Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit
über ihn auszubreiten begann, und mit der Wärme kam die Schläfrigkeit. Am Ende gab er nach und entspannte sich. Er war hier sicher – wenigstens im Augenblick. Mit Maskulu, diesem ernsten jungen Mann und der Heilerin um sich herum fühlte er sich unter Freunden, und das hatte er seit vielen Jahren nicht mehr erfahren.
Der Schmerz stach ihn in die Seite, und er atmete scharf ein, als Kyrre sein zerrissenes Hemd öffnete und ihm den Behelfsverband abnahm. Die Dobarchu hielt einen Glimmer nahe an die Wunde und besah sie eingehend. »Es blutet noch ein wenig«, murmelte sie, »aber das Schlimmste hast du verhindert. Es war richtig, die Wunde abzudrücken. Die Klinge ist nicht so weit eingedrungen, dass etwas Lebenswichtiges getroffen wurde, sie hat aber ein paar Muskeln durchtrennt, und es wird eine Weile brauchen, um zu heilen, fürchte ich. Du wirst dich in nächster Zeit nur spärlich bewegen können.«
»Das geht nicht«, erwiderte Amaurn durch die zusammengebissenen Zähne. »Ich habe dafür keine Zeit.«
»Ich fürchte, du wirst sie dir nehmen müssen«, sagte die Dobarchu. »Nicht, dass du überhaupt eine Wahl hättest. Wenn wir dich zum Krankenhaus bringen, können wir die Heillampen anwenden, und wir haben bestimmte Arzneien, die die Heilung beschleunigen können. Trotzdem heilt die Wunde nicht über Nacht, und je mehr du dich bewegst, desto länger wird es dauern.«
Während sie mit ihm sprach, wühlte sie in einem Korb zwischen Päckchen und Pulvern. »Falls du vorhast, was ich vermute«, sagte Amaurn, »ich will nicht bewusstlos sein.«
»Das wird dir später Leid tun«, erwiderte Kyrre, »aber wenn du darauf bestehst, gebe ich dir nur etwas, das deine Schmerzen lindert.«
»Hast du nichts, womit man sie ganz beseitigen kann?«
Die Dobarchu lachte schnatternd, wie es ihrer Art entsprach. »Doch«, antwortete sie, »ein Mittel zur Bewusstlosigkeit.«
»Kommt nicht in Frage«, sagte Amaurn bestimmt. »Wirst du die Wunde nähen?«
Wieder lachte sie. »Du bist hier nicht in Callisiora, weißt du. Wir haben etwas anderes aus der Kunst der Alten, das dein Gewebe verschließen wird. Aber ehe du fragst: du wirst dennoch sehr vorsichtig sein müssen, bis die Wunde Zeit gehabt hat, zu heilen. Und sie wird auch weiterhin schmerzen.«
Er seufzte. »Wenn es denn sein muss. Also gut, Kyrre. Bringen wir es hinter uns.«
Aber Bailen unterbrach sie. »Ich empfange eine Nachricht von Kher, Archimandrit. Er sagt, er ist mit dem Fremden hier, mit Kalt, der allein durch die Schleierwand gelangt ist – der Hohlkopf, der dabei auch die Ak’Zahar durchgelassen hat.« Er riss die Augen auf. »Der Mann hat sogar einen gefangen und mitgebracht! Der ist vielleicht kühn!«
Amaurn blickte zu Maskulu hinüber. »Ich will den jungen Mann sprechen. Er ist der Gehilfe meines ältesten Freundes. Sag Kher, er soll ihn herbringen.«
»Glaubst du, das ist sicher?«, fragte der Altgediente zweifelnd. »Du hast schon den Anführer dieser verfluchten Takuru hergerufen, und jetzt willst du noch einen völligen Fremden und einen der todbringendsten Räuber der Welt hier haben.«
»Ich kann mich nicht ewig vor allen verstecken«, sagte Amaurn achselzuckend – und zuckte zusammen. »Der Ak’Zahar ist bewegungsunfähig, es wird also gehen. Kher kannst du überprüfen, und wenn der Fremde mich angreift, hast du meine Erlaubnis, ihn zu töten. Das gilt auch für das Oberhaupt der Takuru.«
»Und wenn der Anführer statt seiner den Mörder schickt? Du setzt großes Vertrauen darauf, dass ich schneller bin als ein Takur«, erwiderte Maskulu mürrisch.
Amaurn lächelte. »Ich bin sicher, du schaffst es. Das ist nicht das erste Mal, dass ich dir mein Leben anvertraue, und wie die Dinge liegen, wohl auch nicht das letzte Mal. Warum gehst du also nicht mit Bailen und bringst ihn zu mir? Frage ihn nach Grimms kleinen Boten, wenn du seine Geschichte überprüfen willst. Kein verdammter Gestaltwandler kann etwas über sie wissen.«
»Ich wünschte, das träfe auch auf mich zu«, sagte Maskulu hitzig. »Seit Grimm sie hergeschickt hat, sind sie die reinsten Quälgeister.«
Amaurn konnte noch immer nicht ohne Trauer über Grimm sprechen. Er atmete tief durch. »Nun, dann wird es ein Vorteil sein, dass wir seinen Gehilfen hier haben. Wenn der junge Mann echt ist, wirst du ihm die Pflege der Kobolde abtreten können.«
»Ich gehe ihn sofort holen. Bailen, kommst du mit und trägst eine Fackel?« Maskulu lachte grimmig. »Wir wollen ihm nicht
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