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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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mit dem Handrücken fort.
    Lass das, Alte, du bist übergeschnappt! Nach all den Jahren ist jetzt nicht die Zeit, um gefühlsduselig zu werden!
    Da hatte sie wahrlich Recht. Ein Krieger durfte sich nicht erlauben, jedesmal zusammenzubrechen, wenn ein Kamerad gefallen war. Das lernte man schnell oder man lebte nicht lange.
    Wie auch immer, wenn ihn mir jetzt jemand zurückbrächte, ich schwöre, ich würde ihm alles geben, was er dafür verlangt.
    Toulac war ärgerlich auf sich selbst. Das waren die Spinnereien einer aufgeweichten Birne und die reinste Zeitverschwendung. Energisch rief sie sich zur Ordnung. Die Dinge hätten viel schlechter stehen können, und das wusste sie genau. Nicht nur, dass sie in diesem Trödlerparadies gelandet waren, sie besaß auch noch ihr Schwert, das sie sich gerade umgeschnallt hatte, als die Entführer in Zavahls Zimmer eindrangen.
    Und gut, dass ich’s getan habe, sonst hätte ich dieses Biest nicht töten können, das mich entführt hat.
    Obwohl die Gegend verlassen aussah, war ihr das Schwert doch eine große Beruhigung. Aus Gewohnheit prüfte sie die Klinge und schnalzte missbilligend wegen der neuen Kerbe von dem gepanzerten Insektenkopf. Wenn sie nur die Zeit gehabt hätte, um ihren Mantel noch zu erwischen, dann hätte sie jetzt den Wetzstein bei sich, ganz zu schweigen davon, dass ihr viel wärmer wäre. Nun, das beste Mittel dagegen war, sich beschäftigt und in Bewegung zu halten. Mit einem Achselzucken wandte sie ihre Aufmerksamkeit der nächstliegenden Aufgabe zu.
    Selbst während all dieser Überlegungen hatte sie ununterbrochen den Strand abgesucht.
    Als sie einen matten Schimmer zwischen den Kieseln erspähte, schoss sie darauf zu, hockte sich neben den Fund und fing an, mit bloßen Händen im feuchten Sand zu graben. Zu ihrem Entzücken entpuppte sich der Gegenstand als ein Kasten aus Metall von etwa einer Armeslänge, der rostfleckig, aber unbeschädigt war. Er war schwer, aber sie vermutete, dass das hauptsächlich an dem Wasser lag, das sie innen schwappen hörte. Aber war Seewasser alles, was er enthielt?
    »Nun«, murmelte Toulac. »Dann wollen wir dich mal anschauen, nicht wahr?« Sie trug den Kasten ein Stück höher auf den Strand, dann ging sie sich einen Stein mit der richtigen Größe suchen. Als sie etwas Entsprechendes gefunden hatte, kniete sie sich in den trockenen Sand neben den Kasten. Er war mit Spange und Zapfen verschlossen, die aber der Rost zu einem festen, roten Klumpen verschmolzen hatte. Nachdem sie einige Zeit damit verbracht hatte, brummend und fluchend mit dem Stein darauf herumzuhämmern, gelang es ihr, die Spange abzuschlagen. Kaum fähig, ihre Aufregung im Zaum zu halten, warf sie den Stein beiseite und stemmte den Deckel auf.
    Sie fluchte, weil ihr ein Liter Wasser in den Schoß lief. Das restliche Wasser und einen Bodensatz aus Sand kippte sie aus. Auf dem Grund des Kastens lag ein Bündel nasses Papier, das zerfiel, als sie es aufzuheben versuchte. Die nähere Betrachtung ergab, dass die Schrift restlos ausgewaschen und nichts weiter übrig geblieben war als verschwommenes Blau. Toulac ließ enttäuscht die Schultern sinken. »Scheißding!«, murrte sie. »Ich frage mich, was das gewesen ist. Liebesbriefe vielleicht? Eine Schatzkarte? Ich werde es wohl nie erfahren.«
    Unter dem Papier lag ein kleiner verschnürter Lederbeutel, und ihre Aufregung kehrte zurück. Das Leder war steif von der Nässe und die Schnur aufgequollen, sodass der Knoten vollkommen fest saß. Toulac werkelte kurze Zeit mit ihren stumpfen Fingernägeln daran herum, dann gewann die Ungeduld die Oberhand. Sie zog sich den rechten Stiefel aus und tastete darin nach dem kleinen, eingenähten Futteral. Daraus zog sie hervor, was zur Zeit ihr kostbarster Besitz war: ein kleines, aber sehr scharfes Messer samt passender Scheide. Sie hatte es so lange in seinem Versteck mit sich herumgetragen, dass sie es dort fast vergessen hätte. Nachdem sie sich den Stiefel wieder angezogen hatte, nahm sie den Beutel erneut in Angriff, schnitt die Schnüre durch und schüttete sich den Inhalt in die Handfläche.
    »Verfluchter Mist!« Der Beutel, in den sie solche Hoffnungen gesetzt hatte, enthielt nichts weiter als die irdischen Güter eines armen Seemanns: ein paar blind gewordene Münzen von keinem besonderen Wert und eine Handvoll minderwertiger Perlen, die in ein altes Taschentuch eingeschlagen waren. Toulac zuckte die Achseln, steckte die Habseligkeiten zurück in den Beutel und

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