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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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enttäuscht, wie du hier verfahren hast. Du hättest keinesfalls dein Wort darauf geben dürfen, die Wahrheit vor mir zu verschweigen. Hast du mir wirklich so wenig vertraut, dass du annahmst, ich würde mich einer Verpflichtung verweigern, die du in gutem Glauben eingegangen bist? Ich kann verstehen, warum diese Leute ihre Herkunft verhehlen wollen. Nun, da sie hierher gekommen sind, müssen sie mit den anderen zusammenleben und wollen geachtet werden. Aber ich bin die Hierarchin, und als solche bin ich für das Wohl eines jeden im Tempel verantwortlich, nicht nur für einen Haufen streunender Diebe. Ich hätte sofort Bescheid wissen müssen. Indem du mir eine Angelegenheit von solcher Wichtigkeit verheimlichst, verhinderst du möglicherweise, dass ich meine Pflicht an meinem Volk in ihrer Gesamtheit erfülle. Begreifst du das?«
    Galveron senkte den Kopf. »Ja, Hierarchin.« Im Grunde gab er ihr Recht, aber der Verweis hatte seinen Stolz angestachelt. »Darf ich mich jetzt entschuldigen?«, fügte er kalt hinzu.
    Als er aufblickte, sah er staunend in ihren Augen Tränen schimmern. »Nicht du auch noch«, flüsterte sie, dann fing sie an zu schluchzen.
    Das war das Letzte, was Galveron erwartet hatte. Für einen Moment vergaß er, dass sie die Hierarchin war, und tat, was er bei jeder anderen Frau getan hätte. Er legte einen Arm um sie und führte sie zu dem Sims, wo sie die Lampe abgestellt hatte, und ließ sie sich setzen. »Du hast einen schlimmen Tag gehabt, wie ich sehe«, sagte er.
    Wie erwartet genügte das, um ihre Zunge zu lösen. Es sprudelte alles heraus: die Sorge um den verletzten Sohn und der nachfolgende Streit mit Kaita wegen des Bettes. »Um ehrlich zu sein«, sagte sie, »wenn ich jetzt darüber spreche, sehe ich wohl, dass ich wie eine Mutter und nicht wie eine Hierarchin gehandelt habe. Aber es ist so schwierig, alles abzuwägen, Galveron! Ich habe immer geglaubt, dass es viel einfacher sein würde. Ich habe Zavahl so viele Fehler machen sehen und immer gedacht: Warum erkennt er das nicht? Ich war immer fest davon überzeugt, dass ich die Pflicht besser erfüllen würde – aber nun, da ich selbst die Robe trage, finde ich es gar nicht mehr so leicht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Weißt du, ich wurde jedesmal so wütend auf den armen Zavahl, wenn er mir sagte, ich hätte kein Recht auf eine Familie und dass ich allein die Aufgaben der Suffraganin zu erfüllen hätte. Vielleicht hatte er am Ende doch Recht.«
    »Vielleicht«, antwortete Galveron, »aber wenn du die Zeit zurückdrehen und dein Leben noch einmal leben könntest, würdest du dann etwas anders machen? Würdest du wirklich ohne Bevron und Aukil leben wollen?«
    »Niemals!«
    Er lächelte. »Gut. Dann hat es keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen, ob man vor Jahren das Richtige gewählt hat. Die Dinge sind, wie sie sind, und du musst damit zurechtkommen. Wir alle unterstützen dich, so gut wir es vermögen …« Er zögerte. »Zumindest nachdem du und Kaita sich versöhnt haben. Du weißt sehr wohl, dass die Führer sich diese Art Zank nicht erlauben dürfen. Es senkt die Moral und gibt ein schlechtes Beispiel.«
    »Aber sie …« Ein Blick auf seine strenge Miene beendete ihr Aufbegehren. »Also gut. Aber sie muss sich auch bei mir entschuldigen. Ich war vielleicht im Unrecht, sei es als Mutter oder als Hierarchin, doch sie darf nicht auf diese Weise mit mir sprechen.«
    »Ich werde mit ihr reden«, versprach Galveron. »Und wenn ihr einander verziehen habt, müsst ihr etwas essen und sofort zu Bett gehen. Ich werde über die nächsten Stunden dort bleiben. Ihr tut beide so, als könntet ihr ewig so fortfahren – da ist es nicht verwunderlich, dass die Gemüter sich leicht erhitzen. Ich lasse im oberen Wachraum am Ende dieses Tunnels zwei Schlafstellen herrichten. Das sollte euch vor jeder Störung bewahren, bis ihr euch wirklich ausgeruht habt. Und vertraue darauf, Gilarra«, fügte er hinzu, da ihm noch nicht gelungen war, ihr Stirnrunzeln zu vertreiben, »nach einem tiefen Schlaf sieht alles besser aus. Wie du gesagt hast, dieses Amt ist nicht so leicht, wie es erscheint. Unter diesen schwierigen Umständen erfüllst du deine Pflicht so gut wie jeder andere, und mit der Zeit wirst du es immer besser machen.« Er klopfte ihr ermunternd auf die Hand. »Wenn wir uns erst einmal aus dieser Klemme befreit haben, wirst du noch viel Zeit haben, dich zu verbessern.«
    »Ach, Galveron, ich glaube nicht, dass es so kommen wird.« Er war

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