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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ebenso kalt. »Das wird kein Problem mehr darstellen. Ich wäre nicht, wo ich heute bin, wenn ich die schmutzige Arbeit selbst tun würde. Und mit diesem Fall verhält es sich nicht anders. Ich werde dem Kind ein Heim geben, weil ich es Gilarra versprochen habe, aber ich werde mich nicht bei der Göre einschmeicheln. Werde für heute allein damit fertig, morgen stelle ein Kindermädchen ein. Das wäre alles.«
    Sie ging zum Fenster, zog den Vorhang beiseite und schaute nach draußen. »Ich sagte, das ist alles für heute.«
    »Sehr wohl, Dame Seriema.« Presvel gehorchte still und verließ den Raum. Es gab Zeiten, das wusste er, wo es am besten war, den Mund zu halten und zu tun, was einem gesagt wurde. Er wäre nicht schon so lange bei ihr in Stellung, wenn er nicht genau wüsste, bis auf den Zoll genau, wie weit er bei ihr gehen konnte. Doch diesmal hatte er sich verrechnet. Er hatte sie schon zornig, nach Rache dürstend, starrköpfig, aufgewühlt und grausam gesehen – aber er hätte nicht geglaubt, den Tag zu erleben, an dem sie Angst haben würde.
    Einen Augenblick später, als er in die Küche eilte, zog ein Lächeln über sein Gesicht. Ein Gedanke – ein wunderbarer, herrlicher, genialer Einfall nahm in seinem Kopf Gestalt an. Das ist es!, dachte er und konnte kaum seine Erregung im Zaum halten. Das ist der Weg, wie ich Rochalla retten und auf diese Insel der Sicherheit und Tröstung bringen kann. Wenn sie einwilligt, das Kindermädchen der Kleinen zu werden, kann sie hier wohnen und ist versorgt wie wir alle. Sie wird gut zu essen haben, warme Kleidung, und sie muss sich nicht mehr die Finger wund arbeiten …
    Aber was ist mit der anderen Sache?, fragte eine leise Stimme in seinem Hinterkopf. Ich kann sie kaum hierher bringen unter der Maßgabe, ihr helfen zu wollen, und gleichzeitig von ihr erwarten, dass sie weiterhin meine Hure ist. Presvel spürte einen Stich im Herzen – den Ersten von vielen, wenn er seinen Plan ausführen würde. Andererseits mochte Rochalla mit der Zeit sich ihm vielleicht aus freien Stücken wieder zuwenden, und so lange würde er sich mit der Rolle des Wohltäters zufrieden geben. Das wäre wahrscheinlich am sichersten. Aber sie mussten unglaublich vorsichtig sein, um nicht zu verraten, dass sie sich bereits kannten. Seriema wäre vollkommen außer sich, wenn sie je erfahren müsste, dass ihr Kindermädchen eine Unterstadthure gewesen ist, und keinesfalls würde sie milde über die Verbindung zwischen dem Mädchen und ihrem ersten Diener urteilen. Noch schlimmer wäre es, wenn sie herausfände, dass unter ihrem Dach Heimlichkeiten vor sich gingen. Ihr Zorn würde keine Grenzen kennen, und er selbst würde sich mitsamt seiner Liebsten auf der Straße wiederfinden.
     
    Vor dem Haus der wohlhabenden Dame Seriema war eine dunkle Gestalt aufgetaucht und lag im Schatten bei den Torpfosten auf der Lauer. Als sich am Fenster ein Vorhang bewegte und ein wenig Licht in den Schnee hinausließ, blickten feindselige Augen zu der Frau hoch, deren Profil sich gegen den Lampenschein abzeichnete. »Mach das Beste aus diesem Abend, verehrte Dame«, murmelte derjenige, und seine Stimme versprach Schonungslosigkeit. »Denn dafür, was du mir angetan hast, wird es dein letzter sein.«
    Unverwandt starrte er sie an, bis sie den Vorhang wieder schloss. »Mach dir keine Sorgen, dass es allzu schnell geht. Ich werde es mir nicht leicht machen. Denn du sollst genau erfahren, was meine Frau gelitten hat, bevor du deinen letzten Atemzug tust. Das schwöre ich.«
     
    Als Evelinden schließlich das Haus der Schmiedin verließ war es schon spät, aber sie hatte ihre Arbeit erledigt. Die obdachlose Familie lag im Bett und schlief friedlich dank eines Beruhigungstrankes. Es war ihr sogar gelungen, ein wenig davon in Agellas Wein zu gießen, und dann war sie noch so lange geblieben, bis ihre Freundin am Feuer eingenickt war. Ohne Zweifel wird sie über mich verärgert sein, wenn sie wieder aufwacht, dachte sie lächelnd, aber das macht nichts. Wenn sie in der Nacht nur gut schläft, dann darf sie meinethalben am Morgen so wütend werden, wie sie will. Während sie durch den Schnee stapfte, dachte sie, dass sie selbst auch einen Schlaftrunk gebrauchen könnte, nachdem sie dem armen Mädchen zugehört hatte.
    Auf dem Weg zum inneren Bezirk war sie dankbar für die Lampen, die man auf langen Pfählen zwischen die Häuser gesetzt hatte. Ein scharfer Wind zerrte an ihrem weißen Mantel, und sie fror. Bei Myrial,

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