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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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anscheinend hereingekommen waren von … Woher? Interessanterweise häuften sich inzwischen solche absonderlichen Gerüchte. Zufällig? Daran glaubte Toulac keinen Augenblick lang.
    Nicht selten hatte es sie gereizt zu erfahren, was hinter dieser unheimlichen Lichtbarriere lag. Wie sie nun in der kalten staubigen Scheune stand und dieses Wesen betrachtete, das den menschlichen Horizont überstieg, spürte sie wieder die alte Erregung im Blut, ein Gefühl, das sie schon verloren geglaubt hatte. Und zugleich fühlte sie die dunkle Last des Alters, der Verzweiflung und Sinnlosigkeit, die sie seit langer Zeit niedergedrückt hatten, von ihren Schultern gleiten und verschwinden. War dies ihre letzte glückliche Gelegenheit? Die erhoffte Möglichkeit, ihr Leben mitten in einem großartigen, wundervollen Abenteuer zu beschließen? Im Kampf zu sterben, wie es einem Krieger gebührt? Und ob es das war!
    »Was immer hier geschieht, ich werde daran beteiligt sein«, gelobte sie sich, »auch wenn es wahrscheinlich das Letzte ist, was ich tue.«
    In dem Augenblick hörte sie eine dünne Stimme hinter sich: »Hilf mir – bitte.« Und das Ungeheuer schlug die Augen auf.

 
     
    Barsil lungerte im Hof der Zitadelle bei dem Leinensack herum, in dem die Leiche der Händlersfrau steckte. Er wartete darauf, dass man ihm den Karren von den Ställen herüber brächte, denn er sollte die Leiche fortschaffen und auf dem Friedhof vor der Stadt begraben. Mürrisch zog er sich die Kapuze über den Kopf. Der Regen war eiskalt. Dies war nicht gerade sein Glückstag. Die ganze Dreckarbeit schien an ihm hängen zu bleiben. Das war ungerecht!
    Zuerst hatte man ihm befohlen, die Händlersfrau und ihr Kind zu beseitigen. Nicht, dass das Töten ihm etwas ausmachte, das tat es nie, und weder Geschlecht noch Alter spielten für ihn eine Rolle. Er hatte genügend Verstand, so sagte er sich, um solche netten, einfachen Gegner mehr zu schätzen als etwa einen großen breiten Rotten aus dem Osten, der mit einer Streitaxt bewaffnet ist. Es war das reinste Pech gewesen, dass Leutnant zickige Heiligkeit Galveron im denkbar schlechtesten Augenblick aufkreuzen musste, um aus der ganzen Sache einen schönen Bockmist zu machen. Glücklicherweise hatte er wenigstens mit der Frau fertig werden können, bevor der Bastard sich mal wieder einmischte. Und dieser butterweiche Idiot ließ das Mädchen entkommen, das sich daraufhin glatt in Luft auflöste. Obwohl Scall diesbezüglich anders dachte, denn er hatte mit dem Leutnant die Zitadelle angeblich von oben bis unten durchsucht. Außer mit Galverons Hilfe hätte das Balg kein Schlupfloch finden dürfen. Aber wer würde den Ärger abbekommen, sobald der Hierarch davon erfuhr? Nicht der verdammte Leutnant, das war mal sicher!
    Und um noch eins drauf zu setzen – als hätte er nicht schon genug Schwierigkeiten –, hatte ihm der verfluchte Leutnant auch noch befohlen, der Frau ein anständiges Begräbnis zu besorgen. Warum gerade ich?, dachte er. Schließlich habe ich sie schon umgebracht, oder etwa nicht? Soll doch ein anderer das Weibsstück eingraben! Ein kalter Blick aus Galverons blauen Augen hatte ihm jedoch sehr ans Herz gelegt, dass es klüger wäre, den Mund zu halten und die Sache zu erledigen. Natürlich würde er unter normalen Umständen, sobald Galveron außer Sicht gewesen wäre, versucht haben, einem anderen durch Bestechung, Erpressung oder Einschüchterung diese lästige Aufgabe zuzuschieben. Aber die Zitadelle war wie ausgestorben. Die einen waren mit dem Hauptmann und dem Hierarchen im Gebirge, die anderen patrouillierten durch die Stadt oder waren gerade zurückgekehrt und saßen in der Messe bei ihrer spärlichen Mittagsration (die aber immer noch reichhaltiger ausfiel als alles, was es für das Volk in der Unterstadt zu kaufen gab). Niemand unterbrach einen Soldaten beim Essen, erst recht nicht in schlechten Zeiten. Also wusste Barsil, dass es kein Entrinnen gab. Er würde die Arbeit selbst tun müssen.
    Plötzlich dämmerte ihm, dass er tatsächlich allein war. Er blickte sich verstohlen um. Der enge Hof zwischen der hohen Außenmauer der Zitadelle und dem Wachturm lag auch an sonnigen Tagen in einem staubigen grauen Zwielicht, doch die Regenwolken tauchten den tiefen Schacht zwischen den Steinmauern in trüben Dämmer. Während Barsil auf den Sack hinuntersah, kam ihm ein Gedanke. Vielleicht könnte er wenigstens einen Vorteil herausschlagen. Die Sache war lästig wie ein Furunkel am Hintern,

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