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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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kalt den Rücken herunter, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. »Was ist mit ihrem Vater? Er war ganz groß darin, unsere Gesetze zu brechen, und ihre Mutter hat auch gegen etliche verstoßen, bevor sie starb. Vielleicht liegt es ihr im Blut, Syvilda. Das ist es, was mir Sorgen macht.«
    Jetzt war Syvilda nicht nur besorgt, sondern geradezu alarmiert. »Hast du dir mal selber zugehört? Das ist der größte Haufen Unsinn, der mir je untergekommen ist!«
    Cergorn schüttelte den Kopf. Und zu ihrer Bestürzung setzte er jene Miene auf, bei der sie immer dachte, dass er wie ein Esel guckte. »Und was ist mit dem Feuerdrachen? Du weißt genau, dass das Gesetz ihm keine zwei Hufnägel wert ist, sobald es um Veldans Wohl und Wehe geht. Ich darf das Risiko nicht eingehen, Syvilda. Um uns herum bricht alles zusammen. Nicht nur die Erlasse des Schattenbundes, sondern alle Regeln, alle Vernunft, und es scheint, als könnte ich den Verfall nicht aufhalten. Ich kann meinen Wissenshütern nicht erlauben, dass sie das Chaos vermehren, und wenn ich bei diesen dreien kein abschreckendes Beispiel setze, werden die anderen denken, sie selbst könnten es sich ebenfalls leicht machen und die Gesetze beliebig auslegen.«
    Syvilda seufzte. Sie hatte versucht, ihm vorzuschlagen, dass dieser Krise vielleicht am besten mit Anpassungsfähigkeit zu begegnen wäre. So dachten sicherlich die meisten im Schattenbund und sprachen hinter seinem Rücken darüber, aber sie wagten nicht, es ihm offen zu sagen. Unglücklicherweise stand der Archimandrit unter einem ungeheuren Druck, und er ging gegen Auflösungserscheinungen vor, indem er versuchte, verlorenen Boden wiederzugewinnen, und jeden äußerst hart bestrafte, der vom Buchstaben des Gesetzes abwich. Ihm Vorhaltungen zu machen, schien ihn in seiner Haltung nur zu bestärken. Doch Syvilda nahm an, dass sie einfach nicht locker lassen durfte. Bei seiner derzeitigen Laune konnte kein anderer wagen, nicht mit ihm übereinzustimmen – jedenfalls nicht laut.
    »Aber Cergorn, wenn Aethon wirklich seinen Geist in diesen Mann übertragen musste, was konnte Veldan dann anderes tun, als ihn mitzubringen?«
    »Sei nicht albern«, schnaubte Cergorn. »Wo hat man denn so etwas schon gehört?«
    Syvilda holte tief Luft. »Tatsächlich habe ich schon davon gehört. Tun das nicht alle Drachenseher, wenn sie sterben? Alles in ihren Nachfolger übertragen?«
    Der Archimandrit stöhnte. »Nein, natürlich nicht. Wie könnten sie auch? Bedenke, wie viele Generationen von Sehern es gegeben haben muss und stell dir nur vor, welche Menge von Persönlichkeiten sich einen Körper teilen müssten. Das könnte niemand Jahrhunderte lang aushalten, ohne verrückt zu werden. Es ist das Gedächtnis, das sie übertragen. Der Geist und die Persönlichkeit des Sehers sterben wie wir alle.«
    Syvilda starrte ihn an. »Willst du behaupten, dass Veldan lügt? Ich weigere mich, das zu glauben.«
    »Ich behaupte, dass sie sich irrt. Ich glaube, dass sie vor lauter Kummer über den Verlust des Sehers das irre Gerede eines Verrückten missdeutet hat. Dies ist der schwerste Fall von Wunschdenken, den ich kenne. Und wenn sie es glaubt, dann fragt Kazairl nicht weiter nach.«
    »Und Elion? Irrt er sich auch?« Sobald sie es ausgesprochen hatte, wünschte sie, die Worte zurücknehmen zu können.
    »Elion? Seit Melnyth getötet wurde, ist Elion ein wandelnder Irrtum. Wenn ich nur daran denke, dass ich diesen Kindskopf geschickt habe, um den anderen zu helfen. Sieh dir an, was er meiner Partnerin angetan hat …«
    »Cer, du fantasierst. Soweit ich weiß, hat Elion Thirishri überhaupt nichts angetan. Ich sehe nicht, wie du ihm die Schuld geben kannst, wenn sie doch aus eigenem Antrieb fortgegangen ist. Was sollte der arme Junge tun? Sich Flügel wachsen lassen?«
    »Er hätte sie nicht fortlassen dürften.«
    »Sie ist eine altgediente Wissenshüterin. Elion hat gar nicht die Autorität um sie von etwas abzuhalten. Und du weißt, wie sie ist. Sie handelt immer nach Belieben. Ganz gleich, worum es geht.«
    »Du hast sie nie leiden können, nicht wahr? Du bist immer eifersüchtig gewesen. Wahrscheinlich bist du froh, wenn du sie nur von hinten siehst.«
    Syvilda warf die Hände empor. »Ich gehe. Man kann nicht mit dir reden, wenn du so bist. Aber ich warne dich, Cergorn. Als ich dich das letzte Mal so erlebt habe, hatten wir das Problem mit Amaurn – und sieh, was damals passiert ist. Offen gesagt, hattest du Glück, dass du die Kontrolle

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