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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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er seiner Beute nach Gendival folgen wollte. Denn für den Schattenbund war er nach wie vor ein Verdammter, und falls er noch einmal mit Cergorn würde kämpfen müssen, dann war es besser, eine Geisel mitzubringen. Unglücklicherweise befanden sich der Beutel und seine Gefangene genau dort, wo er sie zurückgelassen hatte: in seinem Quartier in der Zitadelle – und daran konnte er im Moment nichts ändern. Überhaupt nichts.
    Weshalb seine Verwünschungen ihn bis in seine Träume begleiteten.

 
     
    Nachdem die Diebin ihre Arbeit vom Keller bis zum Dach verrichtet hatte, schlich sie wieder in die Halle hinunter. Sie hatte nun auch die allerkleinste Schlafkammer durchsucht und konnte den gefährlichen Heimweg nicht länger aufschieben. Es war Zeit zu gehen.
    Aliana erschrak. Der Riegel an der Hintertür kratzte unerhört laut in der nächtlichen Stille. Sie öffnete die Tür gerade so weit, dass sie den Kopf hinausstrecken und um die Ecken spähen konnte. Da sie nichts Beunruhigendes feststellte, schob sie sich hinaus. Aufmerksam und vorsichtig bewegte sie sich an der Hauswand entlang, bis sie die schützende Gasse erreichte, die man zwischen dieser und der nächsten Villa gelassen hatte. Dort fädelte sie sich hindurch und war dankbar für das Efeu, das über die Mauern gewachsen war und einen Überhang bildete.
    Allzu bald schon öffnete sich der Durchgang auf den weiten Platz der Esplanade. Für gewöhnlich war er nachts von vielen Laternen beleuchtet, die ringsum an den Häusern hingen, und Aliana hätte niemals daran gedacht ihn einfach zu überqueren. Heute Nacht jedoch war niemand gekommen, um die Lichter anzuzünden, und wegen der dichten Bewölkung war es auf dem Platz fast so dunkel wie in der Gasse. Das einzige Licht kam vom Heiligen Bezirk, wo für die Zeremonie viele Fackeln und Lampen angezündet worden waren. Sie schienen nicht bis auf die Esplanade herab, sondern leuchteten zu den niedrigen Wolken hinauf, die ein diffuses Licht zurückwarfen.
    Aliana konnte wählen. Sollte sie den sicheren, aber langsameren Weg an den Häusern entlanggehen, sich an Mauern vorbeidrücken und in Eingänge schlüpfen, wie es zu einem Geist passte? Oder sollte sie ein einziges Mal bewusst ein Wagnis eingehen und über den ungeschützten Platz rennen? Es würde ihr viel Zeit ersparen. Diesmal drängte es sie nach Hause, sie wollte so schnell wie möglich wissen, ob Alestan den Angriff überlebt hatte und wie es dem Rest der Bande ergangen war.
    Sie zögerte, was tatsächlich selten geschah. Alestan war von beiden der Vorsichtigere, der alle Möglichkeiten und Gefahren abwog, während sie es vorzog, sich mitunter sehr rasch auf ihr feines Gespür zu verlassen. Der Gedanke an den Bruder genügte, um ihren Entschluss zu fassen. Sie nahm allen Mut zusammen, rückte den Beutesack zurecht und rannte los. Bereits nach wenigen Schritten spürte sie mehr, als dass sie etwas sah, wie der erste Schatten über den Himmel strich. Dann schienen die Dachfirste der umliegenden Häuser zum Leben zu erwachen, und zahllose Schwingen hoben sich in die Luft.
    »Mist!« Sie fuhr herum und hetzte zurück, als der erste Angreifer bereits zu ihr hinabstieß. Mit knappem Vorsprung gelangte sie in den Eingang der Gasse. Sie spürte den Luftzug der Flügel, als sie den rettenden Satz machte. Wie sie gehofft hatte, breitete das Tier zum Landen die Flügel aus und passte darum nicht in den schmalen Zwischenraum. Es war gezwungen, wieder aufwärts zu fliegen, und fauchte vor Wut.
    Aliana rannte unter dem Efeu her die Gasse hinunter. Sie konnte die Teufel über sich hören, wie sie bei der Jagd einander zukrächzten und raue Kehllaute ausstießen. Sie fürchtete sich vor dem Ende der Gasse, denn von dort würde sie über den Hof laufen müssen, um die Küchentür zu erreichen, und bis dahin wäre sie ihnen ausgeliefert. Hatte sie die Hintertür geschlossen? Sie konnte sich nicht erinnern. Wenn sie nicht sofort ins Haus gelangte, wäre dies ihr Ende.
    Aliana schickte ein Stoßgebet zum Himmel und sprang aus der Gasse. Ein triumphierendes Kreischen kam aus der Luft, und sie zählte drei schwarze Ungeheuer, die sich auf sie stürzen wollten. Ihr wurde heiß und kalt zugleich. Die Augenblicke krochen zäh dahin. Nichts gab es noch als sie selbst und die Bedrohung, die mit tödlicher Schnelligkeit auf sie zuschoss. Sie würde es nicht mehr schaffen …
    Ein Schrei gellte durch die Luft, als zwei ihrer Angreifer in achtloser Hast ineinander sausten und in

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