Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
hatte die Lage nicht gerade verbessert. Das arme kleine Ding war sehr verunsichert, brauchte dauernd Aufmerksamkeit und Bestätigung – und schreckte vor nichts zurück, um sie sich zu verschaffen. Hoffentlich würde sie sich mit der Zeit beruhigen. Sie verdiente es, glücklich zu sein. Sie war ein entzückendes Kind und hatte eine so spaßige Art, die Welt zu betrachten, dass es Rochalla oft schwer fiel, ihr Lachen zu unterdrücken. Heute war ihr allerdings gar nicht zum Lachen zumute, denn sie war krank vor Sorge um Scall. Bis Annas aufwachte, hatte es keine Ablenkung gegeben, und sie hatte nichts tun können, als zu grübeln und sich um den linkischen Jungen Sorgen zu machen, der, ehe sie es so recht bemerkt hatte, in ihr Herz gestolpert war.
    Armer Scall. Wo bist du jetzt? Bist du wohlauf? Oder verwundet? Bist du …
    Der Gedanke, dass er tot sein könnte, war zu schrecklich, um darüber nachzusinnen. Doch Seriema hatte gesagt, die Scheusale seien schon in der Heide, und Tormon hatte die Spur des Jungen im Tal bei der Schleierwand verloren.
    Aber er hat auch keine – Überreste gefunden.
    Rochalla klammerte sich an diesen Gedanken und hoffte. Sie hätte gern gebetet, dachte aber an die vielen Gebete für ihre kranken Geschwister, die alle vergeblich gewesen waren. Nachdem sie das letzte Geschwister, die kleine Derla, begraben hatte, fluchte sie Myrial und schwor, niemals wieder zu beten, und seitdem hatte sie nichts gehört oder gesehen, das sie ihre Meinung ändern ließ. Wenn es Myrial wirklich gäbe, dann hätte auch Er Annas Mutter umgebracht – und obendrein vor den Augen des Kindes. Und was war mit den Hunderten von Toten in Tiarond, die sogar während einer Zeremonie für Ihn abgeschlachtet wurden? Wie hatte Er das zulassen können? Wenn es Ihn überhaupt gab, so hatte Rochalla jedenfalls keine Zeit für eine so grausame Gottheit.
    Während sie Annas’ Haar bürstete, hörte sie Schritte über den Gang kommen. Rochalla wunderte sich, ob Tormon etwa schon zurückkam. Sie hoffte es. Dann könnte sie in ihr eigenes Zimmer gehen und sich ein bisschen wohl verdienten Schlaf gönnen – falls sie Schlaf fände, solange Scall irgendwo in der düsteren Heide verschollen war. Als sich die Tür öffnete, drehte sie sich um – und das freundliche Lächeln verging ihr augenblicklich.
    Presvel. Nein – nicht jetzt! Ich kann ihn dieser Tage einfach nicht ertragen.
    Sie stand auf. »Was bringt dich hierher …« Der Satz erstarb ihr auf den Lippen, als er sich an ihr vorbeidrängte. Er packte Annas, und plötzlich hielt er ihr mit der Hand den Mund zu und ein Messer an den Hals. Rochalla machte eine unwillkürliche Bewegung nach vorn und erstarrte, als die Klinge näher an die Kehle des Kindes rückte.
    »Keine Bewegung – alle beide«, befahl Presvel in ruhigem, fast beiläufigem Ton. »Ich weiß, wie sehr dieses Balg dir am Herzen liegt, Rochalla, und möchte dir versichern, dass ich der Kleinen nicht wehtun will – es sei denn, dass ihr etwas Dummes tut wie laut schreien oder wegrennen. Wir machen jetzt einen kleinen Spaziergang zu den Ställen. Du gehst vor mir her, sodass ich dich jederzeit sehen kann. Wenn du eine falsche Bewegung machst oder ein falsches Wort sagst, wird Tormon nicht nur keine Frau mehr haben, sondern auch keine Tochter mehr. Sobald wir im Stall sind, reiten wir aus. Ich bringe euch nach Tiarond zurück.«
    Rochalla keuchte. In die Stadt? Presvel hatte sich in den vergangenen Tagen sehr seltsam benommen, aber jetzt musste er wirklich den Verstand verloren haben, um so etwas zu planen! Sie schauderte. Dieses verzweifelte Verhalten konnte nur bedeuten, dass er der Mörder des Überbringers war – und ein Mann, der einmal getötet hatte, würde es wieder tun. »Presvel«, sprach sie ihn vorsichtig an, »ich würde sehr gern mit dir nach Tiarond zurückkehren. Aber was ist mit diesen Ungeheuern?«
    »Wir versuchen unser Glück«, antwortete Presvel kurz angebunden. »Los, beweg dich!«

 
     
    Die Mitglieder der Gruppe, die Amaurn inzwischen als seine kleine Verschwörerbande ansah, verbrachten die Nacht in Veldans Haus. Die einzigen Ausnahmen waren Kyrre, die einige Zeit bei ihren Verwandten verbringen wollte, Maskulu, der beim besten Willen nicht hineinpasste, und Bailen, der seinen Freund und Mithorcher Dessil besuchen wollte, welcher von dem Stich des Dierkans aus der Nacht des Überfalls auf das Gasthaus noch nicht genesen war.
    Die Bettenverteilung entwickelte sich nicht ganz wie

Weitere Kostenlose Bücher