Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
jedenfalls. Ich war die oberste Chronistin und Archivarin des magischen Volkes. Die ganze Arbeit meines Lebens sprach von den Fehlern der Vergangenheit. Der Streit zwischen den Störenfrieden und den Eroberern entwickelte sich zu einem ausgewachsenen Krieg, und ein Krieg unter Magiern ist eine entsetzliche Sache. Als ich begriff, dass wir sowohl unseren Untergang als auch den der anderen Völker herbeiführen würden, konnte ich keine andere Entscheidung treffen. Ich ging zu den Schöpfern.«
    Sie stand abrupt auf und drehte Thirishri den Rücken zu, schaute über das glitzernde blaue Meer, das sie selbst erschaffen hatte. »Ich glaubte wirklich, dass es zum Besten wäre. Wenn ich nur gewusst hätte, was darauf folgen würde! Wir Magier hatten in unserem Hochmut vergessen, dass wir mit unseren Kräften im Vergleich zu den Schöpfern täppische Kleinkinder sind. Unser Stolz ließ uns das Gegenteil glauben.« Sie holte tief Luft, dann fuhr sie fort: »Die Strafe folgte rasch und war furchtbar. Sie schlossen unser Reich hinter einer Barriere ein, die viel, viel stärker und gefährlicher ist als die Schleierwand. Wäre es dabei geblieben, so hätte ich wahrscheinlich damit leben können, dass ich diese Veränderung herbeigeführt hatte. Doch die Schöpfer gingen in der Bestrafung noch einen grausamen Schritt weiter. Die Barriere war nicht einfach ein Kraftfeld wie die anderen in der Welt. Sie wirkte hinsichtlich unserer magischen Kräfte wie eine Zugklappe: Sie saugte sie ab und machte sie unwirksam. So wurde uns ohne Warnung ein wichtiger Teil unseres Daseins entrissen, und wir waren dazu verdammt, in Ewigkeit ohne Zweck, ohne Kraft und bar jeder Hoffnung zu leben.«
    Helverien drehte sich wieder um, die Erregung brannte in ihren Augen wie blaue Flammen. »Ich kann mich an meine damaligen Überlegungen nicht mehr erinnern, aber ich muss geglaubt haben, dass die Schöpfer mich vor den Folgen meines Tuns beschützen würden.« Sie lachte erbost. »Welch irrige Annahme! Doch das stellte ich erst fest, als es zu spät war. Die Schöpfer, die Erbauer ganzer Welten waren, kümmerte das Schicksal eines einzelnen Wesens nicht. Sie überließen mich den Leuten, die ich betrogen hatte, und das Übrige weißt du. Viele aus dem magischen Volk wollten mich dafür töten, was ich getan hatte, aber am Ende beschlossen sie, mich zu weit Schlimmerem zu verurteilen.«
    *Und wenn du umkehren und dich noch einmal entscheiden könntest?*, fragte Thirishri leise. *Würdest du es noch einmal tun?*
    »Was meinst du selbst dazu?« Ihr Blick wurde düster, und sie wandte sich ab und schaute über das Meer.
    *Ich würde gern glauben, dass du es wieder tätest.*
    »Nun, da irrst du dich! Wenn ich gewusst hätte, was ich jetzt weiß, dann hätte ich es bleiben lassen, und die anderen Völker hätten eben ihr Glück versuchen müssen. Wenn die Schöpfer sich damit zufrieden gegeben hätten, mein Volk einzusperren, hätte ich mit der Verantwortung leben können, ungeachtet des schrecklichen Schicksals, das mich erwartete. Aber die Magie war für unser Wohlbefinden so notwendig wie Essen oder Liebe oder die Luft zum Atmen. Ohne sie leben wir mit fortwährenden seelischen Schmerzen, und das Leben erscheint uns bedeutungslos, freudlos und düster. Wahrhaftig, ich wünschte, die Schöpfer hätten uns bis auf den letzten abgeschlachtet, unser Volk ausgelöscht. Das wäre eine mildere Strafe gewesen als dieses ewige Leiden.«
    Der Luftgeist ließ ihr eine Weile Zeit, um sich zu fassen, bevor sie sie ansprach. *Was glaubst du, warum sie so hart zu euch gewesen sind?*
    »Weil wir es gewagt haben, sie herauszufordern. Weil wir das einzige Volk waren, das dazu fähig war. Sieh mal, sie waren so viel mächtiger als die Arten, mit denen sie die Welt bevölkerten. Von uns dachten sie in etwa so, wie wir von Tieren denken. Bevor wir nach Myrial kamen, war jedes Volk an seinem Ursprungsort irgendeiner Bedrohung ausgesetzt, durch Kriege, Krankheiten, Zerstörung der Landschaften durch Überbevölkerung oder Gedankenlosigkeit oder Habsucht. Die Schöpfer haben uns hierher gebracht, um uns zu retten. Als Gegenleistung wurde von uns erwartet, dass jeder sein kleines Reich innerhalb der Schleierwand schon für die ganze Welt hält. Sie hatten nicht erwartet, dass ein Volk ausreichende Macht besitzt, um ihrer Gedächtnisauslöschung zu entkommen, und sie waren erstaunt und verärgert über unsere Verwegenheit und unseren Ehrgeiz.« Ein ironisches Lächeln huschte über

Weitere Kostenlose Bücher