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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Zecher, die Spieler, Taschendiebe und die Dungsammler, hatten sich verkrochen. Auch der Heilige Bezirk lag wie verlassen da. Nur ein schemenhaftes Flügelwesen erhob sich aus dem blutgetränkten Schnee, flog in Kreisen zur Basilika hinauf, um sich dort auf den höchsten Sims zu hocken. Für diese Nacht war es satt, doch es wollte noch eine Weile bleiben, bevor es sich auf den Heimweg machte.
    Es hielt eine Kette in den Klauen, an der ein Schmuckstück baumelte. Begehrlich starrte es auf die rote Gemme und beobachtete fasziniert, wie sie im Licht funkelte. Sie stammte von seiner letzten Beute, und der kleine herzförmige Rubin war das Zeichen der Ärzte, das sie mit Erlangung ihres Berufsstandes tragen durften. Doch weder wusste dies die Kreatur, noch hätte es sie gekümmert. Unter den Ak’Zahar waren glänzender Schmuck und glitzernder Tand begehrte Kostbarkeiten, und dieser hier, der einen Stein in der Farbe von frischem, köstlichem Blut enthielt, war ein besonders wertvolles Exemplar.
    Ah, welch ausgezeichnetes Revier! Die Jagd war leicht gewesen, und der Ak’Zahar spürte, dass hier noch mehr leichte Beute zu machen war, denn genug Leben verbarg sich noch hinter den vielen Wänden. Lebendiges, frisches Fleisch. Voller Blut. Weiche, schwache, verwundbare Tiere. Aus schmalen, schrägen, blutroten Augen, die in der Dunkelheit so gut wie bei Tag sehen konnten, blickte er zufrieden um sich.
    Er verwendete keinen Gedanken darauf, welche Art Leben die Tiarondianer führten. Solche Dinge lagen gänzlich außerhalb seiner Vorstellungswelt. Was er allein verstand, war die Gegenwart von warmem, bebendem Fleisch und Blut, von pulsierendem Leben. Fraß! Viel Fraß! Er brauchte nur zuzugreifen. Dieser Ort hatte nur auf seinesgleichen gewartet.
    Er hatte genug gesehen. Lautlos breitete er die ledrigen Flügel aus und flog nach Norden gegen den Sturm davon – über die Heilige Stadt und ihren Hausberg hinweg ins Gebirge, zum Ursprungsort des Sturms, wo ein langer Abschnitt der Schleierwand verschwunden war.
    Zurück in sein Reich, um die übrigen Ak’Zahar an die reiche Nahrungsquelle zu führen, die ihnen sicher war.

 
     
    Toulac sah keinen Grund, warum Veldan dieses Wagnis eingegangen war und diesen Aufruhr – mit solch verheerenden Folgen – verursacht hatte. Zuerst war sie über diese draufgängerische Tat in rasenden Zorn geraten, aber der war so schnell vergangen, wie er gekommen war. Sie hielt es im Grunde für dumm, wegen einer Sache zu streiten, von der sie kaum etwas wusste. Von ihrer absonderlichen Maske abgesehen war Veldan ihr als besonnen erschienen, überhaupt nicht von der Sorte, die nachts bei anderen Leuten durchs Fenster springt und ihre Nase überall hineinsteckt, wo sie nicht hingehört – außer wenn sie einen guten Grund dafür hatte. Es sollte wirklich ein verdammt guter Grund gewesen sein!, dachte die alte Kriegerin.
    Wer braucht denn einen Grund, Toulac? Komm schon – gib’s zu. Du genießt es doch! Im Hinterkopf hörte sie ihr jüngeres Ich, die zähe, tollkühne Abenteurerin, die sie schon tot geglaubt hatte. Und sie hatte sogar vollkommen recht. Toulac war überrascht, dass sie in der brutalen Kälte mit steifgefrorenem, schmerzendem Gesicht ein Grinsen zustande brachte. Der eiserne Rückenschild aus Kummer und Einsamkeit war zerschlagen. Sie fühlte sich, als ob die Trostlosigkeit der vergangenen Jahre im Wind zerstob. Die aufregende Flucht hatte ihr Blut in Wallung gebracht wie ein schwerer Wein. Sie spürte neues Leben, neue Kraft, und fühlte sich so jung wie lange nicht mehr. Veldan und ihr merkwürdiger Gefährte hatten ein Wunder vollbracht. Schließlich war gegen alle Wahrscheinlichkeit eingetroffen, wonach sie sich so sehr gesehnt und das zu erleben sie nicht mehr geglaubt hatte: das Abenteuer.
    Auf Kazairl zu reiten war ziemlich aufregend. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, mit welcher Geschwindigkeit er sich fortbewegen konnte, und musste ihre ganze Kraft und Geschicklichkeit aufbringen, um nicht herunterzufallen. Sie wurde hin und her geworfen, während der Drache im Zickzack zwischen den Bäumen hindurchsetzte und den Schnee von den Ästen schüttelte, der ihnen immerfort in schweren, nassen Klumpen auf den Kopf fiel. Die Zweige schlugen ihnen um die Ohren, wenn es Hals über Kopf ins nächste Dickicht ging, und sie musste ständig den Kopf einziehen, sonst hätte sie am Ende noch ein Auge verloren.
    Ein wenig konnten sie in der Dunkelheit sehen, denn Veldan trug

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