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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Frechheiten, Lümmel, dann passiert dir auch nichts! Also, willst du nun das schöne Stück oder nicht? So was siehst du so schnell nicht wieder.«
    »Ich hab ja nur gefragt«, jammerte Scall und griff sich ans Ohr. Er schob die Unterlippe vor wie ein Brett. »Du darfst mich überhaupt nicht schlagen.« Im diesem Moment fiel sein Blick auf den Sack. »Was ist das?«
    »Äh – nichts«, sagte Barsil hastig.
    Scall riss die Augen auf. »Das ist sie, stimmt’s? Sie ist tot!« Seine Stimme hob sich am Ende zu einem schreckerfüllten Schrei. »Du versuchst, mir die Kleider einer Toten zu verkaufen!«
    »Halt’s Maul! Nicht so laut, du Idiot!«, herrschte Barsil ihn an. Dann breitete er entschuldigend die Arme aus. »Also gut, sie ist tot. Aber sieh mal, sie braucht ihre Weste jetzt nicht mehr, oder? Und das ist ein verdammt gutes Leder, jawohl. Solche Handarbeit siehst du nicht alle Tage. Na, da wäre es doch glatt ein Verbrechen, so ein gutes Stück mit zu begraben. Ich bin sicher, die arme Seele hätte genau das Gleiche gesagt.«
    Der Junge schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trocknen. »Wie ist sie …«, begann er flüsternd, doch Barsil sah ihn so grimmig an, dass er schnellstens den Mund hielt. »Hör zu, Kleiner! Wenn du hier im Heiligen Bezirk lange leben willst, dann vermeide es, solche Fragen zu stellen, und merke dir, wann es besser ist, den Mund zu halten. Verstanden? Sie hatte einen Unfall. Und das ist sicher eine traurige Sache. Also willst du jetzt die verdammte Weste, oder soll ich sie einem anderen geben?«
    Für eine kurze Weile kämpfte Scall mit der Versuchung. »Was verlangst du dafür?«, fragte er schließlich.
    Barsil grinste ihn an. »Na, das ist schon besser. Du lernst doch noch, deinen Kopf zu gebrauchen.« Er neigte sich dicht heran und sagte betont wohl wollend: »Da ich weiß, dass du nur ein Lehrling bist und kaum Geld hast, bitte ich dich nur um einen kleinen Gefallen. Aus reiner Güte, versteht sich. Ich brauche ein neues Schwert, aber die Schmiedin hat so viel zu tun. Selbst wenn ich sie jetzt fragen würde, käme ich erst nach Monaten an die Reihe. Du weißt sicher, wo sie ihre Liste verwahrt. Wenn du dich nur da heranschleichst und meinen Namen an die erste Stelle setzt, dann gebe ich dir diese wunderschöne Weste umsonst. Na, was sagst du?«
    Der Lehrling zögerte. »Agella ist sehr eigen, was diese Liste betrifft. Sie sagt, ihr guter Ruf hängt davon ab, dass sie gute Arbeit leistet und ihre Kunden gerecht behandelt. Außer natürlich bei Hauptmann Blank oder beim Hierarchen nimmt sie es sehr genau mit der Reihenfolge. Wenn sie mich dabei erwischt, wie ich mich an ihrer Liste zu schaffen mache, dann kann ich was erleben.«
    »Ach, komm schon – du schaffst das«, drängte Barsil. »Ein schlauer Junge wie du. Wenn du es richtig machst, merkt sie keinen Unterschied. Und …«, er schwenkte das Kleidungsstück verführerisch vor Scalls Nase, »du wirst der stolze Besitzer dieser hübschen Weste.« Er zwinkerte ihm zu. »Das könnte die Mädchen anlocken, was meinst du? Vielleicht diese hübsche Kleine in der Brauerei? Ich habe schon gesehen, dass du ein Auge auf sie geworfen hast.«
    »Ich mach’s«, sagte Scall schnell. »Aber wie wär’s, wenn ich dich an die zweite Stelle setze, damit es weniger auffällt?«
    »Gemacht!« Barsil schlug dem Jungen auf die Schulter und gab ihm die Weste. »Aber vergiss nicht, ich erwarte, dass du dich an die Abmachung hältst. Lass es nicht dahin kommen, dass ich nach dir suchen muss.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich tu’s, sobald ich kann.« Der Lehrling rannte davon, und keinen Moment zu früh. Er musste dem Karren ausweichen, der durch den Torbogen rumpelte.
    Barsil schüttelte den Kopf. Ich glaube nicht, dass ich jemals so ein Kind gewesen bin, und so leichtgläubig, dachte er. Keinesfalls aber so dumm.
     
    »Hilf mir – bitte. Ich muss mich übergeben.« Das war es, was Veldan sagen wollte, doch die Hälfte des Satzes ging verloren, als sie durch das Scheunentor schwankte und auf Hände und Knie fiel. Ihre Erinnerung an die jüngsten Ereignisse war noch sehr verschwommen. Sie hatte sich nur in das Laken eingewickelt und zitterte heftig. Der ganze Körper tat ihr weh, im Kopf dröhnte es, als wolle er bersten, und der Schmerz stach ihr wie mit Messern zwischen die Rippen.
    Im Augenblick war das einzig Gute in ihrem Leben der Anblick von Kaz, der auf sie zu raste, dabei den angetrockneten Schlamm von seinem Körper nach allen Seiten

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