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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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verhindern kann.
    Als sie durch das Tor in den Hof schlichen, brannte noch eine einzelne Lampe in der Sattelkammer. Durch das Fenster war eine einsame Gestalt zu sehen, die an einem Tisch saß und etwas schrieb, dahinter eine Wand voller Haken für Sättel, Zaumzeug und anderes Zubehör. Toulac gefiel es, wie der Stall geführt wurde. Auch nachts sollte immer jemand da sein, für den Fall dass ein Pferd erkrankte oder ein anderer Notfall eintrat. Natürlich machte das die Dinge nicht einfacher, wenn man sich mal hineinschleichen wollte, aber damit kam sie zurecht. Sie war angenehm überrascht, dass es hier keine Hunde gab, denn sie wusste, dass manche Pferde keine leiden mochten. Mazal zum Beispiel konnte sie in seiner Nähe nicht ertragen und hatte ein oder zwei erledigt, als sie seinen Hufen zu nahe gekommen waren. Als Fohlen war er von einem großen Hund gebissen worden und nahm seitdem wohl immer wieder Rache.
    Scall stieß sie mit dem Ellbogen an, und sie merkte ein wenig verdrießlich, dass sie mit den Gedanken woanders gewesen war. Sie gab ihm ein Zeichen, ihr zu folgen, und schlüpfte dicht an die Wände gedrückt um den Hof, bis sie das Haupttor zu den Ställen erreichten. Sie öffnete es nur einen Spalt breit, schob den Jungen hindurch und hastete hinter ihm in das warme, nach Pferden duftende Dunkel. Durch die Stallfenster fiel ein wenig Licht, das die Farben der Pferde erkennen ließ, während sie an den großzügigen Boxen vorbeiliefen. Es machte Scall keine Umstände, seine Stute herauszufinden. Sie wieherte glücklich, als er zu ihr kam, sodass Toulac erschrocken den Atem anhielt. »Psst!«, machte sie leise. »Halte sie ruhig, Scall.«
    Die Wirkung ihrer Worte war nicht die, die sie erwartet hätte. In der Box am Ende der Reihe brach ein heilloser Tumult los. Eine Reihe donnernder Schläge gegen splitterndes Holz kam von dorther, wo ein Pferd versuchte, sich den Weg durch die Tür freizutreten, samt einem lauten, freudigen Gewieher, das Toulac in jeder Lage erkannt hätte. Es war unmöglich, aber … Ihr Herz machte einen Sprung. »Mazal«, schrie sie. »Oh, Mazal!« Dann war sie in der Box und schlang mit tränennassem Gesicht die Arme um den Hals des Hengstes, der den Kopf an ihre Schulter schmiegte.
    Die Stalltür wurde aufgerissen und zeigte einen stämmigen, zu allem entschlossenen Mann, der eine Mistgabel in der einen Hand, eine Laterne in der anderen trug. Das Trappeln rennender Füße offenbarte, dass er nicht allein war. »Was zum …« Er schnappte nach Luft. »Was hast du mit dem Pferd zu schaffen?«
    »Was hast du mit meinem Pferd zu schaffen?«
    Sie redeten beide gleichzeitig. »Also gehört es dir?«, sagte der Stallmeister. »Ich sehe es deutlich. Du bist der erste Mensch, den er überhaupt in seine Nähe lässt, seit er gebracht wurde. Ich musste die Hunde aussperren, und er hat zwei Pfleger gebissen und einen dritten getreten, dass ihm Sehen und Hören verging. Du ahnst nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen. Ich hatte vorgehabt, ihn zu ein paar Stuten auf die Weide zu lassen, aber dann sah es so aus, als wäre es unmöglich, mit ihm klarzukommen. Du bist bestimmt glücklich, ihn heil wiederzufinden, schätze ich, so ein prächtiges Tier, wie er ist. Äh …« Er zögerte. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich ihn mit den Stuten weiden lasse? Ich wette, die Fohlen wären sehenswert, und für dich wäre es auch schön, wenn sein Stammbaum weiterbesteht.«
    »Ich habe gar nichts dagegen«, antwortete Toulac. »Ich bin sicher, dass die Abmachung jedem zugute kommt – besonders Mazal. Solange ich mir von den Fohlen welche aussuchen kann, natürlich.«
    Der Stallmeister lachte wehmütig. »Ich dachte mir, dass du das sagen würdest. Aber das ist nur gerecht.« Sie wechselten einen verschwörerischen Blick von Züchter zu Züchter, und der Mann streckte Toulac die Hand entgegen. »Ich bin Harral. Das sind meine Ställe.«
    »Ich bin Toulac. Es tut gut, einem wie dir zu begegnen.«
    Ein Geräusch am Tor ließ sie beide herumfahren, und Toulac sah die neugierigen Blicke der Pferdeknechte auf sich gerichtet, die dort versammelt standen. »Es ist schon gut«, sagte Harral. »Kein Grund zur Sorge. Ihr könnt wieder ins Bett gehen.« Sie bemerkte, dass ihm die Knechte fraglos gehorchten.
    Harral lächelte sie an. »Wo waren wir? Toulac, hast du gesagt, ist dein Name? Ach ja. Ich entsinne mich. Das ist der Name, der mir genannt wurde. Aber wer bist du? Du gehörst nicht zu den Wissenshütern, und

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