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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Augenblick, dann setzte er sich in Bewegung, stieg umsichtig hinauf ins Licht, unsicher, was ihn am Ende erwarten würde und was er herauszufinden bestimmt war.
    Nach einer kurzen Strecke endete die Leiter und der geheimnisvolle Tunnel machte einen Knick, um dann beinahe waagerecht verlaufend in den Berg zu führen.
    Zurück nach Tiarond? Nichts kann mich dazu bringen, in diese Richtung zu gehen!
    Aber er stieg dennoch von der Leiter und ließ sich auf den glatten, trockenen Boden sinken. Er brauchte einen Platz zum Ausruhen, und sei es auch nur für einen Moment. Und was wäre, wenn das Wasser in dem unteren Tunnel nicht mehr sinken würde? Wenn er nun für immer von seinen Freunden abgeschnitten war? Und wenn Tormon in der Flut ertrunken war?
    »Lieber Myrial, nein!«, flüsterte Scall. Zum ersten Mal, seit das Wasser durch den Tunnel gedonnert war, war er fähig über das nackte Überleben hinauszudenken, und ein kalter Schauder durchlief ihn, als ihm bewusst wurde, dass er von nun an auf sich allein gestellt sein könnte. Er sank in sich zusammen und barg das Gesicht in den Händen, kämpfte gegen den Drang an, zu weinen wie ein verlassenes Kind. Seine Eltern tot, seine Schwester und Agella tot, Tormon tot – würde dieser Albtraum jemals enden?
    »Das wird er bestimmt, wenn du weiter hier herumsitzt und dich selbst bemitleidest, du Dummkopf.« Er riss sich hoch und sprach laut mit sich selbst, um seinen Mut künstlich wiederherzustellen. »Er wird enden, weil du verhungerst. Möchtest du das? Komm schon, Scall, du weißt eigentlich gar nicht, ob einer von ihnen tot ist. Es könnte ihnen genauso gut ganz prima gehen. Du selbst hast die fliegenden Ungeheuer auch überlebt, stimmt’s nicht? Du hast die Überflutung des Tunnels überlebt. Nun, und deine Familie und Tormon könnten es auch überlebt haben. Und was würde Tormon jetzt von dir halten? Er hat seine geliebte Frau verloren, aber er hat nicht aufgegeben, oder?«
    Nachdem er sich gut zugeredet hatte, fühlte er sich ein wenig besser und stand wieder auf. Er lehnte sich über die Kante der Röhre, durch die er gekommen war, und lauschte. Dem Rauschen nach urteilen, war das Wasser nicht gefallen. »Also gut«, sagte Scall und straffte die Schultern. »Wir werden in die andere Richtung gehen. Da ist es wenigstens trocken.«
    Der neue Tunnel war hoch genug, dass er aufrecht darin stehen konnte. Wände und Decke behielten die vollkommene Rundung bei, nur der Boden war so gerade, als wäre von dem Kreis ein Stück abgeschnitten worden. Das machte das Gehen angenehmer. Die Wände waren mit einem weichen Zeug ausgekleidet, das unter Druck nachgab und wieder in seine ursprüngliche Form zurückschnellte. Es fühlte sich seltsam warm an. Wie etwas Lebendiges, dachte er fröstelnd. Es schien die Quelle des veränderlichen, dunstigen Lichts zu sein, das den Tunnel erhellte und in verschiedenen Farben strahlte. Der schwache Luftzug wehte ihm noch immer ins Gesicht und trug noch denselben würzig-scharfen Geruch, von dem ihm die Nase kribbelte. Während er überlegte, was vor ihm lag und was wohl aus ihm werden würde, machte er sich wieder einmal auf ins Unbekannte.

 
     
    Das Wasser zeigte keinerlei Neigung zu sinken, und jeder Augenblick war für Tormon eine Qual. Angesichts der wilden Kraft, mit der es unter dem Steg entlangbrauste, fürchtete er, dass für Scall keine Hoffnung bestand. Das Herz tat ihm weh, wenn er daran dachte, dass er den jungen, unerfahrenen Kerl allein in den Tunnel hatte gehen lassen, um zu sterben.
    Wer noch von den Menschen, die er liebte, würde sterben? Das Bild von Kanella stieg in ihm auf, und Tormon vergrub das Gesicht in den Händen. Auch sie hatte er im Stich gelassen, hatte es versäumt, auf sie Acht zu geben, hatte sie in der Zitadelle zurückgelassen, allein und ohne Schutz, wo sie ermordet worden waren. Jetzt hatte seine Nachlässigkeit den Jungen umgebracht. Und was war mit Annas, oben an der Klippe? Die Überschwemmung würde auch dort schlimm sein, und er hatte sie der zweifelhaften Fürsorge von Presvel überlassen, einem versponnenen, hoffnungslos unpraktischen Städter, und dieser Rochalla, die zwar mehr als ein Körnchen Verstand besaß, aber nichtsdestoweniger ein zierliches Mädchen war, jung genug, um Annas Schwester zu sein, trotz ihrer mütterlichen Art. Waren sie noch am Leben? Oder hatte es sie längst über die Klippe gerissen? Welch eine Qual, ohnmächtig dazusitzen und darüber im Ungewissen zu sein.
    Eine

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