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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Wahrheit sagte, als er den Drachen beschrieb. Doch war es ihm sehr wichtig, die Stelle des Erdrutsches persönlich in Augenschein zu nehmen. Wahrscheinlich hatte sich der Drache auf dem Weg nach Gendival befunden. Da es ihm gelungen war, so weit in dieses unwirtliche Gebirge vorzudringen, konnte man darauf wetten, dass er nicht allein gekommen war. Zu einem ungünstigeren Zeitpunkt hätten die Wissenshüter sich nicht einmischen können. Jeder Agent des Schattenbundes musste gefunden und sofort ausgeschaltet werden.
    Bei allen Ungelegenheiten, die der Drache ihm bereitete, empfand Blank ein wenig Mitleid mit dessen Volk. Wenn die Drachen so verzweifelt waren, dass sie einen der ihren auf den langen Weg durch das nasskalte Nordland schickten, dann musste ihre Not wirklich groß sein. Düster dachte er an die Lebewesen, die zu Tausenden in der ganzen Welt dahinstarben. Und alles nur, weil ein Mann so mutig – oder so verrückt – gewesen war, an den Grenzen etwas ändern zu wollen, von denen sie so lange Zeit beschützt worden waren.
    Plötzlich geriet er in Panik. In den ledernen Stulpenhandschuhen wurden ihm die Hände feucht. Das Pferd witterte seine Angst und warf den Kopf hin und her. Dann hatte Blank sich wieder in der Gewalt. Gib nicht vor, du hättest diesbezüglich ein schlechtes Gewissen, sagte er zu sich selbst. Du wusstest sehr gut, dass viele sterben würden, wenn du dich an der Schleierwand zu schaffen machst, angefangen bei den grotesken, kriegerischen Gaeorn bis hin zu dem weisen und ehrenvollen Drachenvolk. Ihr Tod ist notwendig. Unvermeidlich. Die Bewohner dieser Welt haben in ihren kleinen Enklaven vielleicht sicher gelebt, aber dafür sind sie rückständig und abgestumpft. Das muss sich ändern, und jede Veränderung habe ihren Preis. Deine Meinung ändern und davon Abstand nehmen kannst du nicht mehr. Du hast eine Kettenreaktion ausgelöst, die sich nicht mehr anhalten lässt. Und die Stärksten werden schließlich überleben. Die Stärksten, die Zähesten – und die Klügsten. Am Ende sind sie befreit und können gehen, wohin sie wollen, und sich entwickeln, wie sie es für richtig halten.
    Rede es dir nur gut ein, höhnte eine Stimme in seinem Hinterkopf. Rede es dir nur gut ein, dass du es um ihretwillen tust. Wenn du das lange genug behauptest, wird es vielleicht sogar wahr.
     
    Der durchnässte Umhang zog an seinen Schultern, doch der Hierarch fühlte sich ganz leicht. Er beobachtete, wie die Soldaten den Drachen ausgruben. Gerettet! Er konnte sein Glück kaum fassen. Er würde nicht seinen Platz auf dem Scheiterhaufen einnehmen müssen, würde nicht zu Ehren Myrials geopfert werden. Der Gott zeigte sich gnädig: Diesmal würde das unglaubliche Geschöpf an seine Stelle treten.
    Der Himmel sah bedrohlich schwarz aus. Rings um die Ausgrabungsstelle hatte man Pechfackeln in den Morast gesteckt. Das Ungeheuer war bereits zur Hälfte freigelegt. Ob tot oder sterbend, es war außergewöhnlich schön. Der Kopf mit der spitz zulaufenden Schnauze hing schlaff zur Seite, doch seine Form war elegant und erschien wie aus reinem Gold. Zavahl wünschte sich die großen Augen sehen zu können, doch trotz aller Versuche seitens der Soldaten, sie zu öffnen, blieben sie fest geschlossen. Schon die Körpermaße des Drachen würden dem hartnäckigen und unzufriedenen Volk vor Augen halten, dass der Hierarch die Gunst seines Gottes sehr wohl noch besaß.
    Er hatte nun genug gesehen – mehr als genug –, um sich seiner Sache gewiss zu sein. Es war an der Zeit, sich des Händlers zu entledigen. Zavahl warf einen Seitenblick auf ihn. Der Mann stand wartend in der Nähe, das Gesicht unter der Kapuze verborgen, und kauerte sich zitternd in seinen Mantel. Er sah dem Vorgang unbewegt zu und hielt respektvollen Abstand zu den Höherstehenden. Blank stand seitwärts und ein wenig hinter dem Mann. Unentwegt beobachtete er ihn mit kalten, aufmerksamen Augen. Zavahl fing seinen Blick ein und nickte einmal unmerklich. Blanks Wachen kamen plötzlich in Bewegung.
    Der Mann floh im selben Moment, und die Soldaten waren zunächst überrumpelt. Dann setzten sie ihm nach. Zavahl beachtete sie nicht weiter. Für die Beseitigung des Landfahrers war Blank verantwortlich, nicht er. Stattdessen eilte er in den Kreis der Fackeln, um sich seinen Drachen aus der Nähe anzusehen.
     
    Tormon hatte es längst bereut, den Hierarchen auf seinen Fund aufmerksam gemacht zu haben. Während des Aufstiegs zum Pass war ihm zunehmend

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