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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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und unwillkürlich zuckten ihr grässliche Bilder durch den Kopf. Sie merkte bald, dass mit den ungebetenen Erinnerungen am besten fertig zu werden war, wenn man sich beschäftigt hielt. Darum brachte sie die Nacht damit zu, dass sie Tormon unterstützte, der mit den Pferden alle Hände voll zu tun hatte.
    Zum Glück brauchten sie nur bis zum Morgen durchzuhalten. Dach und Tor der Scheune hielten stand. Mit dem Tageslicht endete aller Lärm. Nach einer Zeit des Wartens, die Tormon in wütender Ungeduld verbrachte, verließen sie ihre Herberge und stellten fest, dass der Himmel leer und die Gefahr vorüber war.
    Dann trieben sie sich zur Eile an, wussten sie doch, dass der späte Aufbruch den Vorsprung ihrer Beute nur vergrößert haben konnte. Wie sehr musste das dem Händler zusetzen! Nicht nur dass die Verzögerung ihn wertvolle Zeit gekostet hatte, die vielleicht über Leben und Tod seines kleinen Mädchens entschied, sondern er musste auch fürchten, dass die unersättlichen Bestien, da sie schon in die ganze Gegend ausgeschwärmt waren, seine Annas längst gefunden hatten.
    Ihrem Gefühl folgend, ritt Seriema nach vorn und kam an seine Seite. »Dass die Bestien uns gefunden haben, bedeutet noch nicht, dass sie auch die anderen entdecken«, sagte sie leise. »Wir wissen nicht, ob sie vom Geruch, unserer Körperwärme, dem Klang unserer Stimmen oder von etwas anderem angelockt werden. Cetain meint, dass unsere große Anzahl sie …«
    »Das heißt gar nichts.« Tormon schnitt ihr barsch das Wort ab. »Presvel ist ein Irrer, wenn du dich erinnerst. Wir wissen nicht einmal, ob er so viel Verstand hat, vor Einbruch der Dunkelheit Schutz zu suchen. Und selbst wenn, was sollte denn verhindern, dass sie Annas und Rochalla ebenso leicht finden wie uns?«
    So sehr er ihr Leid tat, Seriema bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick und erwiderte scharf: »Überhaupt nichts, aber das ist kein Grund zu verzweifeln, Tormon. Annas mag längst tot sein, wir können das nicht wissen. Aber genauso gut kann sie vollkommen wohlauf sein. Wenn du weiterhin bei den schlechten Dingen verweilst, vernebeln dir Angst und Zorn den Kopf, und das nützt niemandem etwas, weder uns, noch Annas und nicht einmal dir selbst. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie schwer das für dich ist, aber bitte gib die Hoffnung nicht auf. In ein oder zwei Tagen befinden wir uns vielleicht alle auf dem Rückweg zu Arcans Festung und haben Annas und Rochalla unversehrt in unserer Mitte.« Damit ließ sie ihn wieder allein, aber sowie sie zu Cetain zurückkehrte, hörte sie sich selbst im Stillen spotten.
    Es würde an ein Wunder grenzen, wenn wir es schaffen, Annas und Rochalla zu retten und wohlbehalten zu Arcans Festung zurückzukehren.
    Schließlich kamen sie bei dem Steilfelsen an, und Seriema erschien er noch höher als zuvor. Sie freute sich überhaupt nicht auf den Aufstieg. Von den Männern waren etliche noch nie in Tiarond gewesen und mancher raue Krieger wurde blass beim Anblick der Straße, die sich da zur Ebene hinaufwand. Während Cetain seine Männer kurzerhand abwies, die sich beklagen wollten, weil sie ihre Pferde am Zügel führen und den Aufstieg zu Fuß machen sollten, gesellte Seriema sich zu Tormon, der den Felsen bereits mit bangen Blicken absuchte. Er empfing sie mit einen unfreundlichen Nicken. »Wollen sie den ganzen Tag hier vertrödeln?«
    Seriema schüttelte den Kopf. »Nur noch ein oder zwei Augenblicke. Sie sollten lieber jetzt maulen, denn wenn wir mit dem Aufstieg begonnen haben, werden sie dazu keinen Atem übrig haben.«
    »Nun, das können sie nach Belieben tun. Ich werde nicht länger auf sie warten.« Er zog sein Pferd am Zügel und lief ein wenig schneller, als klug war, die Straße hinauf, die Schultern gestrafft, das Kinn entschlossen vorgeschoben. Seriema sah ihm seufzend nach. Sie verstand ihn nur zu gut. Als sie ins Tal geritten waren, hatten sie die winzigen Gestalten hoch oben in der Wand gesichtet, und seitdem war der Händler wie ein Besessener gewesen. Sie fing Cetains Blick ein, zeigte auf Tormon und formte mit den Lippen die Worte »beeilt euch«. Der Rotte nickte. Er brachte seine Männer mit einem kurzen barschen Befehl zum Schweigen und setzte sich, das Pferd am Zügel führend, in Marsch. Seriema folgte ihm. Einer nach dem anderen schlossen sich die Krieger in einer Reihe an.
    Wenigstens war sie kräftiger geworden, seit sie Tiarond verlassen hatte. Sonst hätte sie den steilen Weg wahrscheinlich nicht

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