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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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beisammen haltend gingen Aliana und Packrat über den Strand und stiegen die Stufen hinauf.
     
    Helverien brannte vor Neugier, aber sie verbarg es gut. »Seid willkommen«, sagte sie, als die beiden Fremden am Ende der Treppe ankamen. »Macht es euch bequem.« Sie deutete auf einen Tisch, wo aus dem Nichts zwei weitere Stühle zusammen mit zwei Tassen erschienen. Bei dem atemlosen Staunen ihrer Gäste musste sie ein Lächeln unterdrücken. Wie befriedigend!
    *Es sind nur Menschen*, merkte der Windgeist scharf an. *Sie sind viel leichter zu beeindrucken als ich.*
    »Sie kommen mir gerade recht«, erwiderte die Zauberin. »Weißt du seit welcher Ewigkeit ich niemanden mehr beeindrucken konnte?« Sie wandte sich den Neuankömmlingen zu, die behutsam auf der Stuhlkante saßen, als fürchteten sie, die Möbel könnten wieder verschwinden. »Nun«, begann sie freundlich lächelnd, »es wäre angebracht, dass wir uns vorstellen, meine ich. Wer seid ihr und wie kommt ihr hierher?« Doch noch bevor das Mädchen antworten konnte, wurde Helverien von dem gleichen Empfinden wie schon vorher abgelenkt, einem seltsamen Wellenschlag in der Landschaft und in ihr selbst, der anzeigte, dass die Außenhülle der Nebenwelt durchbrochen worden war. Aufgeregt blickte sie zu dem Windgeist hinauf.
    *Ja*, bestätigte Thirishri. *Ich habe es auch gespürt. Da ist noch jemand gekommen.*
    Helverien empfand einen ärgerlichen Stich – und eine gewisse Beunruhigung. »Wie kommen sie nur plötzlich alle herein?«
    *Ich weiß es nicht*, antwortete Thirishri nachdenklich. *Aber wenn die Leute hereingelangen, können wir vielleicht auch hinaus.*
     
    Für die Flüchtlinge im Tempel gab es nun keine Zuflucht mehr. Sie saßen fest, alle zusammen, auf beengtem Raum. Denn Kaitas schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden. Das Unheil hatte bereits begonnen. Und obwohl sie das schon erwartet hatte, seit die überlebende Bevölkerung von Tiarond in einem einzigen Gebäude eingeschlossen hauste, während draußen haufenweise die Leichen verwesten, traf es sie doch wie ein Schlag, als sie die ersten Fälle erkannte. Der Schreck darüber schlug ihr in Bauch und Magen, und ihr Herz klopfte wild.
    Durch eine barmherzige Tat hatte es seinen Anfang genommen. Cerella, die Frau, die Galveron und Aliana hatten retten wollen, hatte die Krankheit in den Tempel eingeschleppt. Vom Blutverlust schon geschwächt, war sie zusätzlich von Erbrechen, Durchfall und Fieber gequält worden und wenige Stunden, nachdem die ersten Anzeichen zutage traten, gestorben. Da hatte Kaita, die bereits Ansteckung befürchtete und an das Schlimmste dachte, ihre Helfer angewiesen, die Tote sorgfältig einzuwickeln und durch die Gänge hinter dem Tempel bis zu dem verborgenen Eingang im Gebirge zu tragen. Den sollten sie entriegeln und die Tote in den Abgrund werfen. Es war bestimmt nicht die beste Lösung, aber die beste, die sich machen ließ. Eine Verbrennung wäre angebracht gewesen, aber unter den gegebenen Umständen war das einfach nicht möglich.
    Sie beaufsichtigte gerade das Entfernen der armen Frau, als Shelon herbeigerannt kam. »Kaita! Cerellas Kind hat auch angefangen zu erbrechen – und die Frau die es gestillt hat sagt, sie fühlt sich nicht wohl. Auch ihre Kinder jammern und sind fiebrig.«
    Da hatte Kaita es gewusst. Cerella hatte sich in einem Haus des Bezirks versteckt gehalten. Dort musste es Ratten und Fliegen geben, die von den verwesenden Leichen gefressen hatten. Sie hatten Cerella die Seuche gebracht, und Cerella gab sie an ihr Kind weiter, das wiederum die Amme ansteckte und diese gab sie an ihren Säugling weiter – ganz zu schweigen von ihren anderen Kindern, die inzwischen mit der halben Kinderschar im Tempel gespielt haben dürften, welche wiederum zu ihren Eltern gelaufen waren …
    Einen Augenblick lang schwanden Kaita die Sinne. Sie tastete nach einem Stuhl und setzte sich hin, atmete tief durch, bis der Schwindelanfall vorbei war. Ihr Helfer blickte sie besorgt an. »Es wird eine Seuche geben, stimmt’s?«, sagte er leise und schaute sich um, ob ihn auch niemand hörte.
    Kaita riss sich schleunigst zusammen. »Ja«, antwortete sie. »Nimm dir ein paar Boten, die zu schweigen wissen, und schick sie zu den übrigen Heilern und den Leuten, die hier für das tagtägliche Arbeiten verantwortlich sind. Sie sollen so schnell wie möglich zu einer Besprechung herkommen. Und du selbst gehst jetzt zu Gilarra, Shelon. Bring sie sofort hierher.«
    Als der junge

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