie spürte, wie
bittere Verstocktheit sie mehr und mehr ergriff. »Als ob
ich es nötig hätte, beschützt und verzärtelt zu werden. Ich
bin nicht so. Und wenn du das nicht siehst, frage ich
mich, ob du mich überhaupt siehst. «
»Du hälst mich tatsächlich für so beschränkt«, sagte er
nun mit wirklichem Hass in der Stimme. »In deinem
Innersten denkst du, ich sei nicht anders als alle anderen
Männer --- nein, das ist falsch. Nicht wie Männer. Du
denkst, ich sei nicht anders als alle anderen, ganz gleich,
ob Mann oder Frau. Da stehst du und dort sind wir
anderen, und wir alle können dir nicht das Wasser
reichen ---« »Stimmt nicht!« »Doch, so ist es. «
»Nur weil ich meine Arbeit ernst nehme, weil ich nicht
alles auf die leichte Schulter nehme und lässig tue,
deswegen soll ich auf euch hinabschauen. «
»Ständig, ja, ständig. Kannst du dir vorstellen, wie
unsympathisch du bist, Sally? Wenn du dich von deiner
besten Seite zeigst, bist du fabelhaft, und dafür liebe ich
dich. Aber von deiner schlechtesten Seite bist du nur eine
besserwisserische, arrogante Ziege. « »Ich und
arrogant?«
»Du solltest dich mal hören. Ich biete dir Hilfe unter
Gleichen an, aus Achtung und Sorge, ja und auch aus
Zuneigung, und was machst du? Du wirfst mir alles ins
Gesicht zurück. Wenn du das nicht arrogant nennst

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