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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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verspritzte und erleichtert und entzückt ausrief: »Veldan, Veldan, du bist wach! Du lebst!«
    Ober seine Schulter hinweg erhaschte Veldan den Blick auf eine unbekannte Person, die der Feuerdrache umgerannt haben musste und die nun in einer Pfütze saß.
    Kaz kam neben Veldan zum Stehen, und mit tränenüberströmtem Gesicht schlang sie die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn, während er sie aufhob und auf die Füße stellte. »Oh, Kaz – ich dachte schon, ich würde dich nie wiedersehen«, übermittelte sie in Gedanken, die nur ein Hauchen waren, aber schon bohrte sich ein neuer Schmerz durch ihren Schädel, und grelle Lichtpunkte tanzten ihr vor den Augen. Sie spürte wieder den Drang, sich zu übergeben, doch da gab es nichts, was ihr hätte hochkommen können.
    Kaz drehte den Kopf, um sie anzuschauen. »Schätzchen, du bist in einem schrecklichen Zustand. Und jage mir nicht noch einmal solch einen Schrecken ein! Ich dachte, es hätte dich sicher erwischt.«
    »Ich glaubte, uns beide hätte es erwischt«, gestand Veldan und erinnerte sich schaudernd. Dann erstarrte sie. »Kaz! Der Seher! Was ist mit Aethon geschehen?«
    »Tut mir Leid, Chef.« Kaz’ Gedanken verfinsterten sich. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er tot war, als ich ihn zurückließ, und falls nicht, dann ist er es jetzt. Du hast mehr als einen Tag in der Kälte gelegen. Ich konnte ihn nicht retten, aber dir konnte ich helfen, also musste ich ihn liegen lassen. Ich hatte keine Wahl.«
    Veldan schluckte schwer. »Also haben wir wieder versagt«, flüsterte sie.
    »Alles, was recht ist«, erwiderte Kaz heftig, »nicht einmal Cergorn persönlich kann einen Erdrutsch zurückschlagen! Ich -«
    »Mädchen, sie haben euch ganz schön abgehärtet, wo ihr herkommt, aber trotzdem solltest du dir etwas anziehen, oder du holst dir noch den Tod!« Die Frau hatte etwa die Stimmlage einer Bärin.
    Veldan drehte sich nach ihr um, und wieder fuhr ihr der Schmerz durch Kopf und Rippen. Gleichzeitig merkte sie, dass ihr das Laken weggerutscht war und sie splitternackt in der kalten Scheune stand. Ohne sich daran zu stören, sah Veldan die kleine, stämmige Frau prüfend an. Kluge Augen hatte sie, und das glatte, graue Haar trug sie so kurz geschnitten wie sie selbst. Die Fremde war nicht mehr die Jüngste, und die Freuden und Sorgen eines langen, ereignisreichen Lebens sprachen aus ihrem Gesicht. Sie trug mehrere Schichten von Hemden und Westen, robuste Hosen und einen offenen Schaffellmantel im letzten Stadium des Zerfalls. Veldan verspürte augenblicklich ein lebhaftes Verlangen, ihr den Schmutz von der Hinterseite zu klopfen, auf der sie Kazairls wegen gelandet war.
    Veldan wollte sich nach dem Laken bücken, doch dabei wurde ihr schwarz vor Augen, und sie geriet in einen Strudel von Übelkeit und Schmerzen. Mit einer Hand hielt sie sich an Kaz fest und schluckte gegen den Brechreiz an, während der Puls in ihren Schläfen hämmerte. »Ich kann nichts mehr sehen«, hauchte sie.
    »Ruhig. Lass mich dir helfen«, hörte sie die raue Stimme freundlich sagen. Veldan spürte, wie ihre kraftlosen Arme einer nach dem anderen in das weiche Vlies des schäbigen Mantels gesteckt wurden. Sie wehrte sich schwach und tastete ängstlich nach Kaz, der jedoch gegen diese Behandlung erstaunlicherweise keinen Einwand erhob.
    »Sie ist in Ordnung, Boss«, versicherte ihr der Drache. »Sie hat mir gestern Abend ein ganzes Schwein gegeben.«
    Die Frau setzte Veldan auf einen Strohballen und sagte energisch: »Jetzt hör mir mal zu! Ich verstehe, dass du bei deinem Freund sein willst, aber du musst vernünftig sein. Du siehst aus wie ausgekotzt und wieder aufgewärmt.« Das war genau die Art Vergleich, die Kaz eingefallen wäre, und Veldan fand das äußerst beruhigend. Dabei hörte sie ihn prusten vor Lachen.
    »Bei Myrials breitem Hinterteil«, murmelte die Frau vor sich hin. »Er versteht mich tatsächlich!«
    Allmählich konnte Veldan wieder etwas sehen. Die Frau hatte sich neben sie gesetzt und schien überhaupt keine Angst vor Kaz zu haben. Andererseits sah er, wie er so die Schnauze in Veldans Schoß legte, auch nicht im Mindesten wild aus.
    »Scheint’s, als hättet ihr beide nicht erwartet, einander lebend wiederzusehen.« Ein blaues Augenpaar zwinkerte Veldan durch den Nebel hindurch zu. »Um ehrlich zu sein, hatte ich selbst so meine Zweifel, ob du die Nacht überstehst. Du musst zäh sein wie altes Stiefelleder, Mädchen! Ich bewundere das an einer Frau –

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