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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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rief ihm von unten zu: »Wir kommen jetzt, Tormon. Laufe nicht zu weit voraus.« Ohne zu antworten, zog sich der Händler vollends hinauf und verschwand durch die Öffnung, wo Seriema die Sprossen einer Leiter sah. Cetain begegnete ihrem Blick und schüttelte den Kopf. »Wir sollten uns beeilen.« Er schickte Willan, einen alten narbigen Krieger, den sie von der Nacht in der Turmruine her kannte, als ersten zu der Leiter hinauf. Dann bot er Seriema seine Hand. »So, Mädchen, jetzt du. Ich hebe dich hoch.«
    Sie löschte ihre Fackel, indem sie sie gegen die Wand schlug, und schob den Griff durch ihren Gürtel. Cetain hob und der alte Mann zog, und irgendwie gelang es ihr hinaufzukommen. Dabei stellte sie sich ihre zappelnden Beine vor und dankte der Vorsehung, dass sie so klug gewesen war, eine Hose anzuziehen.
    Ich habe auch so genug am Hals, ich brauche nicht auch noch einen Haufen frecher Krieger, die mir unter die Röcke gucken!
    Oben angekommen balancierte sie unsicher die Stange entlang und fürchtete schon den nächsten Schritt, wo sie sich würde aufrichten müssen. Aber der elende Willan ließ es gar nicht erst zu, dass sie den unangenehmen Augenblick aufschob. Ihre ungeschickten Anstrengungen sichtlich genießend, zeigte er grinsend seine Zahnlücke und sagte: »Komm her, meine Dame, rauf mit dir.«
    Seriema widerstand dem Drang, ihm einen harten Stoß zu geben. »Du solltest lieber dafür sorgen, dass ich nicht falle«, flötete sie lieblich, »sonst wird Cetain deine Eier zum Frühstück verspeisen.«
    An dieser Stelle hörte Willan auf, wie blöde zu grinsen. Stattdessen streckte er sich nach der Leiter und bekam die unterste Sprosse zu fassen, wo er sich festhielt und einen Halt für seine Füße suchte. Mit einer Hand an der Leiter, half er mit der anderen Seriema zu sich herauf, dann stützte er sie, während sie sich in den Schacht hinaufzog. Nach einer Ewigkeit, bei der sie mit den Beinen strampelte, sich den Arm zu brechen und die Schulter auszurenken meinte, stand sie mit den Füßen auf der untersten Sprosse und begann die Leiter hinaufzusteigen – unter dem Klatschen, Johlen und Pfeifen der unten versammelten Rotten.
    Als sie am Ende des Schachtes ankam, wo dieser in den Gang mündete, stieß sie fast Nase an Nase mit Tormon zusammen, der sich über den Rand beugte, und prallte überrascht zurück. »Du hättest mir ebenso gut helfen können, anstatt nur zu gaffen«, fauchte sie. »Ich habe mich völlig zum Narren gemacht.«
    Tormon fegte ihre Empörung beiseite. »Was machen die da unten so lange? Warum beeilen sie sich nicht endlich?«
    Seriema dagegen freute sich über die Atempause. Sie kletterte ohne seine Hilfe in den Gang, setzte sich auf den glatten, fast weichen Fußboden und lehnte sich dankbar gegen die gewölbte Wand, während sie sich die Schultern und Arme rieb. »Es dauert nicht mehr lange«, sagte sie. »Cetain schickt sie einzeln herauf, er will nicht, dass zu viel Gewicht auf der Querstange lastet. Aber sie werden viel schneller sein als ich, du wirst sehen.«
    Wie um ihr Recht zu geben, steckte der erste von Cetains Kriegern den Kopf aus dem Schacht, noch ehe sie zu Ende gesprochen hatte. Seriema und Tormon zogen sich ein Stück in den Gang zurück, um nicht im Weg zu sein, und warteten auf den Rest des Trupps. Seriema ließ sich wieder auf dem Boden nieder und nützte die kostbare Pause so gut es ging. Es hatte keinen Zweck, mit Tormon reden zu wollen, der ungeduldig wartete und die Aufmerksamkeit schon auf den vor ihnen liegenden Gang gerichtet hatte. Stattdessen nahm sie die Gelegenheit wahr, um sich umzusehen. Scall hatte zwar den Ort seines Abenteuers zu beschreiben versucht, aber so etwas hatte sie noch nie gesehen. Während des Hinaufkletterns war sie zu sehr vertieft gewesen, um zu bemerken, dass dort ein unheimliches, dunstiges Licht herrschte, das so schwach wie Mondlicht war und in einem nicht endenden Kreislauf die Farbe wechselte. Ein warmer Luftzug kam von irgendwoher und blies stetig durch den Gang, trug die seltsamsten Gerüche heran, die teils sauer, teils würzig rochen und ihr Niesreiz verursachten. Neugierig betastete sie die Wand. Die warme Oberfläche gab unter dem Druck ihrer Finger leicht nach, dann beulte sie sich wieder aus, ohne einen Abdruck zu hinterlassen.
    Während Seriema den fremdartigen Stoff noch musterte, erschien Cetain hinter dem letzten Krieger in der Schachtöffnung. Er tauschte mit Tormon, der immerzu auf und ab gegangen war, einen

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