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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Ermittlung auf ein simples Buchstabenrätsel aufbauen sollte.«
    »Es ist weit mehr als das«, versicherte Sarah energisch, »und wenn Sie erlauben, Commander, so würde ich meine Ausführungen gerne fortführen.«
    »Nur zu«, tönte es säuerlich.
    »Onkel Mortimer«, wandte sich Sarah an Laydon, »du hast die Berichte der Obduzierungen der Opfer gelesen«?
    »Nicht nur das«, erwiderte der Arzt. »Teilweise habe ich sie selbst verfasst.«
    »Und du kannst bestätigen, dass den Opfern innere Organe entnommen wurden?«
    »In der Tat.«
    »Welche?«
    »Nun – beim ersten Opfer ist es die Leber gewesen, wenn ich mich recht entsinne. Beim zweiten die Lunge, beim dritten der Magen. Zuletzt hat der Mörder besonders verabscheuungswürdig gewütet und die Unterleibsorgane seines bedauernswerten Opfers geraubt.«
    »Danke, Onkel Mortimer.« Sarah nickte. »Wie einige der Gentlemen vielleicht wissen, war es im alten Ägypten üblich, die Körper Verstorbener einer Behandlung zu unterziehen, die wir Mumifizierung nennen – indem man den Körper eines Verstorbenen haltbar machte, wollte man ihn für das Weiterleben im Jenseits bewahren. Und die Priester machten ihre Sache gut – einige der Mumien, die in den letzten Jahren gefunden wurden, waren in erstaunlich gutem Zustand.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, drängte Devine.
    »Im Zuge der Mumifizierung«, fuhr Sarah fort, »wurden den Verstorbenen auch die Eingeweide entnommen und in eigens dafür angefertigte Vasen gegeben, die wir Kanopen nennen. Jede dieser vier Kanopen war einer anderen Gottheit des ägyptischen Pantheon geweiht – und nun raten Sie, welche Organe es waren, die den Kanopen anvertraut wurden.«
    »Ich weiß es nicht, Lady Kincaid, sagen Sie es mir«, murrte Devine. »Ich habe keine Zeit für weitere Ratespiele.«
    »Es waren die Leber, die Lunge, der Magen und die Unterleibsorgane«, eröffnete Sarah – und einmal mehr blickte sie in staunende Gesichter. »Wollen Sie immer noch behaupten, dass all das bloßer Zufall sei? Dass wir es mit kindischen Spielereien zu tun haben?«
    »Nun«, wandte Sir Jeffrey ein, »im Grunde bestätigt das doch nur, was wir von Beginn an vermutet haben – nämlich dass jemand den Tatverdacht auf den königlichen Thronerben lenken will, der der Vorsitzende der Ägyptischen Liga ist.«
    »Bei allem Respekt, Sir Jeffrey«, wandte Sarah ein, »glaube ich nicht, dass sich diese Theorie weiter halten lässt. Dafür sind die Verbindungen, die Mister du Gard und ich herausgefunden haben, zu vielfältig. Ich denke, dass die Morde von Whitechapel weder auf das Konto eines wahnsinnigen Mörders gehen noch auf das eines Aufständischen – sondern dass ein Bündnis von Verschwörern dahinter steht, die sich einem Jahrtausende altem Kult verschrieben haben.«
    »Tatsächlich?« Devine gab sich unbeeindruckt. »Und von welchem Kult sprechen wir hier?«
    »Von dem der Gottheit Thot«, erklärte Sarah ohne Zögern. »Und einmal vorausgesetzt, dass einer Lady diese Unsitte erlaubt wäre, würde ich jede Wette eingehen, dass die Sektierer auf der Suche nach dem Buch der Geheimnisse sind.«
    »Warum sind Sie so sicher?«
    »Alors, weil es immer so gewesen ist«, antwortete du Gard, noch ehe Sarah etwas erwidern konnte. »Die Menschheit lernt einfach nicht dazu, messieurs, das ist eine ebenso einleuchtende wie frustrierende Tatsache – und deshalb sucht sie heute nach denselben nichtigen Dingen wie vor Tausenden von Jahren.«
    »Ist es das, was Ihre eigenartigen Künste Sie gelehrt haben?«, zischte Inspector Fox. »Ich habe Erkundigungen über Sie eingeholt, Mister du Gard, und Sie sind nicht gerade das, was ich vertrauenswürdig nennen würde. Ich denke nicht, dass wir in diesem Fall auf Ihren Ratschlag zurückgreifen sollten.«
    »Mister du Gard ist ein Gentlemen und ein Mann von Ehre«, erklärte Sarah entschieden. »Er genießt mein vollstes Vertrauen und hatte stets auch das meines Vaters. Wenn Sie das Andenken an Gardiner Kincaid nicht beleidigen wollen, Mister Fox, so rate ich Ihnen, ein wenig vorsichtiger zu sein.«
    »Lady Kincaid hat Recht, Inspector«, stimmte Devine zu und bedachte seinen Untergebenen mit einem strafenden Blick. »Dennoch kann auch ich in dieser Sache nichts anderes sehen als ein abenteuerliches Hirngespinst. Wo ist der Beweis dafür, dass in Wahrheit eine Gruppe von Sektierern hinter den Morden von Whitechapel steht?«
    »Hieroglyphen aus Blut, Tatorte, deren Namen mit Bedacht ausgewählt wurden, Organe, die

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