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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Menschenverstand beeindruckt. Außerdem war sie stolz. Daher wusste er, dass sie sich nicht dermaßen gehen lassen würde, wenn sie nicht wirklich am Ende wäre. Aber er durfte sie nicht mitten in der nassen, windgepeitschten Heide zusammenbrechen lassen. »Komm, mein Mädchen«, sagte er freundlich und hielt ihr eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. »Nur noch eine letzte Anstrengung. Wir sind fast da, ganz sicher. Keine Stunde mehr, und du liegst sattgegessen in einem schönen warmen Bett.«
    Rochalla schniefte und wischte sich die Tränen ab. »Also gut«, antwortete sie und ließ sich hochziehen. Aber sie war so wacklig in den Knien, dass Tormon befürchtete, sie werde nicht allein stehen können. Er wollte sie gerade auf ihr Pferd setzen, da fasste ihn das Mitleid. Das arme Tier hatte die Nacht über zwei Reiter getragen und stand selbst auf der Schwelle des Zusammenbruchs. Tormon traf eine rasche Entscheidung. Er hob das erschöpfte Mädchen in seine Arme, trug sie zu seinem Hengst und schob sie auf den breiten schwarzen Pferderücken. Rutska wandte den prächtigen Kopf, bedachte seinen Herrn mit einem langmütigen Blick und ließ sich ein wenig durchsacken. Tormon streichelte ihm die Nase und den Hals. »Du alter Schauspieler«, sagte er kosend, »sie ist doch gar kein Gewicht für einen Kerl wie dich.«
    Dass er das Mädchen auf den Hengst setzte, brachte Presvel mit einem Mal auf die Beine. Mit geballten Fäusten kam er auf Tormon zu und blitzte ihn wütend an. »Was zum Teufel fällt dir ein?«, schrie er. »Sie reitet mit mir!«
    »Euer Pferd kann euch nicht länger zusammen tragen«, antwortete Tormon ruhig. »Ich werde die Kleine zu Arcans Festung bringen.«
    »Lügner!«, schrie Presvel. »Du willst sie für dich selbst haben! Du nimmst das als Vorwand, um sie begrapschen zu können, du gemeiner, dreckiger …«
    »Presvel!«, donnerte Seriema in seine Tirade hinein.
    Tormon blickte ihn aus schmalen Augen an und kämpfte eine Woge des Zorns nieder. »Ich will niemanden für mich außer meiner Lebensgefährtin Kanella, aber sie liegt tot in eurer verfluchten Stadt«, erwiderte er kalt und ruhig. »Und jetzt werde ich dir ein oder zwei Dinge erklären. Du hast sicheres Geleit unter den Rotten, weil ich ein Händler bin, und du hast es nur so lange, wie du zu mir gehörst. Noch ein Wort von dir, nur ein einziges, du hochnäsiger kleiner Hausdiener, und ich überlasse dich hier deinem Schicksal. Die Rotten dulden keine Fremden auf ihrem Gebiet, und sie können es sich nicht leisten, Gefangene durchzufüttern. Wenn du also mit uns kommen willst, dann halte deinen Mund und steige jetzt auf dein Pferd. Denke daran, dass ich dich gewarnt habe. Noch so ein Ausbruch, und du bist auf dich allein gestellt, da wird dir auch Dame Seriema nichts mehr nützen.«
    Er kehrte Presvel den Rücken zu und ging zu Seriema hinüber, die mit Annas auf dem Arm still neben ihrem Pferd stand und dem Vorfall zugesehen hatte. Ihre Miene warnte ihn vor jeder weiteren Bemerkung. Sie war wütend auf einen von ihnen, so viel war klar, und er hoffte, dass nicht er gemeint war. »Willst du Annas nehmen, bitte?«, fragte er sie. »Nur bis wir dort sind.«
    Sie nickte. »Natürlich. Lass mich aufsteigen, dann kannst du sie mir hinaufreichen.« Sie gab ihm das Kind zurück. Annas öffnete den Mund, um einzuwenden, sie wolle aber nicht zu Dame Seriema, doch sie begegnete dem Blick ihres Vaters und schluckte die Worte hinunter. Ohne zu murren ließ sie sich auf Avrios Rücken setzen.
    »Fertig?«, fragte Tormon an Scall gewandt, doch der Junge war schon aufgesessen und zog an dem Seil, um den müden Esel zum Gehen zu bewegen.
    Er ist ein guter Junge. Ich frage mich, ob Kanella und ich so einen Sohn gehabt hätten.
    Tormon drängte den schmerzhaften Gedanken fort und schwang sich hinter Rochalla in den Sattel. »Los geht’s.«
     
    Seriema blickte voller Verachtung zu der erschlafften Rochalla hinüber. Auch sie selbst war erschöpft, hatte so vieles verloren und Schreckliches erlebt, und doch genoss sie den Ritt an Tormons Seite und freute sich an dem prächtigen Rappen, den er ihr geliehen hatte. Auch sie war übermüdet vom nächtlichen Wandern und Reiten, doch sie würde niemals jammern und heulen wie dieses alberne Ding. Dafür hatte sie zu viel Stolz. Wenn Avrio nicht zu müde wäre, wenn sie nicht Tormons Tochter vor sich sitzen gehabt hätte, am liebsten wäre sie meilenweit über die wilde Heide galoppiert, dass ihr der Wind wie kaltes

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