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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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gehen – besonders da sie verfolgt wurden. Nach und nach sah er aber ein, dass er die Pferde verlieren würde, wenn er nicht bald eine Rast einlegte. Die Aussicht, den Rest der Reise laufen zu müssen, während ihm gleichzeitig ein Angriff der Bestien drohte, brachte ihn zur Vernunft. Seit einiger Zeit schon kamen sie an Gehöften vorbei, und außerdem an einsamen Hütten, die Feldarbeitern oder Schäfern gehörten. So wenig es ihm behagte anzuhalten und Zeit zu verlieren, solange ihm Tormon und die Rotten auf der Spur waren, so sehr stand fest, dass er einen Unterschlupf für die Nacht suchen musste. Sein einziger Trost war, dass das auch für die Verfolger galt.
    Er war eine Zeit lang einem Weg gefolgt, der in die richtige Richtung zu führen schien, und schließlich war er auf eine eindeutige, wenn auch ungepflasterte Straße gelangt. Nachdem sie ein Stück bergauf geritten waren, sah Presvel einen schmalen Weg abzweigen und eine Hand voll Häuser, die sich weiter oben in den Hang drückten. Sie schienen verlassen zu sein – die Fenster waren dunkel, aus den Schornsteinen stieg kein Rauch –, und darum entschied er, dass sie ebenso gut dort die Nacht verbringen könnten.
    Es war schwierig, die Pferde zu bewegen, auch noch den steilen Hang hinaufzugehen, besonders da die Reiter auf ihnen sitzen blieben, aber für Presvel kam es nicht in Frage, bis nach oben zu laufen. Als sie endlich oben waren, suchte er einen Stall und sie führten die ermatteten Tiere hinein. Rochalla hinkte steifbeinig und verzog vor Schmerzen das Gesicht. Trotzdem befahl er ihr, den Pferden Sattel und Zaumzeug abzunehmen und sie mit einem Büschel modrigem Stroh oberflächlich abzureiben, während er dabeistand und Tormons Tochter das Messer an den Hals hielt. Sie ließen die Tiere im Stall frei umherlaufen, damit sie jedes bisschen Futter fanden, das es aufzustöbern gab, dafür überzeugte sich Presvel, dass sie gut eingeschlossen waren. Dann klemmte er sich das Kind unter den Arm und zwang Rochalla, vor ihm her zum Haus zu laufen und die Satteltaschen zu tragen.
    Das Bauernhaus war schmutzig und verkommen, roch nach feuchtem Moder, aber wenigstens bot es Schutz vor den Raubvögeln, die die Nacht unsicher machten. Als er Annas absetzte, rannte sie sofort zu Rochalla, die sich hinkniete und sie in die Arme nahm. »Bist du wohlauf?«, fragte sie leise.
    »Hauptsächlich ja«, antwortete Annas. »Aber ich friere und habe Hunger.«
    »Hier«, sagte Presvel und zog ein Stoffpäckchen aus seiner Satteltasche. »Ich habe uns etwas zu essen mitgebracht.«
    »Wie steht’s mit einem Feuer?«, fragte Rochalla. »Wir sind halb erfroren.«
    »Kein Feuer«, antwortete er knapp. Vielleicht hätten sie es sich erlauben können, da Tormon und die Rotten inzwischen auch eine Unterkunft gefunden haben dürften, doch es war auch denkbar, dass sich der Händler aus Sorge um seine Tochter über alle Vernunft rücksichtslos hinwegsetzte, weshalb Presvel nicht bereit war, das Wagnis einzugehen und sich etwa zu verraten. Der Rauch eines Schornsteins mochte außerdem die Bestien anlocken, und das sollte erst recht nicht sein. Rochalla machte ein Gesicht, als wollte sie etwas einwenden, doch dann presste sie die Lippen zusammen und sagte nichts. Der Schlag ins Gesicht musste ihr noch deutlich in Erinnerung sein. Presvel lächelte befriedigt. Offenbar war er in der Vergangenheit zu milde gewesen. Sie hätte längst eine festere Hand gebraucht.
    Nachdem er ihnen zu Essen gegeben hatte, befahl er Rochalla, das Kind in einem der oberen Zimmer ins Bett zu bringen, und nachdem das geschehen war, schloss er das Mädchen dort ein. Dann packte er die widerspenstige Rochalla am Arm und stieß sie die Treppe hinunter. Seit Tiarond hatte er sie nicht mehr für sich allein gehabt – aber das würde sich jetzt ändern. Er hatte viel verlorene Zeit aufzuholen. Andererseits lag noch die ganze Nacht vor ihnen. Presvel sah Rochalla gierig an. Endlich war sie sein. Die vergangenen Tage waren schlimm gewesen, doch vielleicht ging es jetzt aufwärts.
     
    Es wurde eine lange Nacht. Die Rottenschar verbrachte die Stunden der Dunkelheit auf einem verlassenen Bauernhof, aber dieses Haus war eine ausgebrannte Ruine, und sie mussten zusammen mit den Pferden in einer großen, fest gebauten Scheune nächtigen. Ein Blick auf die dicken Steinwände erinnerte Seriema an die Nacht in der Heide, als sie im Keller der Turmruine vor den Bestien Schutz suchen mussten. Sie schätzte sich glücklich,

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