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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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über den Schattenbund zurückerlangen konntest, und du kannst nicht darauf zählen, dass dir das noch einmal gelingt. Wenn du nicht aufhörst, gegen jeden so streng zu sein, wirst du bald ohne Unterstützung dastehen.«
    Cergorn sah sie finster an. »Mach dich nicht lächerlich. Während einer Krise können nur Härte und Beharrlichkeit den Bund zusammenhalten, und die Wissenshüter – von ein paar unvermeidlichen Nörglern abgesehen – haben genug Verstand, um das zu begreifen.«
    »Du betrügst dich selbst«, erwiderte Syvilda traurig und wandte sich zum Gehen. »Ich hoffe nur, dass du es noch erkennst, bevor es zu spät ist.«
     
    Die Horcher im Kundschafterturm blieben einen Moment lang stumm vor Erstaunen. Dann brach der Aufruhr los.
    »Hast du das gehört?«
    »Kannst du das glauben, was er gesagt hat?«
    »Die arme Veldan tut mir Leid, und die anderen auch. Sie ahnen nicht, was sie erwartet.«
    »Meinst du, wir sollten sie warnen?«
    Vaure traf die Entscheidung. »Nein. Leider dürfen wir sie nicht warnen. Dadurch würde Cergorn merken, dass wir ihn ausspionieren. Bist du überzeugt, dass du alles gehört hast, Bailen?«
    Der Blinde nickte. »Wenn man keine Augen hat, geht man dazu über, das Gehör zu schulen.«
    Dessil setzte sich auf die Hinterbeine und sah mehr denn je wie ein Otter aus. »Das gefällt mir nicht. Man kann über Cergorn sagen, was man will, aber er ist immer gerecht gewesen. Vielleicht rührt dieses Benehmen auch von seiner Wut her, weil er seine Partnerin verloren hat. Aber das ist nicht das Entscheidende. Wenn er anfängt, ausgerechnet auf Veldan herumzuhacken, dann kann jeder von uns der Nächste sein.«
    Vaure flog aus dem Kamin heraus und zog einen Funkenschweif hinter sich her wie ein Komet. »Maskulu sollte sofort davon erfahren«, fand sie. »Es könnte sein, dass der Wechsel in der Führerschaft eher stattfindet, als wir gedacht haben.«
    »Bist du dir dessen sicher, Vaure?«, fragte Bailen, wie immer der Umsichtigste unter den Dreien. »Der Gaeorn kann sehr hitzköpfig sein. Werden Umbruch und Kampf im Schattenbund, da die Welt gerade im Chaos versinkt, nicht mehr Schaden als Nutzen bringen?«
    Die Phoenix hockte auf dem Fenstersims und schüttelte ihr goldenes Gefieder. »Dessil, was sagst du dazu?«
    »Ich sage: Nur zu. Was nützt uns das ganze alte Wissen, wenn Cergorn entschlossen ist, es zu unterdrücken? Wir haben seine Methode probiert. Sie funktioniert nicht. Für mein Volk kann es mit einem neuen Archimandriten auch nicht schlimmer werden, aber sie könnten zur Abwechslung wirkungsvolle Hilfe bekommen – solange einige noch am Leben sind.«
    »Nun, Bailen?«, fragte Vaure.
    Er seufzte. »Na gut.«
    »Also dann. Springt für mich ein, solange ich weg bin.« Mit einem Flügelschlag schwang sich die Phoenix aus dem Fenster und flog davon.

 
     
    Als Tormon und Scall außer Sicht waren, machte sich Rochalla auf den Rückweg zum Wachhaus und wurde sofort von Annas am Arm festgehalten. Annas stemmte die Füße in den Matsch, und ihr Gesicht glühte vor Trotz.
    »Ich komme nicht mit.« Das Kind starrte Rochalla entschlossen an. »Ich bleibe hier und warte auf meinen Papa.«
    Rochalla seufzte. »Aber Liebling, wir werden nass. Dein Papa wird sich nicht freuen, wenn du dich erkältest, weißt du. Das wäre doch dumm, nicht wahr?«
    »Mach dir keine Sorgen.« Mit der Stiefelspitze trat Annas einen Matschklumpen in die Höhe.
    »Komm mit ans Feuer, da ist es schön warm«, redete Rochalla ihr gut zu, »und lass uns sehen, ob die Wachen irgendwo zwischen ihren Vorräten Süßigkeiten versteckt haben. Ich bin sicher, sie haben sie wie die Eichhörnchen versteckt, damit wir sie nicht finden.«
    Annas schwankte niemals. »Ich kann nicht«, beharrte sie stur. »Ich muss hier bleiben.«
    »Aber er wird bald zurückkommen.« Mit einiger Anstrengung gelang es Rochalla, nicht ungeduldig zu klingen. »Warum musst du gerade hier warten?«
    Das Kind biss sich auf die Lippe und sah zu Boden. »Damit er sich nicht verirrt«, antwortete es mit winziger Stimme. »Als er das letzte Mal fortging, hat er sich verirrt, und der böse Mann legte die Hände um Mamas Hals. Sie fiel hin, und ich habe sie nie mehr wiedergesehen …«
    Der Satz ging Rochalla zu Herzen. Sie wusste, dass Tormons Frau in den vergangenen Tagen umgebracht worden war, und zwar unter so grässlichen Umständen, dass niemand darüber zu sprechen wagte. Aber sie hatte nicht geahnt, dass dieses arme Kind solche Schrecken

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