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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Lehrling.«
    Toulac schlug sich an die Stirn. »Agella! Natürlich! Ich wusste doch, dass ich dein Gesicht kenne.« Ihr wurde sofort klar, dass Scalls Geschichte in der Tat lang werden würde. Nach einem letzten bedauernden Blick auf ihr bequemes Bett schritt sie durch das Zimmer und legte einen Arm voll Scheite auf das Feuer, dann klopfte sie auf einen der Stühle am Tisch und sagte: »Komm her. Du bist doch hungrig, oder?«
    Scall brauchte nicht zweimal aufgefordert zu werden. Er sprang aus dem Bett und fiel wie ein Wolf über das Essen her. Toulac setzte sich auf den anderen Stuhl und griff nach ihrem Anteil Pastete, ehe der Junge alles verschlang. »Gut«, sagte sie dann. »Lass deine Geschichte hören. Von Anfang an, und lass nichts aus.«
    Seine Erzählung hielt eine ganze Reihe Überraschungen bereit, eine davon war, dass er Elion kennen gelernt hatte. Während der letzten Tage, die Toulac in Callisiora verbrachte hatte, waren im Gebirge unglaubliche Dinge geschehen, aber was Scall seit seiner Flucht aus Tiarond erlebt hatte, war mindestens ebenso erstaunlich.
    Die schlimmste Neuigkeit war, dass die Bestien die Stadt verlassen und sich über das Land ausgebreitet hatten. Fast ebenso schlimm war auch die Nachricht von Grimms Tod. In jüngeren Jahren hatte Toulac sich ihren Lebensunterhalt damit verdient, dass sie als Söldnerin für die verschiedenen Rottensippen kämpfte, und sie hatte Grimm schon gekannt, als auch er noch jung und kraftvoll war – sehr kraftvoll, wie sie sich entsann. Es war viele Jahre her, dass sie ihn zuletzt gesehen hatte, doch der Verlust traf sie hart. Wieder war ein alter Freund gegangen und hatte sie zurückgelassen, und die Welt war ein Stück ärmer geworden. Es war seltsam, dachte sie, wie doch solche Nachrichten den Blickwinkel verändern. Der Verlust eines alten Freundes brachte ihr plötzlich nahe, wie hoch sie die neuen schätzte.
    Ich kann sie nicht verlassen. Wie könnte ich das?
    Sie merkte, dass sie mitten in dem Bericht über Scalls Entführung mit ihren Gedanken abgeschweift war, doch nun lenkte langsam lauter werdende Empörung ihre Aufmerksamkeit zu ihm zurück. Er redete von seiner Ankunft in der Siedlung und dem Verlust seines geliebten Pferdes, das ein Geschenk von Elion gewesen war.
    Und davon wissen sie hier natürlich nichts – oder vielleicht gehörte das Tier eigentlich gar nicht Elion.
    Toulac verstand seinen Jammer. Er hatte sein Zuhause, seine Familie und seine Gefährten verloren. Dass ihm seine kleine braune Stute genommen wurde, mochte im Vergleich zu all den schrecklichen Dingen, die ihm in den vergangenen Tagen zugestoßen waren, nicht so schwer wiegen, doch bestimmt war ihm das Tier ein großer Trost gewesen, und nun war es fort.
    Armer kleiner Kerl. Das ist ungerecht. Ich werde nicht dabeistehen und einfach zusehen!
    »Hör zu«, sagte sie zu ihm. »Ich habe eine Freundin, die auf den Mann, der hier das Sagen hat, eine Menge Einfluss hat. Ich kann dir nichts versprechen, verstehst du, aber ich werde ein Wort mit ihr reden, wenn ich sie morgen früh sehe. Dann spricht sie mit dem Archimandriten.« Sie lächelte ihn an. »Ich schätze, es ist gut möglich, dass wir deinen Feuervogel wiederkriegen.«
    Wenn es nur jemanden gäbe, der mir Mazal zurückbringt.
    Das Gesicht des Jungen hellte sich auf. »Wirklich? Ist das dein Ernst? Das ist wundervoll – ich kann es nicht glauben. Wie gut, dass du hier bist.«
    Toulac merkte, dass er viel zu aufgeregt war, um noch einen Gedanken darauf zu verwenden, warum und wie sie schließlich hierher gelangt war. Wenn sie etwas unternehmen konnte, um ihm sein kostbares Pferd zurückzubringen, schien alles andere unwichtig. Unvermeidlich kam sie auf Mazal zurück. Sie verstand, was Scall durchmachte. Als sie aufblickte, stellte sie bestürzt fest, dass seine Miene sich wieder verdüstert hatte. »Was ist los?«
    »Woher willst du wissen, dass man sich richtig um sie kümmert? Was, wenn sie unglücklich ist? Vielleicht hat sie Angst?«
    »Scall, das ist kaum wahrscheinlich«, erklärte die Söldnerin. »Wenn sie von hier stammt, dann steht sie jetzt in ihrem eigenen Stall, ist unter vertrauten Leuten. Sie wird heute Nacht ziemlich froh sein.«
    »Aber wenn sie mich nun vermisst? Ich bin jeden Abend zu ihr gegangen. Tormon sagt, dass Regelmäßigkeit sehr wichtig für ein Pferd ist.«
    Ach, dieser Tormon soll in die Grube fahren!
    Toulac seufzte. »Scall, wenn ich dich zu deiner Stute bringe und du dich vergewissert hast,

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