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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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jeder hat wie du ein behütetes Leben führen dürfen, verehrte Hierarchin. Die verarmten Leute hängen von der Gnade der Einflussreicheren ab, und das sind praktisch alle, wenn man es genau nimmt. Für die Armen dieser Stadt zahlt sich Unauffälligkeit oft aus.«
    »Besonders, wenn sie Diebe sind«, erwiderte Gilarra und machte die Augen schmal. »Du sagtest, das Mädchen und ihre Gefährten sind dem Angriff der Ungeheuer auf den Straßen der Stadt entgangen. Das sagt mir, dass sie nicht bei der Zeremonie gewesen sind. Warum nicht? Kann es sein, dass sie die Abwesenheit der Leute ausnutzen wollten, um ungestört in ihre Häuser einzubrechen? Wieso waren sie so schlecht gekleidet, dass du ihnen unsere Soldatenkluft anziehen musstest? Niemand unter den Geretteten war in einem so erbärmlichen Zustand. Selbst die Armen hatten sich für die Zeremonie die wenigen guten Kleidungsstücke angezogen, die sie noch hatten. Warum nur kann dein kleiner Schützling nachts so gut schleichen, ohne entdeckt zu werden? Weil dies eine notwendige Fähigkeit ihres Gewerbes ist, nehme ich an.«
    Gilarra war vor Zorn wie versteinert, nur ihre Augen loderten. »Galveron, du bist ein hoffnungslos schlechter Lügner. Deine Ehrlichkeit ist zu tief verwurzelt, als dass du mit Doppelzüngigkeit Erfolg haben könntest. Und jetzt will ich die Wahrheit wissen. Sind diese Leute echte Flüchtlinge? Oder hast du mir Diebesgesindel aus dem Labyrinth eingeschleppt?«
    Nun stieg in Galveron der Zorn auf. »Es ist überhaupt nicht wichtig, woher sie stammen. Sie sind trotzdem echte Flüchtlinge, denn sie sind derselben Gefahr ausgesetzt wie wir und brauchen Schutz und etwas zu essen. Und ganz gleich, wie sie sich ihren Lebensunterhalt bisher beschaffen mussten, verehrte Hierarchin, sie sind deine Untertanen. Oder fängt Myrial nun an, zwischen Arm und Reich zu unterscheiden?«
    »Myrial unterscheidet zwischen redlich und unredlich«, erwiderte sie scharf.
    »Und seit wann ist einfacher Diebstahl ein todeswürdiges Verbrechen?«, fauchte Galveron. »Denn wenn du ihnen den Unterschlupf verweigerst, dann tötest du sie ebenso sicher, als würdest du mir befehlen, sie hier und jetzt hinzurichten.«
    Gilarra trat heftig atmend einen Schritt zurück. Sie sah so wütend aus, dass Galveron sich auf einen Schlag gefasst machte. Aber sie bezwang sich. »Unter allen Menschen hier hätte ich niemals geglaubt, dass du mir eines Tages Grund gibst, an deiner Treue zu zweifeln.«
    Das saß. Er wünschte, sie hätte ihn stattdessen geschlagen. »Dass ich versucht habe, schwache und hilflose Menschen zu verteidigen, macht mich zu einem Verräter?«, wollte er wissen.
    »Nein. Und das weißt du. Dreh mir also nicht das Wort im Mund herum, Galveron. Und das mit dem schwach und hilflos möchte ich bestreiten. Aber wenn du auch nicht wörtlich gelogen hast, so hast du doch absichtlich die Wahrheit verdeckt. Als was soll ich dich also bezeichnen?«
    Damit hatte sie ihn. Galveron seufzte. »Verehrte Hierarchin, es tut mir aufrichtig Leid. Aber Aliana und ihre Gruppe wollen verzweifelt einen neuen Anfang machen. Sie wissen, wie heikel ihre Lage ist. Sie können sich nicht mehr erlauben, gegen die Gesetze zu leben. Sie bat mich, sie hier mit reiner Weste neu anfangen zu lassen, und bot freiwillig an, das Sprengpulver zu überbringen. Ich fand es schlimm, die Wahrheit vor dir zu verbergen, doch die Bitte erschien mir gering im Vergleich zu dem Wagnis, das sie auf sich nehmen wollte. Sie alle haben versprochen, nicht mehr zu stehlen, und ich vertraue ihnen – außer vielleicht Packrat –, dass sie Wort halten werden. Ich habe angedroht, dass ich sie bei dem geringsten Vergehen sofort hinauswerfen würde, ohne Einspruch abzuwarten.«
    Sowie Gilarras Miene ein wenig weicher wurde, ergriff er ihre Hand. »Verehrte Hierarchin, lass sie bleiben, ich bitte dich darum. Zwinge mich nicht, mein Wort zu brechen. Ich werde ein Auge auf sie haben und bürge selbst für ihr Betragen.«
    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, dass Gilarra in Gedanken versunken dastand. Dann nickte sie. »Also gut, Galveron. Ich gestatte es, und ich will sogar ihre Herkunft für mich behalten und ihnen einen neuen Anfang gewähren. Aber denke daran, dass ich dich verantwortlich mache. Wenn sie irgendeiner Verfehlung für schuldig befunden werden, dann erwarte ich, dass du deine Drohung wahr machst und sie sofort aus dem Tempel wirfst.« Sie holte tief Luft. »Und was dich angeht, Hauptmann, so bin ich sehr darüber

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