Der Schatten im Norden
Nachschub an Grafit erhielte, würde
ihm das helfen ---, aber dennoch ist das Ende nicht mehr
fern. « »Wer sind die Kunden?«, wollte Sally wissen.
»Wer kauft denn diese Dampfmaschinengewehre?«
»Russland. Den Zaren beunruhigt das Anwachsen
anarchistischer Bewegungen in seinem Volk. Und wenn
Sie an die russische Expansion nach Sibirien denken ---
gewiss haben Sie von der geplanten Eisenbahnlinie
gehört ---, verstehen Sie sofort, wie nützlich diese Waffe
sein könnte. Aber North Star sucht nach weiteren
Kunden. Die Preußen sind ebenfalls interessiert. Mexiko
hat einen Beobachter zu den Tests auf dem
Schießgelände geschickt. Wir stehen an einem kritischen
Punkt der Geschichte, Mr. Garland. Wenn wir die
Entwicklung in die richtige Richtung beeinflussen
könnten... « »Was wissen Sie über die Ingrid Linde«, unterbrach ihn Sally. »Ah, das untergegangene Schiff.
Das gehört - eh --- zu einer Phase der
Unternehmensgeschichte, als ich noch nicht für Mr.
Bellmann arbeitete. Doch ich glaube, dass die
Passagierliste den Namen des Mannes enthielt, der Zeuge
von Mr. Bellmanns Streit mit Arne Nordenfels war. Der
Bankrott der Anglo-Baltischen Schifffahrtsgesellschaft
hatte jedenfalls zur Folge, dass sich Mr. Bellmanns
Geschäftsinteressen in diesem Sektor ungehindert
ausbreiten konnten. «
»Ich hätte gern einen schriftlichen Beleg für seine
Beteiligung«, forderte Sally.
»Das dürfte schwierig werden. Ich müsste Recherchen
anstellen --- und ich müsste mit größter Umsicht
vorgehen, aber ich werde mein Bestes tun. «
»Sie haben von Einfluss gesprochen«, schaltete sich
Frederick ein. »Wie weit reicht er in die Regierung oder
in die Verwaltung?« »Oh, ziemlich weit. Mr. Bellmanns
Finanzmacht hat schon viel vermocht --- insbesondere
bei Lizenzen und gesetzlichen Regelungen im
Zusammenhang mit Waffenexporten. Bei Ihren
Recherchen sind Sie, wenn ich das sagen darf, auf
außerordentlich brisante Dinge gestoßen, die sehr bald
schon einige hoch gestellte Persönlichkeiten in
Verlegenheit gebracht hätten. «
»Gut, aber wen?«, bohrte Frederick weiter. »Bisher
haben Sie uns nichts berichtet, was wir nicht schon
wissen. Namen, Mr. Windlesham, Namen. «
»Sir James Nash, der Generalinspekteur der Artillerie
im Kriegsministerium. Sir William Halloway-Clark,
Unterstaatssekretär im Außenministerium. Der
Botschafter in Russland. Außerdem einige weniger
hochrangige Vertreter. « »Ist über diese Dinge im
Kabinett gesprochen worden?«, fragte Sally.
»Entspricht es der Politik der Regierung, diese Waffe
herzustellen und zu verkaufen?«
»Oh nein, ganz und gar nicht. Die staatlichen Vertreter,
die ich gerade genannt habe, halten sich nicht an die
politischen Leitlinien. Es gäbe einen Riesenskandal,
wenn ihre Machenschaften ans Licht kämen. «
»Lord Wytham«, sagte Frederik, um das Thema zu
wechseln, »welche Rolle spielt er eigentlich?«
»Ah!« Mr. Windlesham zwinkerte. »Der Vater der
Braut. Eine romantische Episode, dieses Abenteuer in
Schottland, finden Sie nicht auch? Hatten Sie mehr
Erfolg als unsere Agenten bei der Suche nach dem
schwer fassbaren Magier des Nordens?« »Wenn Sie
schon fragen, ja. Wir haben ihn aufgespürt. Er ist hier in
London bei einem guten Freund untergebracht. Er wird
nicht mehr fliehen - und Sie werden ihn nicht finden.
Aber nochmals, was hat Lord Wytham eigentlich vor?«
»Ja«, sagte Mr. Windlesham traurig, »es ist nicht leicht
für ihn. Man hat ihm auf Grund seiner guten Kontakte zu
Regierungskreisen einen Direktorenposten gegeben. Dort
hätte er nützlich sein können, doch diese --- eh ---
schottische Affäre wird bald publik werden. Mr.
Bellmann weiß genau, dass ein Skandal nicht mehr zu
vermeiden ist. Das ist eine der vielen Störungen, die ihn
bedrohen. Diese bedroht freilich eher Lord Wytham.
Vielleicht könnte sie für ihn sogar fatal sein. «
»Ich frage mich, was Sie damit meinen«, sagte
Frederick. »Nein, bemühen Sie sich nicht um eine
Erklärung. Übrigens, waren Sie es, der Sackville und
Harris angeheuert hat? Und den Mann, der Miss Lockhart
gestern Nacht überfallen hat?«
»Was das betrifft«, antwortete Mr. Windlesham mit
ernster Stimme, »muss ich mich schuldig bekennen.
Glauben Sie mir, ich habe es widerwillig getan, mit
Scham und Bedauern, und seither denke ich nur mit Reue
und Zerknirschung an den Entschluss zurück. Umso
größer war meine Erleichterung, als ich heute Morgen
erfuhr, dass Sie noch am Leben sind. Und was Mrs. Budd
betrifft - ich
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