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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Nachdruck. »Ich kann mit ihr nicht mehr Schritt halten. Ich bin nicht mehr so jung wie früher. Immer wieder sage ich ihr, sie soll langsam machen, aber sie meint, dafür werde noch Zeit genug sein, wenn es schneit. Also, was kann ich für dich tun, Syvilda?« Seine Augen weiteten sich ein wenig, als sein Blick zu Toulac und Zavahl hinüberwanderte, und er die Augenbinde sah. »Neue Gäste für mich?«, fragte er.
    »Das sind Toulac und Zavahl«, antwortete Syvilda, »ja, sie werden eine Weile deine Gäste sein.« Es kam überhaupt nicht in Betracht, wie Toulac bemerkte, dass Olsam dagegen etwas einwenden könnte. »Nun denn«, fuhr Syvilda fort, »Toulac kann eine hübsche Kammer nach vorne zu bekommen, wenn sie möchte, aber ich will, dass Zavahl eine Kammer zum Hof bekommt. Wenn du sie nach oben gebracht hast, muss ich allein mit dir sprechen.«
    Die Kammer war sauber und gemütlich, Boden und Möbel aus dunklem glänzendem Holz, die Wände hell gestrichen, die Vorhänge rot. Auf dem breiten Bett lag eine dicke Flickendecke und vor dem Kamin eine rote Wollmatte. In einem Korb lagen Holzscheite und Torf bereit. Olsam ging steif in die Knie und entzündete das Anmachholz. »Siehst du, Meisterin, es wird gleich warm werden«, sagte er, stand schwerfällig wieder auf und wischte sich die Hände an der Hose ab. »Mach’s dir nur bequem. Ailie wird so bald wie möglich mit einer Mahlzeit für dich kommen.«
    »Wäre es möglich, dass ich vorher bade?«, fragte Toulac hoffnungsvoll.
    Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber es hatte deutlich den Anschein, als wäre Olsam sehr erleichtert über diese Frage. »Aber ja, Meisterin, natürlich. Ich werde Ailie sagen, dass sie es sofort vorbereiten soll.«
    Als er gegangen war, legte Toulac noch einen Scheit nach, dann lehnte sie sich aus dem Fenster und nahm die Umgebung in sich auf. Sie fühlte sich aufgeregt wie ein Kind bei seiner ersten Reise. Am anderen Ende des Dorfes stand die Schmiede, ein wenig abseits gebaut, damit Lärm und Rauch nicht die Nachbarn störten. Dahinter sah sie einige Werkstätten und offene Ställe. Aufmerksam beobachtete sie, wie die Leute ein- und ausgingen und was sie trugen, und erkannte Gerber, Färber, Weber, Küfer, Zimmerleute, Töpfer und Steinmetze. Durch die offen stehenden Türen, die die letzte Sonne einließen, bevor der Winter kam, konnte sie noch andere Handwerker sehen wie Schuster und Schneider, aber auch ein paar Krämer gab es. Man scheint hier alles zu haben, was man braucht dachte sie und erinnerte sich an die Mühle und die kleinen Höfe weiter oben im Tal.
    Es war nicht zu sehen, doch der scharfe Geruch nach Malz und Kräutern verriet ein Brauhaus in der Nähe, und von überallher roch es nach gutem Essen. Bei einem wurde Fisch gekocht, ein anderer hatte Brot und Kuchen im Ofen, und nach dem würzigen Duft zu schließen, würde es irgendwo Eintopf zu Mittag geben. Toulac, so gewöhnt an karge Rationen und das schlechte Essen aus dem gebeutelten Callisiora, knurrte der Magen.
    Und im Vergleich zu den unglücklichen Menschen ihres Heimatlandes sahen diese hier gesund, sorglos und sauber aus und begrüßten sich heiter, bevor sie an die Arbeit gingen. Die Kinder sprangen unbekümmert umher und bewegten sich mit der unbändigen Kraft der Jugend, spielten ihre eigenen, verwickelten Spiele mit den Kameraden und den Dorfhunden, die ihnen laut und ausgelassen folgten.
    Toulacs Stimmung machte wahre Sprünge. Sie war zu sehr vertraut mit den wunderlichen Launen der Menschen, um zu glauben, dass in diesem Dorf jeder allezeit glücklich wäre oder ohne Streit auskäme. Sie wusste, dass hinter der fröhlichen Fassade Eifersucht, Klatsch, Zank und Gemecker zu finden sein würden, die unweigerlich zu jeder Gemeinschaft gehörten. Doch das sollte sie nicht betrüben, auch wenn ihr bewusst war, dass nach dem Elend, das sie hinter sich gelassen hatte, das Dorf ihr in den strahlendsten Farben erscheinen musste. Das Leben hier war umso vieles besser, und sie hatte vor, die neue Umgebung in jeder Hinsicht zu genießen.
    Die Tür ging auf, und eine Frau kam herein. Sie musste weit über dreißig sein, und sie war groß, blond und drall und hatte ein freundliches, rosa glänzendes Gesicht. Sie streckte die Hand aus und sagte: »Wie schön, dich kennen zu lernen. Ich heiße Ailie.«
    Nachdem sie sich bekannt gemacht hatten, brachte sie Toulac zu einem Raum an Ende des Flurs. Er war viel kleiner als ihre Schlafkammer, aber es standen ein Stuhl,

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