Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
landete flach auf dem Rücken.
    Du lieber Himmel!
    Er setzte sich auf, wagte kaum, nach seinem Arm zu sehen, aber er fühlte sich an wie immer und tat nicht weh.
    Jetzt sieh dir das verdammte Ding einfach an und dann Schluss damit!
    Bei näherer Untersuchung erschien der Arm vollkommen unversehrt. Ihm war ganz schwach vor Erleichterung, aber er rappelte sich auf und ging zurück zu der Kugel, neugierig ob seine Einmischung sie in irgendeiner Weise beeinträchtigt habe. Die Farben leuchteten tiefer, wo er den Arm hineingesteckt hatte, und bewegten sich nach allen Seiten wie ein Strahlenkranz von dem Punkt seines Eindringens weg.
    Punkt seines Eindringens? Sollte das die Art sein, wie man hineingelangte? Indem man einfach durch die Wand ging? Konnte es wirklich so einfach sein? Die Vorstellung passte zu diesem Ort. Er ließ sich keine Zeit zu kneifen, sondern schloss die Augen und trat kurzerhand durch die dünne Haut der Kugel.
    Scall öffnete die Augen.
    Großer Myrial, was habe ich getan?
    Die Blase war verschwunden. Er musste sie zum Platzen gebracht haben, als er einfach unbesonnen hineingegangen war – aber was hatte er dadurch angerichtet? Er war sicher, dass sie, wie alles andere in der Höhle, einem bestimmten Zweck gedient hatte. Wie viel Schaden hatte er verursacht? Welche Folgen würde sein hastiges Tun haben? Er blickte sich verstohlen um, in der Vorstellung, dass gleich die geheimnisvollen Bewohner dieser Welt hervorspringen und ihn bestrafen würden, doch die Höhle blieb so einsam und verlassen wie zuvor. Nach einer Weile siegte seine Neugier über die Schuldgefühle, und er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Mitte, um zu sehen, was die verschwundene Blase bloßgelegt hatte.
    In der Mitte der silbernen Mulde stand eine schlanke Säule, die scheinbar aus demselben Stoff gemacht war. Sie reichte ihm bis zur Hüfte. Obendrauf lagen zwei Dinge: ein dünner Spiegel von einem Fuß Breite mit einem schmalen Goldrand und eine walnussgroße Silberkugel. Neugierig nahm er sie in die Hand – und hätte sie beinahe fallengelassen, weil sie plötzlich zu leuchten anfing. Über seiner ausgestreckten Hand entstand ein Bild, das in der Luft schwebte: ein langsam kreisender Ball in verschiedenen Grün-, Blau-, Braun- und Gelbtönen, die von einem Netz aus schimmernden blauweißen Linien überzogen waren. Scall wusste nicht, was diese Erscheinung darstellen sollte, aber sie war sehr hübsch. Sie verschwand, sobald er die Hand um die Silberkugel schloss, und ein neues Bild erschien, wenn er die Hand wieder öffnete. Erschrocken erkannte er seine Heimatstadt Tiarond, eingebettet zwischen den Ausläufern des Chaikar, und davor die morastige Ebene, über die er noch letzte Nacht geritten war und die an der Steilwand endete, wo der Fluss als Wasserfall in den Abgrund stürzte.
    Scall stockte der Atem, so wirklich erschien der Anblick. Er sah die Stadt aus großer Höhe, als wäre er ein Adler, der weit oben am Himmel kreist. Vor lauter Überraschung schloss er noch einmal die Faust, danach schaute er auf ein weites Blau, gesprenkelt mit braunen und grünen Flecken. Ihm fielen die Geschichten aus seiner Kindheit ein, wo Reisende die südliche Küste von Callisiora erforschten, und nahm an, dass er auf das Meer und die Inseln blickte. Dann ließ er das Bild verschwinden.
    »Großer Myrial!«, brachte Scall atemlos hervor. Er steckte das Wunderding in die Tasche, um es später eingehender zu untersuchen, und wandte sich dem zweiten Gegenstand auf der Säule zu. Diesen nahm er vorsichtiger an sich, ein wenig unsicher, was er zu erwarten hatte. Der scheinbare Spiegel wurde schwarz und als solcher unbrauchbar. Während Scall ihn betrachtete, erschienen kräftig bunte Linien in fremdartigen Mustern, die vom unteren Rand nach oben über die Fläche wanderten, wo sie verschwanden. Scall hatte den Eindruck, dass es sich um eine Schrift handelte, wenngleich er eine solche noch nie gesehen hatte.
    Als ob du das erkennen könntest.
    Als er noch ein Kind war, hatte seine Mutter, die stets ehrgeizige, den örtlichen Schreiber gebeten, ihm das Schreiben beizubringen, aber über ein paar Buchstaben war er nicht hinausgekommen. Unfähig, sich einen Reim daraus zu machen, was er sah, legte er das Ding wieder hin, und die Fläche erschien wieder in blankem Silber.
    Nun gut. Dieses unheimliche Spiegel-Ding und die Silberkugel waren das Einzige, das Scall von seiner Entdeckung mitnehmen konnte. Wenigstens würden sie seine unglaubliche

Weitere Kostenlose Bücher