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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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andernfalls hätte ich ein Gedeck für dich auftragen lassen…«
    »Zumindest das will ich dir gerne glauben, Onkel«, entgegnete Sarah barsch. »Bei allem anderen hingegen werde ich in Zukunft äußerste Vorsicht walten lassen.«
    Sie holte tief Luft, während sie versuchte, ihre Wut in den Griff zu bekommen.
    »Du bist aufgebracht«, stellte der Doktor wenig geistreich fest. Dem Butler bedeutete er, sich zurückzuziehen und die Tür hinter sich zu schließen. »Darf ich erfahren, was diesen Gefühlsausbruch verursacht hat?«
    »Unaufrichtigkeit«, antwortete Sarah schlicht. »Bei allem, was du mir über diese Mordfälle mitgeteilt hast, hast du vergessen zu erwähnen, dass der Duke of Clarence ein menschliches Wrack und von Opium abhängig ist. Kein Wunder, wenn alle Welt ihn für verdächtig hält…«
    »Schweig!«, rief Laydon und hob beschwörend die Hände. »Bei allem, was dir heilig ist, Sarah – du darfst dies nie wieder aussprechen. Nicht einmal denken darfst du es. Was du im Palast von St. James gesehen hast, darf niemals nach außen dringen, hörst du? Schon jetzt machen aberwitzige Gerüchte die Runde. Sollten die Feinde des Königshauses die Wahrheit erfahren, so könnte dies das Ende von allem bedeuten.«
    »Also geht es in Wirklichkeit nicht darum, den Mörder von Whitechapel zu finden, sondern den Namen des Herzogs reinzuwaschen, unabhängig davon, ob er nun schuldig ist oder nicht. Und das macht mich wütend, Onkel.«
    »Der Name des Herzogs braucht nicht reingewaschen zu werden, weil der Duke of Clarence sich nichts hat zuschulden kommen lassen. Es scheint nur so zu sein, dass der Mörder – wer immer er sein mag – es darauf anlegt, den Verdacht auf den königlichen Enkel zu lenken, daher auch die Verbindung zur Ägyptischen Liga.«
    »Du denkst also, dass die Hieroglyphen, die am Tatort gefunden wurden, nur ein Ablenkungsmanöver sind?«
    »Es wäre möglich.«
    »Dann verstehe ich nicht, weshalb man mich hinzugezogen hat«, wandte Sarah ein.
    »Weil wir in dieser Sache völlig sichergehen müssen und uns keine Fehler erlauben können«, erwiderte Laydon mit eindringlichem Tonfall. »Wenn der Allmächtige Ihre Majestät die Königin irgendwann zu sich beruft, so ist der Duke of Clarence ein möglicher Thronfolger, und England kann sich keinen von Skandalen geschwächten Monarchen leisten.«
    »Das verstehe ich«, sagte Sarah nur. »Ich bin nur enttäuscht, dass du mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hast, Onkel. Wie soll ich in dieser Sache helfen, wenn ich nicht alle Fakten kenne?«
    »Dieses spezielle Faktum war für dich erst einmal ohne Belang. Du solltest dem Herzog völlig unvoreingenommen entgegentreten. Es stehen zu viele Interessen auf dem Spiel – zumal sich die Lage in der vergangenen Nacht noch einmal zugespitzt hat.«
    »Inwiefern?«, wollte Sarah wissen, die Züge noch immer gerötet.
    »Es hat einen weiteren Mord gegeben«, antwortete der Doktor – und hatte die Überraschung auf seiner Seite.
    »Einen weiteren Mord in Whitechapel?«, fragte Sarah, und ihr Zorn wich der Bestürzung.
    »In der Tat – und wieder ist das Opfer eine junge Frau, die einem höchst zweifelhaften Gewerbe nachging. Du wirst zugeben, dass der Duke of Clarence in seinem Zustand unmöglich der Täter gewesen sein kann.«
    »Das ist wahr.« Sarah nickte nachdenklich. »Aber würde sein Alibi publik gemacht werden, könnte das das Ende der Monarchie bedeuten…«
    »Ich sehe, du beginnst das ganze Ausmaß dieser unerfreulichen Angelegenheit zu begreifen.« Laydon nickte. »Verstehst du, Sarah? Es geht hier nicht um mich oder um dich. Wer immer diese Morde verübt, scheint es darauf anzulegen, den Duke öffentlich zu brüskieren, und unsere einzige Hoffnung, den Täter zu fassen und zu entlarven, besteht darin, den Hinweisen zu folgen, die er hinterlässt – und das ist deine Aufgabe, Sarah.«
    »Schön und gut, Onkel. Aber dazu will ich die ganze Wahrheit wissen. Ich brauche mehr Informationen. Und ich benötige alle Details.«
    »Die wirst du bekommen, mein Kind. Der Kurier von Scotland Yard hat mich erst vor wenigen Minuten über die Angelegenheit in Kenntnis gesetzt. Ich nehme an, ich soll bei der Untersuchung der Leiche zugegen sein.«
    »Gut – auf diese Weise wird wenigstens ein Gentleman mit Verstand dabei sein.«
    Trotz der angespannten Lage konnte sich Laydon ein Lächeln nicht verkneifen. »Darf ich diesem für meine Kollegen so unschmeichelhaften Kompliment entnehmen, dass du weiter an dem

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