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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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einer von Kaitas Helferinnen Ausschau. Frana, eine dicke, mütterliche Frau, die eine der Hebammen der Stadt gewesen war, machte die Betten am anderen Ende des Raumes. Pflichtbewusst wie immer setzte sie die ihr zugeteilte Arbeit fort, aber Aliana sah an der Art, wie sie immerzu Blicke auf die neue Kranke warf, dass sie ungeduldig darauf wartete, helfen zu sollen. Sie rannte zu ihr und hielt ihr den Säugling hin. »Frana, kannst du mir helfen? Ich habe hier das Kind dieser armen Frau. Ihm geht es auch schlecht, glaube ich.«
    »Meine Güte!« Mit kundigen Händen entfernte Frana das plumpe Gewickel. Dann lag das bleiche, magere Kind schlaff in ihrem Arm. »Mensch, sie ist nur Haut und Knochen«, sagte sie entrüstet und sah Aliana an, als ob es ihre Schuld sei. Sie kniff sachte in die Haut am Arm und zog eine finstere Miene. »Als Erstes müssen wir ihr etwas Flüssigkeit einflößen. Armes Kleines …« Sie redete mit dem Kind. »Du hast es im Leben gleich schwer gehabt. Keine Angst, das rücken wir wieder zurecht. Tante Frana wird auf dich aufpassen …«
    Aliana wurde bestimmt nicht mehr gebraucht. »Sie heißt Ruhanna«, sagte sie der Hebamme und floh – aber nicht weit. Sie trieb sich weiter im Krankenzimmer herum und kam sich nutzlos vor, war aber unfähig zu gehen, ehe sie nicht wusste, ob die Frau, die sie gefunden hatte, leben oder sterben würde. Beim Warten merkte sie, wie ihre Blicke immer wieder zu einer Helferin wanderten, die die wundärztlichen Bestecke in einem Topf auf dem Feuer kochte. Es war dieselbe Frau, die den Witz über den Soldaten gemacht hatte. Sie drehte sich um und winkte Aliana verstohlen heran. Plötzlich erkannte die Diebin bestürzt, dass es Gelina war, die jetzt ganz anders und auch viel älter aussah. Sie hatte ihr üppiges Haar mit einem Kopftuch nach hinten gebunden und über ihre bunten Flatterröcke einen sauberen, weißen Kittel gezogen. Aliana eilte zu ihr. »Gelina! Was tust du hier? Ich dachte, du würdest für mich ein Auge auf Packrat haben und auf Tag und Erla aufpassen.«
    Gelina warf einen verstohlenen Blick über die Schulter. »Rasch, hier hinein«, sagte sie, »ehe man uns sieht.« Sie zog Aliana durch die rückwärtige Tür des Krankenzimmers in den Gang, der zu den Vorratshöhlen weiter oben im Berg führte. »Das war die Hierarchin«, sagte sie leise. »Sie hat uns aufgeteilt und zu arbeiten gegeben.«
    »Was?«
    »Schsch! Man wird uns hören. Sobald du mit Galveron aus dem Weg warst, kam sie mit ein paar Soldaten und meinte, der beste Weg, uns vom Unfugmachen abzuhalten, wäre, uns zum ersten Mal in unserem Leben ein rechtes Tagewerk vollbringen zu lassen, und wenn man uns auseinander hielte, dann wären wir weniger geneigt, Ärger zu machen.«
    »So eine Frechheit!«, platzte Aliana heraus und konnte nur mit Mühe leise bleiben. »Wie kann sie es wagen!«
    »Ich weiß.« Gelina nickte düster. »Das Miststück hat mich zu Kaita geschickt, Packrat muss die Abtritte scheuern, und Tag und Erla hat sie zu den anderen Waisen gesteckt, auf die Felyss aufpasst.«
    »Aber was ist mit Alestan? Er hat sich doch bestimmt gewehrt?«
    Gelina blickte wieder über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie unbeobachtet waren, aber jedermanns Aufmerksamkeit war auf die kranke Frau gerichtet. »Oh ja, er hat sich gewehrt«, sagte sie bitter. »Und darum haben sie ihn eingesperrt.«
    »Das ist unglaublich! Mensch, so eine treulose, hinterhältige Schlampe …«
    Ihre Schimpftirade wurde abrupt beendet, als Gelina ihr eine Hand auf den Mund legte. »Still, Aliana, um Himmels willen! Siehst du denn nicht, dass sie versucht, uns zu reizen? Sie hat schon Alestan aus dem Weg geräumt. Er wurde beschuldigt, Brot gestohlen zu haben, aber ich habe selbst gesehen, wie einer der Soldaten es sich in die Tasche gesteckt hat. Und da er jetzt eingesperrt ist, hat sie Macht über dich, und Galveron wird ihn nicht verteidigen, weil zwischen ihnen so viele Spannungen sind. Wie die Dinge jetzt liegen, kann sie dich aber nicht auch noch einsperren, denn sie schuldet dir was, und Galveron würde sich das nicht bieten lassen, darum versucht sie, dich zu irgendeinem Streit anzustacheln. Sie sucht nur nach einem Vorwand, um dich aus dem Weg zu räumen, und so wird sie auch den Rest von uns beseitigen, wahrscheinlich mit noch mehr falschen Beschuldigungen.«
    »Wo ist er?«, fragte Aliana. »Wo haben sie meinen Bruder hingebracht?«
    »Er ist in einem kleinen Raum unter dem Tempel«, antwortete

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