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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hatte sich – ein Plan, den sie mit Elion ausgeheckt hatte – hinter Veldan auf Kazairls Rücken gesetzt, um die beiden möglichst von ihren Gedanken an den Erdrutsch abzulenken, bei dem sie auf eben diesem Weg beinahe umgekommen wären.
    Während sie so bergab ritten, kam Elion nicht umhin, Vifang immer wieder von der Seite anzusehen. Sie sah ausgesprochen weiblich aus – was wohl kaum überraschte, fand Elion. Was ihn aber aus dem Gleichgewicht brachte, war der Umstand, dass das flammend rote Haar, das sie für sich gewählt hatte, fast die gleiche Farbe hatte wie das Haar von Melnyth. Das Gesicht sah anders aus, hatte feinere, ebenmäßigere Züge, die Frau wirkte jünger und war weder so groß noch so schlank wie Melnyth. Doch die leichte Ähnlichkeit genügte, um in ihm tumultartig Erinnerungen aufzurühren, schöne und schlimme. Die lebhafteste war jedoch die an Melnyths furchtbaren Tod.
    War das ein böses Vorzeichen? Gedankenlos schreckte er vor Vifang zurück und sah, wie ihr Gesicht einen bitteren Ausdruck bekam. »Findest du mich so abstoßend, selbst in dieser Gestalt?«, fragte sie herausfordernd.
    Elion schüttelte hastig den Kopf. »Nein, überhaupt nicht! Daran habe ich gar nicht gedacht. Es ist nur … Du erinnerst mich … ich kann nicht …« Er gab es auf und ging die Sache anders an. »Warum hast du diese Haarfarbe gewählt?«
    Vifang zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Es ist seltsam, aber diese Erscheinung sprang mir den ganzen Tag über in den Kopf, als würde mir dieses Bild von irgendwoher gesandt. Ich habe sogar meine geistige Abwehr verstärkt, aber es bricht immer wieder durch.«
    Plötzlich begriff Elion. Er war nicht der Einzige, der heute an Melnyth dachte. Veldan und Kaz ebenfalls, da sie die letzte Begegnung mit den Ak’Zahar und ihren entsetzlichen Fehlschlag im Kopf wälzten. Wenn alle drei Wissenshüter sich gedanklich damit befassten, war es nicht verwunderlich, dass die Bilder der Erinnerung stark genug waren, um Vifangs Schutzschild zu durchdringen. Nicht für einen Augenblick glaubte er, dass sie seine Gedanken ausgespäht hatte. Um die Gestalt anderer Wesen so annehmen zu können, mussten die Takuru außerordentlich empfänglich für Einzelheiten sein. Auf Grund der heftigen Gefühle, die von den drei überlebenden Wissenshütern an diesem besonderen Tag ausstrahlten, hatte sie unwissentlich Melnyths hervorstechendstes Merkmal angenommen – das wehende feuerrote Haar. Elion überlegte, wie sich wohl Vifangs Persönlichkeit in der von ihr angenommenen fremden Gestalt niederschlug, wie sehr die Empfindungen, die das menschliche Gesicht zeigte, dem entsprechen mochten, was in der Takur vorging. Wenn sie Menschengestalt annahm, waren dann ihre geistig-seelischen Regungen ebenfalls menschlich? Was würde dann aber geschehen, wenn sie die Gestalt eines Baumes annahm? Irgendwann würde er sie gern danach fragen, sofern sie beide den Tag überlebten …
    Er wachte aus seinen Überlegungen auf und stellte fest, dass die Gestaltwandlerin ihn anstarrte. »Was ist denn an diesen Haaren so verkehrt?«, verlangte sie zu wissen. »Ich wusste gleich, dass wir Takuru gegen die verrückten Vorurteile von euch Wissenshütern nicht gewinnen können.«
    Plötzlich wurde Elion klar, dass er soeben Amaurns gesamten Plan, die Takuru in den Schattenbund einzugliedern, gefährdete. »Nein, es geht überhaupt nicht um ein Vorurteil«, erwiderte er hastig. »Es ist nur so, du erinnerst mich an …« Und so begann er ihr von seiner einstigen Partnerin zu erzählen, von ihrem gewaltsamen Tod und von seiner Vermutung, dass er und seine beiden Gefährten Melnyths Bild unbewusst übertragen hatten.
    Zu seiner Überraschung fiel es ihm leichter als sonst, über diese schreckliche Zeit zu sprechen. Bis er zu Ende geredet hatte, war das ärgerliche Glitzern aus Vifangs Augen verschwunden. »Ach. Nun verstehe ich – auch was es für dich bedeuten muss, noch einmal gegen die Ak’Zahar zu kämpfen. Es tut mir Leid, Elion, dass ich dir die Erinnerung zurückgebracht habe. Ich kann die Farbe ändern – welche soll es sein? Schwarz? Blau? Violett? Grün?« Bei jedem Vorschlag wechselte ihr Haar die Farbe, mit verblüffendem Ergebnis.
    Elion platzte fast vor Lachen. »Ich würde an deiner Stelle bei Rot bleiben«, sagte er schließlich. »Außerdem habe ich diese Farbe schon immer gemocht. Es ist schön, sie mal wieder zu sehen.«
    Vifang schoss ihm einen scharfsinnigen Blick zu. »Ich glaube eigentlich

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