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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Heilermantel angezogen und war den anderen ohne Murren nach draußen gefolgt.
    Den Kolleginnen hatte sie ihr Überleben zu verdanken. Sie hielt Abstand zu allem Geschehen und ging einfach, wohin man sie führte. Freundlicherweise setzten sie sie abseits in den Schutz der Tempelmauer seitlich zum Scheiterhaufen. Weil man von diesem Standort aus eine sehr schlechte Sicht auf die Vorgänge hatte – keine großer Verzicht nach Kaitas Meinung –, befanden sich nur wenige Leute bei ihr. Tief versunken in ihre Trauer und benommen von der Nachwirkung des Schlaftrunks, hatte sie den ganzen Tumult, als der Hierarch geraubt wurde, kaum bemerkt. Als dann der Tod vom Himmel herabkam, rettete ihr ein Soldat das Leben, indem er sie beim Arm packte und durch das Portal nahezu in den Tempel hineinschleuderte.
    Seitdem war ihr keine Minute mehr geblieben, um sich mit ihrem eigenen Kummer zu beschäftigen. Die Verwundeten waren in Scharen zu ihr gekommen und dazu jene, die keine körperlichen Wunden trugen, aber solches Grauen erlebt hatten, dass sie die Narben für den Rest ihres Lebens spüren würden.
    Die Heiler konnten kaum arbeiten, weil die Ausrüstung fehlte – Heilsalben, Schmerz- und Schlafmittel, sauberes Verbandszeug und alles Nötige für Stichverletzungen –, all das war kaum vorhanden. Kleider, Bettlaken und sogar Vorhänge aus den angrenzenden Priesterwohnungen wurden zu Bandagen in Streifen gerissen, doch andere notwendige Dinge waren viel schwieriger behelfsmäßig zu ersetzen. Nun war es so, dass jeder Heiler stets eine Grundausrüstung in einer Ledertasche bei sich trug, die entweder über der Schulter oder am Gürtel hing. Aus dieser Gewohnheit heraus hatte Kaita ihre Tasche mitgenommen, als sie das Haus der Heilung verließ, um an der Opferzeremonie teilzunehmen, und wenn auch die enthaltenen Mittel angesichts der Zahl der Verwundeten jämmerlich gering waren, konnte sie froh sein, dass ihr das eingewurzelte Verhalten nun zustatten kam.
    Mit der Knappheit der Ausrüstung ging auch ein Mangel an verständiger Hilfe einher. Entsetzlicherweise waren aus dem ganzen Haus der Heilung nur drei Heilerinnen, allesamt weniger erfahren als Kaita, und zwei Schüler noch am Leben. Schließlich gelang es ihr eine bunte Auswahl anderer Helfer ausheben, die weniger offiziell für die Bedürftigen sorgen konnten: Hebammen, die sich alle mit der Zeit ein heilerisches und chirurgisches Grundwissen aneigneten, Arzneikundige und Kräutersammler, die über ein erstaunlich umfangreiches Arzneibuch verfügten, nach welchem man die Grundstoffe aus den Vorräten der Zehnthöhlen gewinnen könnte, sowie schließlich gewöhnliche Männer und Frauen, die lediglich die Gabe besaßen, andere zu betreuen. In jeder Nachbarschaft gab es so jemanden – die Person, an die sich in einer Notlage oder bei Krankheit und Tod jeder wandte. Kaita hatte solche Menschen häufig angetroffen. Sie saßen mit unermüdlicher Geduld an Krankenbetten, bereiteten die Verstorbenen für die letzte Reise vor und trösteten überdies die trauernde Familie. Ihre Einfühlsamkeit, ihren praktischen Verstand und den beruhigenden Einfluss hatte sie immer wieder bewundert.
    Es fiel ihr nicht ein, die Hilfe anderer zu unterschätzen, dennoch lag die Hauptlast der Arbeit auf ihren eigenen Schultern. Sobald die anderen Heiler einer Sache nicht sicher waren oder es mit einer Verletzung zu tun bekamen, mit der sie überfordert waren, kamen sie zu ihr, und Kaita sah sich hierhin und dorthin gezogen und vor so viele Anforderungen gestellt, dass sie kaum wusste, was sie zuerst tun sollte. Ständig musste sie eine Wahl treffen: Den einen Menschen behandeln und retten hieß ausnahmslos, einen anderen zu vernachlässigen und sehr wahrscheinlich sterben zu lassen. Während die Stunden verstrichen, verlängerte sich die vernichtende Reihe der Toten, die zugedeckt hinten im Tempel lagen, und Kaita, deren Urteilsvermögen durch Trauer und Erschöpfung getrübt war, sah jeden einzelnen als Zeugnis ihres Versagens. Es war gut, dass ihr keine Zeit blieb, allzu weit in diese Richtung zu denken.
    Während die Heiler in der Nacht und den Tag darauf ihrer Aufgabe nachgingen, gab es andere, die unter der Führung der neuen Hierarchin und Hauptmann Galverons ebenso hart arbeiteten, um den Eingesperrten ihre Lage zu erleichtern. Kaita nahm es am Rande wahr, dass die Leute um sie herum fleißig waren und ihren Teil beitrugen.
    Gerade trug sie eine schwere Schüssel mit schwappendem Wasser durch

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