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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Bestürzung an. »Es gehört Presvel«, sagte sie leise.
    Cetain nahm ihr das Messer schnell ab und wickelte es wieder in das Tuch, wofür Seriema äußerst dankbar war. Sie war froh, das schreckliche Ding nicht mehr ansehen zu müssen. Lewic goss ihr einen Becher Wein aus dem Krug auf dem Tisch ein, und sie nahm einen dankbaren Schluck. »Bist du vollkommen sicher?«, fragte er.
    Sie nickte. »Er steckte es ein, als wir Tiarond verließen. Es ist ein Messer der Gottesschwerter. Ich habe auch eines. Wir haben uns in dem Wachhaus am Rand der Ebene bewaffnet.«
    »Aber heißt das nicht, dass es jeder von euch getan haben kann?«, fragte Cetain stirnrunzelnd.
    Seriema schüttelte den Kopf. »Tormon hat sich keins genommen, er besaß bereits ein Messer. Wir übrigen nahmen jeder eins, aber Presvel tat ein bisschen selbstgefällig, weil er ein Sergeantenmesser gefunden hatte, während wir die schlichten hatten. Es hatte einen Silberstreifen rings um den Griff, genau wie dieses. Ich war dabei, als er es fand, und er bot es mir an – darum weiß ich es so genau. Ich glaube, sonst war niemand bei uns.« Sie seufzte und trank noch einen Schluck Wein. »Er schien sich so sehr darüber zu freuen, dass ich sagte, er solle es selbst behalten.«
    »Das war weise«, sagte Lewic leise. »Dadurch wissen wir wenigstens, wer der Mörder ist.«
    »Aber wie kann das möglich sein«, rief Seriema aus. »Bei Myrial, Presvel ist nur ein Diener! Gestern Abend sagte ich noch zu Tormon, dass er bei einem Messer nicht weiß, wo vorne und hinten ist. In seinem ganzen Leben hat er kaum einer Fliege etwas zu Leide getan. Wie konnte er sich so verändern?«
    Cetain schüttelte den Kopf. »Wer weiß?«
    Seriema stand auf und begann auf und ab zu gehen. »Hätte ich doch nur eher mit ihm gesprochen. Vielleicht hätte man das noch verhindern können. Mir ist aufgefallen – uns allen –, dass er anfing, sich ein wenig seltsam zu benehmen, seit wir die Stadt verlassen mussten. Er hat viel Zeit allein verbracht, und er ist gewissermaßen in Rochalla vernarrt, wenngleich ich nicht glaube, dass sie es erwidert …« Sie hielt inne und zog die Brauen zusammen. »Ich glaube allerdings, dass sie einander schon vorher gekannt haben, denn es war Presvel, der sie mir ins Haus brachte, damit sie sich um Annas kümmert, als wir das Kind noch für eine Waise hielten.«
    Sie schritt weiter auf und ab. »Wisst ihr, Grimms Tod kann auch ein furchtbares Versehen gewesen sein. Wegen Presvels Vernarrtheit meine ich, dass er gegen die beiden anderen Männer unserer Gruppe Groll gehegt haben könnte …«
    »Du meinst Scall?« Lewic zog die Brauen hoch. »Diesen Jüngling nennst du einen Mann?«
    »Er ist alt genug«, erwiderte Seriema schief lächelnd, »und ich weiß zufällig, dass er und Rochalla sich ein wenig näher gekommen sind, seit wir hier sind.«
    »Aha. Das erklärt vielleicht einiges.«
    »Es könnte sein, dass er Tormon oder Scall töten wollte, Grimm aber irgendwie in den Weg geraten ist«, gab sie zu bedenken.
    »Das kann sein Tun nicht rechtfertigen, Mädchen«, sagte Cetain leise. »Auch wenn es stimmt, was du sagst, und ich halte das für möglich, so war die Absicht zu töten dennoch vorhanden. Wie die Umstände von Grimms Tod auch gewesen sein mögen, sie zeigen jedenfalls, dass Presvel ein verzweifelter und gefährlicher Mann ist.«
    Seriema blieb stehen und biss sich auf die Lippe. »Es hilft alles nichts, nicht wahr? Wir werden mit dieser Erkenntnis zu Arcan gehen müssen.« Sie zögerte, dann fragte sie sehr leise: »Was werden sie mit ihm machen?«
    Cetain nahm sie in die Arme und hielt sie fest. »Sie werden ihn hängen, so Leid es mir tut, Mädchen.«
    Die Antwort traf sie hart. Presvel war jahrelang ihr Helfer, ihr Schatten, ihr Vertrauter und als einziger Mensch so etwas wie ein Freund gewesen. Nun schien es, dass der tüchtige, bescheidene Diener den Verstand verloren hatte und zum Mörder geworden war. Presvel würde einen schrecklichen Tod sterben, erwürgt am Ende eines Seils – und es war ihre Aussage, die ihm die Schlinge um den Hals legte.
    Für ein paar Augenblicke ließ sich Seriema von ihrem künftigen Lebensgefährten trösten, dann nahm sie sich zusammen. Sie löste sich aus Cetains Umarmung, trat zum Kamin, wo sie sich die Tränen fortwischte, und nahm noch einen Schluck Wein. Als sie sich umdrehte, waren ihre Augen trocken und sie atmete ruhig. »Gehen wir also. Es hat keinen Zweck, die Sache aufzuschieben.«
     
    Presvel

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