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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Tür sah Scall in ein Zimmer, wo ein Maurer ein beträchtliches Loch in der Wand ausbesserte und ein Tischler einen neuen Fensterrahmen zusammennagelte, um die Bruchstücke des alten zu ersetzen. »Entschuldige das Gehämmer«, sagte Olsam und machte ein finsteres Gesicht. »Die verdammten Dierkane. Brechen mir glatt das Haus ab.«
    Scall wollte ihn fragen, was ein Dierkan sei. Es klang ziemlich beunruhigend, wenn es ein Loch dieser Größe in eine dicke Wand machen konnte. Seine Zeit als Lehrling hatte ihn jedoch gelehrt, dass es klug war, den Kopf unten und den Mund geschlossen zu halten, wenn die Erwachsenen ein solches Gesicht machten. Olsam geleitete ihn in ein freundliches, sauberes Zimmer, das auf die Dorfstraße hinausging. »So«, sagte er. »Du ruhst dich aus, junger Mann. Ich bin gleich wieder da und bringe dir etwas zu essen.«
    Inzwischen hatten Scalls Sorgen die Dierkane wieder verdrängt. In seiner Bestürzung hatte er kein Auge für die Umgebung, sondern sank nur auf das Bett.
    Feuervogel hat gar nicht Elion gehört! Sie gehörte diesem Harral, sie war sein Herzblatt und sein Augenstern und jetzt will er sie wiederhaben, und ich werde sie nie wieder sehen. Ich habe sie verloren!
    Während der ganzen Entführung, der Trennung von Rochalla und Tormon, während des Kampfes mit den Scheusalen und der Reise durch die Schleierwand in ein fremdes Land war Scall tapfer geblieben. Das jedoch war ein Schlag zu viel. Er rollte sich herum und boxte in sein Kissen, bis die Federn flogen, dann brach er in Tränen aus.
     
    »Tut es noch weh?« Den meisten Leuten fiel es schwer, zu glauben, dass ein Geschöpf von Maskulus Größe und Erscheinung tatsächlich so besorgt klingen konnte. Amaurn aber kannte ihn besser. Er hatte die ganze Wucht überwältigenden Mitgefühls ertragen, seit er ihn von dem Berghang fortgebracht hatte. »Natürlich tut es noch weh«, antwortete er aufgebracht. Er wünschte, Maskulu würde ihn eine Zeit lang allein lassen. Er brauchte dringend Ruhe, musste seine Gedanken sammeln, schlafen. Leider war das einfach unmöglich. Es war zu viel zu tun – zu viel, um das es sich zu kümmern galt. Bei allem war es entscheidend, dass er seine Verletzung so weit wie möglich herunterspielte, damit die Leute nicht das Vertrauen zu ihm verloren. Cergorns Anhänger würden aus jeder Schwäche rasch ihren Vorteil ziehen. Auf keinen Fall durfte jemand erfahren, dass er fast von einem Meuchelmörder umgebracht worden wäre. Ein Anschlag war schlimm genug – er wollte nicht, dass noch einer auf denselben Gedanken verfiel.
    Überdies könnte sich der verfluchte Gestaltwandler wieder an mich ranschleichen, wenn ich schlafe.
    Selbst wenn der Furcht erregende Maskulu über ihn wachte, war ihm die Vorstellung unbehaglich.
    »Was willst du also dagegen tun?« Offenbar hatte Maskulu seinen Gedanken aufgeschnappt. »Es muss etwas geben, was wir tun können, um den Mörder zu finden! Wie sollst du als Archimandrit richtig arbeiten, wenn ständig diese Bedrohung über dir schwebt?«
    »Ich denke bereits darüber nach«, antwortete Amaurn. »Wenn ich könnte, würde ich jeden einzelnen Takur aus Gendival entfernen. Aber wenn ich ganz sicher sein wollte, dass sie sich nicht wieder einschleichen, musste ich den ganzen Haufen umbringen, und selbst dann gäbe es keine Gewissheit, sie alle erwischt zu haben.«
    Es könnte noch ein anderes Mittel geben …
    »Maskulu, ich will, dass du dem Oberhaupt der Takuru eine Nachricht übermittelst und ihn bittest, hierher zu kommen. Und sei höflich. Dann nimmst du Verbindung zu den Verwaltern der Schriftensammlung auf. Sie sollen jedes bisschen, was wir über die Takuru haben, für mich heraussuchen. Sag ihnen, sie müssen schnell sein.«
    Der altgediente Wissenshüter starrte ihn an. »Amaurn, bist du verrückt geworden? Du kannst das Oberhaupt der Takuru unmöglich hierher bitten.«
    Anstatt Amaurn in die Siedlung zu bringen, hatte er ihn in seine eigene unterirdische Behausung getragen. Dort lag der Archimandrit in einer Kammer mit nur einem Ausgang, die leicht zu bewachen war. Er hatte es ihm so bequem gemacht, wie es unter diesen Umständen irgend ging, sodann Bailen und der heilkundigen Kyrre mitgeteilt, was geschehen war, sie zu unbedingtem Schweigen verpflichtet und in seine Wohnung befohlen.
    Wieder einmal kehrte Amaurn den Hauptmann Blank hervor und spürte, wie sein Gesicht unerbittlich und hart wurde. Er bedachte Maskulu mit jenem kalten Blick, der in Tiarond jeden bis

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