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Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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Reise mit Jill hatte er ihn hervorgeholt. Fotos von Berit, von ihrem gemeinsamen Leben. Hier war alles Wichtige dokumentiert. Die Verlobung, ihr junges, kindliches Gesicht mit Augen, die weit geöffnet waren und einen fragenden Ausdruck hatten. Sie trug ihr Haar hochgesteckt zu einer Frisur, von der er sich zu erinnern meinte, dass man sie Banane nannte. Er hatte diese Frisur nie gemocht, doch das hatte er ihr nicht gesagt.
    Die Trauung in Kopenhagen, schlicht und förmlich. Berit hatte sich im Gegensatz zu ihm eine große, prachtvolle Hochzeit gewünscht. Die Svenska Gustafskyrka diente letztlich als Kompromiss. Er erinnerte sich daran, dass Jill als Trauzeugin dabei gewesen war, und konnte sie auch auf einem der Fotos ausmachen, nach der Trauung, beim Abendessen im Restaurant De syv små hjem. Berit war schwanger gewesen, als sie heirateten, doch noch war es nicht zu erkennen. Aber es gab spätere Bilder von ihr, der dicke Bauch von unten fotografiert. Er erinnerte sich, wie er vor ihr gehockt hatte, um die richtige Perspektive zu finden. Berit als junge Mutter, viele, viele Bilder von den Jungs und ihrer Mutter. Hingegen nicht so viele von ihm selbst. Denn fast immer war er es, der die Kamera bediente.
    Es schmerzte ihn, die Fotos anzuschauen. Und dennoch musste er es tun. Sich plagen und peinigen, wie eine Art Strafe. Sie erinnerten ihn daran, dass er sie enttäuscht hatte. Nicht nur einmal, sondern mehrfach. Zum Beispiel, als die Jungen geboren wurden. Er hatte es nicht über sich gebracht, dabei zu sein. Er hatte sich dafür selbst verachtet und verabscheut, dass er den Geruch nach Blut und Äther nicht ausstehen konnte, ich gehe kurz nach draußen, ich komme gleich zurück, und ihm wurde schwindelig vom Klang der medizinischen Instrumente, die gegen rostfreien Stahl klapperten, ich komme gleich zurück. Aber er kam nicht. Und darin lag sein Wortbruch. Ihre zerbissenen Lippen formten seinen Namen, aber er ging, ging den gleißend hellen Korridor entlang, hinter den Türen lagen die Frauen und schrien, er wollte sich mit den Händen die Ohren zuhalten und hinausrennen, aber er ging, immer geradeaus marschierte er, immer weiter und nach draußen.
    Er war nicht nach Hause gefahren, sondern hatte sich in der Stadt herumgetrieben. Hatte sich wie ein Schwein gefühlt, es aber nicht geschafft, zurückzugehen. Nicht vor dem nächsten Morgen. Beide Male. Beide Kinder waren in den frühen Morgenstunden zwischen drei und vier Uhr geboren worden. Das erste Mal weinte sie, als er wiederkam, wandte sich von ihm ab und wollte ihn nicht sehen. Das nächste Mal war sie besser gewappnet.
    Verzeih mir, Berit. Ich war ein großes Stück Scheiße. Ich war es nicht wert, dich zu lieben.
    Ihre Eltern hatten ihn nie akzeptiert. Er erinnerte sich an den zögerlichen Handschlag des Mannes, als er zum ersten Mal nach Hässelby eingeladen war.
    »Sie arbeiten also mit Zahlen, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    »Das stimmt. Ich bin anerkannter Wirtschaftsprüfer.«
    Tor konnte sich noch an die stickige, feuchte Luft erinnern. Sie standen draußen im Gewächshaus, Berits Vater baute Gurken und Tomaten an.
    »Oho.« Er nahm seine Schirmmütze ab und strich sich über die spärlichen Haarsträhnen. Er war alt, und auch Berits Mutter war alt. Sie hatten sie erst spät bekommen. Und sie wachten mit Adleraugen über sie. Ihr einziges Kind.
    »Sie werden sich ab jetzt doch gut um sie kümmern?«, hatte Berits Mutter gefragt, als sie im Auto saßen, um nach Kopenhagen zu fahren. Sie hatte sich über die heruntergekurbelte Scheibe auf der Fahrerseite gebeugt, streng und missbilligend. »Ich sag es noch einmal, es wäre wirklich schön gewesen, wenn ihr eine richtige kirchliche Hochzeit mit allem Drum und Dran gefeiert hättet. Und nicht einfach so wegfahren würdet, als handle es sich um etwas, dessen man sich schämen muss.«
    Berit streckte ihren Arm quer über den seinen hinaus und drückte die Hand ihrer Mutter.
    »Mama!«, bat sie flehend.
    Nein, eine gute Beziehung zu seinen Schwiegereltern hatte er nie gehabt.
    Solche Männer, die rechnen.
    Sie hatten sich jemand Gediegeneres und Bodenständigeres gewünscht, jemand, der das weiterführen konnte, was der Alte aufgebaut hatte. Der das Gewächshaus und den ganzen Mist übernehmen würde. Doch er war aus anderem Holz geschnitzt. Und deshalb taugte er auch nicht als Ehemann für ihre Tochter. Glücklicherweise brauchten sie nie zu erfahren, dass er es nicht geschafft hatte, sie zu

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