Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit
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»Was ist mit den beiden am Strand? Es wäre ein bisschen verdächtig, wenn zweimal Zeichen gegeben werden.«
»Mann, sei nicht blöd, Shafol. Du hast gehört, wie die Alte gesagt hat, dass ihre Freunde eine ganze Weile brauchen werden. Wir werden jetzt etwas essen und uns ein wenig ausruhen und warten, bis es dunkel ist. Dann stehlen wir uns nach unten und stechen ein Messer in sie rein – und wenn ihre Freunde kommen, warten wir schon auf sie.«
Die Strandräuber beglückwünschten sich zu ihrem schlauen Plan und verzogen sich wieder ins Gebüsch.
Trotz all der Schwierigkeiten, die Gendival bedrängten, und obwohl sie von der schlaflosen Nacht benommen war, begann Veldan den Tag zu genießen. Sie ritten den Weg zum Fluss hinunter und hielten Kurs auf den nächsten Anleger, der den Navigatoren gehörte, und dort würden sie ein Boot nehmen, das sie zur Küste brächte. An einem so schönen Tag sollte das eine angenehme Reise werden. Die würzige Herbstluft war erfrischend, und die Sonnenstrahlen tanzten funkelnd durch das rot gefleckte Eichenlaub an den Ästen. Auf dem Boden bildete das Laub eine tiefe, weiche Schicht, die den Hufschlag der Tiere dämpfte, sodass der Gesang der Vögel und das Plätschern des Flusses ringsum die einzigen Laute waren.
Das war die Gelegenheit, um sich ein wenig zu erholen, eine Insel der Ruhe in einem reißenden Strom der Veränderung, der Gendival von allen Seiten umrauschte. Doch obwohl sie den Ritt genoss, gingen ihr Toulac und Zavahl nicht aus dem Kopf. Sie wollte der Söldnerin gern einen stillen Ruf senden, aber sie wusste nicht, ob sie Antwort bekäme. War das eine Mal, wo Toulac ihre Gedanken übertragen hatte, eine einmalige Erscheinung gewesen, nur durch Verzweiflung bewirkt? Oder begannen die Kräfte ihrer Freundin zu wachsen, seit sie der gedanklichen Verständigung zunehmend ausgesetzt war?
Kaz unterbrach ihre Gedanken. »Boss, du lässt dich wieder hinreißen.«
Veldan war ein bisschen verärgert. »Also schön, ich lasse mich hinreißen. Was macht das schon?«
»Das weißt du ganz gut. Wenn Toulac aus irgendeinem Grund nicht fähig ist zu antworten, wirst du nicht wissen, ob sie ihre Gedanken nur nicht so weit senden kann oder ob sie in Schwierigkeiten steckt. Und dann machst du dir Sorgen. Die ganze Zeit über wird dich das beschäftigen, und das lässt du dann wieder an mir aus.«
»Wenn das alles ist, was dich stört, dann lasse ich es eben an Elion aus.«
»Zum Henker mit Elion«, schnaubte der Feuerdrache. »Ich bin dein Partner. Wenn dir etwas Sorge macht, dann redest du mit mir. Aber diesmal gibt’s dafür keinen Grund. Hab einfach Geduld, Boss, und zügele dich. Toulac kann auf sich selbst aufpassen. Es wird ihr gut gehen.«
»Wahrscheinlich«, seufzte Veldan. Und weil sie auf einem Pferd anstatt auf Kazairl ritt, hatte sie immerhin einige Möglichkeiten, um sich abzulenken. Sie wandte sich an die Gastwirtstochter, die neben ihr ritt. »He, Ailie. Wie wär’s mit einem Wettrennen?« Sie drängte ihr Pferd zum Galopp und sprengte, ihre Sorgen eine Weile hinter sich lassend, davon.
Der Anleger der Navigatoren befand sich an einem schönen baumbestandenen Uferstreifen, wo der Fluss tief war und gleichmäßig dahinfloss. In das nahe gelegene Wäldchen war eine Lichtung geschlagen, wo niedrige Holzschuppen beieinander standen, die Waren beherbergten, und gelegentlich auch Leute, wenn die Schiffer oder ihre Gäste eine Nacht an Land zu verbringen wünschten. Das größte Gebäude war der Handelsposten, wo die Dörfler von Gendival hinkamen und kostbare Güter von flussabwärts erstanden sowie Waren und Gerätschaften aus ihrer eigenen Herstellung verkauften. Auch die Wissenshüter hatten Ungewöhnliches anzubieten, wunderliche Gegenstände, die sie auf ihren Reisen durch andere Reiche aufgelesen hatten.
Der Posten wurde von Skeryn geführt, den es in seinen zweiunddreißig Jahren niemals zu einem Leben auf dem Wasser hingezogen hatte, wenngleich er ein echter Navigator war. Er war klug und sehr wissensdurstig, hatte aber weder die Begabung noch den Hang zur Schwerarbeit eines Schiffers. So blieb er stattdessen im Handelsposten bei seinen Büchern und Verzeichnissen und kümmerte sich um die Kinder seiner verwitweten Schwester Meglyn. Sie war, im Gegensatz zu ihrem gelehrten Bruder, eine waschechte Wasserratte, die mit jedem Boot vollendet umgehen konnte. Ihr gehörten inzwischen drei Boote: zwei der flachen Segeljollen von sechzig Fuß Länge
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