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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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und völlig anderen Leben wiedergeboren worden.
    Plötzlich hörte er ein munteres Klopfen an der Tür, die sich darauf öffnete und die heitere Frau hereinließ, die ihm Kleidung und Essen gebracht hatte. Sie trug ein Tablett. »Ich hole nur das Geschirr«, sagte sie fröhlich. »Nein, bleib nur liegen, Lieber, ich kann das allein.«
    Lieber? Noch niemand hatte den Hierarchen von Callisiora mit solch plumper Vertraulichkeit angesprochen, doch bei ihr erschien es vollkommen natürlich. Zu seiner wachsenden Verwunderung ließ sie das Geschirr, wo es war, und setzte sich neben ihn auf die Bettkante. »Du siehst schon viel besser aus als vorher«, meinte sie. »Als sie dich hierher gebracht haben, sahst du aus wie diese schlaffen kleinen Viecher, die die Katze auf die Türschwelle legt. Die warme Mahlzeit hat ein bisschen Farbe in dein Gesicht gebracht.« Ganz leicht, aber absichtlich strich sie mit dem Daumen über sein Kinn. Zavahl riss die Augen auf. Ein wohliger Schauder überlief ihn. Sie beugte sich nach vorn, und er sah, wie ihre schwellenden Brüste den Kleiderstoff spannten. Sie küsste ihn sehr sanft auf den Mund, ihre Lippen waren weich und süß. Ihr Haar fiel nach vorn und umgab sein Gesicht mit dem Duft sonniger Blumenwiesen.
    Sein erster Gedanke war, sie wegzustoßen, ihr zu sagen, dass seine Hingabe allein Myrial zu gelten habe – aber irgendwie passierte es nicht. Mit wachsender Glut erwiderte er ihre Küsse und fühlte ihre Finger, die geschickt die Verschlüsse seiner Kleider lösten. Atemlos öffnete er die vielen winzigen Knöpfe ihres Mieders und entblößte eine Brust so golden wie ein Pfirsich. Sie setzte sich rittlings auf ihn, zu ungeduldig, um sich zu entkleiden, und Zavahl schwamm in einem Strudel herrlicher Gefühle, als er sich mit ihr vereinigte. Selbstsicher saß sie auf ihm und sah wie eine heidnische Göttin der Rotten aus, so kam sie ihm vor in seiner glühenden Leidenschaft. Für einen flüchtigen Augenblick spürte er einen Stich, den letzten Rest Schuldgefühl des alten Zavahl.
    Ich darf das nicht tun! Mein Leben ist Myrial geweiht!
    Dann lächelte sie ihn an, und wie er so in ihre überwältigenden Augen sah, war der alte Zavahl dahin.
    Zur Hölle mit Myrial! Was hat er je für mich getan?
    Als sie beide zufriedengestellt waren und sie eingerollt neben ihm in den verwüsteten Bettdecken lag, machte Zavahl sich darauf gefasst, dass das Schuldgefühl ihn wieder einholen würde. Bisher jedoch war davon nichts zu spüren, im Gegenteil: Er war verwundert, welches Vergnügen er empfand, über sich selbst und über diese freigiebige, liebliche Frau. Wie anders war es als damals, wo er maskiert in die Stadt gegangen war, getrieben von einem körperlichen Drang, der sich nicht länger verleugnen ließ. Danach war er reumütig gewesen und hatte sich unrein gefühlt, und seitdem quälte ihn das schlechte Gewissen. Warum war es diesmal nicht genauso? Einesteils war es sicher den veränderten Umständen zuzuschreiben: Nun da Zavahl, der Hierarch, nicht mehr existierte, konnte endlich Zavahl, der Mann, zum Zuge kommen. Doch es konnte kein Zweifel bestehen, dass der größte Verdienst der Frau gebührte, die zufrieden und schläfrig an seiner Seite lag und mit einem tändelnden Finger seine Brust und seinen Hals erkundete.
    Ailie – ihr Name hatte sich irgendwann, während sie sich liebten, herausgestellt – war freimütig, warmherzig und großzügig, ehrlich, liebevoll und gütig. Sie hatte alles verändert, durch sie fühlte er sich begehrt wie noch nie zuvor in seinem einsamen Leben.
    In seine Gedanken mischten sich zusammenhanglose Worte, die Elion in der Schutzhöhle zu ihm gesagt hatte: »Es wird nicht einfach werden. Dein ganzes Leben wird völlig umgekrempelt, du wirst an dir zweifeln, wie du es dir nicht vorstellen kannst … Aber du wirst es nicht allein durchstehen müssen … Außerdem könnte es sein, dass aus dieser Lage viel Gutes erwächst. Du könntest neue Freunde finden oder ein neues Leben anfangen oder dich entwickeln, wie du es jetzt nicht für möglich hältst.«
    Wie Recht er gehabt hatte.
    Wenn dieser Moment doch für immer anhalten könnte! Ach, könnte ich doch hier bleiben, hier oben auf der Woge des Glücks.
    Aber schon rührte sie sich neben ihm, kam aus der zufriedenen Schläfrigkeit hervor, die sie beide eingehüllt hatte.
    »Mmmm …« Sie seufzte und hörte sich an wie eine schnurrende Katze. »Das war schön.« Sie beugte sich über ihn und küsste ihn auf

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