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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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nicht, dass das so gut wäre«, meinte sie freundlich. »Ich werde das Violett nehmen, wenn es dir nichts ausmacht – wenigstens für heute.«
    Sie setzten ihre Unterhaltung weiter fort, und Elion erfuhr mehr über das traurige Leben der Takuru in Gendival: stets am Rande der Gemeinschaft, immer ausgeschlossen, beargwöhnt, geschmäht. Es machte ihn wütend, dass Cergorn sie mit falschen Hoffnungen und Versprechungen in dieses unglückliche Dasein gelockt hatte, und er schämte sich seiner selbst und der anderen Wissenshüter, weil sie so engstirnig waren. »Aber warum habt ihr ihm immer wieder geglaubt?«, fragte er. »Ihr müsst doch mit der Zeit gemerkt haben, dass Cergorn euch an der Nase herumführt.«
    Die Takur zuckte die Achseln. »Selbstverständlich, und das machte uns so bitter. So kam es, dass einige von uns tatsächlich anfingen, Unheil zu stiften, wie es uns immer nachgesagt wurde. Aber was hätten wir anderes tun können, als zu hoffen, dass er früher oder später sein Wort hält? Die Takuru sind noch nie zahlreich gewesen. Selbst in unseren besten Zeiten waren wir nicht viele, und da hat man uns noch gejagt und getötet, wo man uns fand. Für Übeltäter aller Art war es immer leicht, ihre Verbrechen den Gestaltwandlern anzuhängen. Wenn sie einen falschen Zeugen anbringen konnten, wurde ihnen immer geglaubt. Gerade als wir glaubten, unser Volk stünde kurz vor dem Untergang, gab Cergorn uns Zuflucht und Hoffnung. Auch wenn die Schleierwand nicht zusammenbräche, hätten wir in unserem Land nicht überlebt. Obwohl er uns nur benutzt hat, schulden wir ihm doch eine Menge, Elion. Wäre Cergorn nicht gewesen, so fehlerhaft und hinterlistig er auch war, die Takuru wären inzwischen untergegangen.«
    Es war um die Mittagszeit, als Amaurns Trupp die Ebene erreichte. Elion schaute zur Stadt hinüber, die überraschend unverändert wirkte. Doch schließlich, so gemahnte er sich, hatten die Feinde weder mit Feuer noch Belagerungswaffen angegriffen, um die Stadt zu unterwerfen. Sie hatten nichts weiter gebraucht als Klauen und Zähne, Schnelligkeit und Kraft. Ganz zu schweigen von der Fähigkeit, völlig unerwartet aus der Luft zuzuschlagen.
    Allzu bald kam der Augenblick, da sie sich in zwei Gruppen aufteilen mussten. Amaurn, Veldan, Kaz, Toulac, Kalt, Zavahl und ein widerstrebender Scall würden die Ebene überqueren, die Straße die Steilwand hinauf nehmen und in die Gänge eindringen, die der Junge gefunden hatte. Elion, Vifang, Kher und zwei weitere Wissenshüter würden sich in die Stadt begeben, um sich mit den Ak’Zahar zu befassen.
    Sie hielten sich mit der Aufteilung nicht lange auf. Sie wussten genau, dass die Tiarond-Gruppe die verbleibenden Tageslichtstunden brauchen würde, um ihre Aufgabe zu bewältigen – und wenn sich in der Zwischenzeit die Wolken verdichteten, würde das bisschen Schutz auch noch schwinden. Es blieb nur Zeit für eine kurze Umarmung von Veldan, einen Schlag auf die Schulter von Toulac und ein paar warnende Worte und Ratschläge von Amaurn, bevor Elion von seinen Freunden fortritt und der Stadt zustrebte, um sich noch einmal den Bestien entgegenzustellen, die seine Partnerin zerfleischt hatten.
    Kher und Elion hatten unterwegs einen Plan besprochen und entschieden, dass es das Beste wäre, die Pferde in der Nähe des Stadttors zu lassen. In den gepflasterten Straßen wären ihre Hufe zu laut und würden jeden Versuch, sich dem Tunnel zum heiligen Bezirk lautlos zu nähern, vereiteln. Und wenn die Ak’Zahar aufgeschreckt würden und angriffen, wäre es für die Wissenshüter kein Vorteil, auf einem Pferd zu sitzen. Im Gegenteil bestünde die einzige Möglichkeit zu überleben darin, zu rennen und sich in den Häusern der Händler zu verstecken, wie ein gehetztes Tier im Bau zu verschwinden. Die Häuser der Unterstadt waren eng und schäbig. Sie wählten eines am Tor und führten die Pferde hinein, wo sie sie im unteren Stockwerk anbanden. Elion erinnerte sich, wie Veldan ihm erzählt hatte, dass Toulac ihr Pferd in der Küche unterzustellen pflegte, und ihm fuhr ein Schauder über den Rücken. Er schalt sich wegen seines unangebrachten Aberglaubens, doch kam es ihm ebenso wie Veldan vor, als wären die Umstände merkwürdig ähnlich und alles würde sich wiederholen.
    Nachdem sie die Pferde sicher untergebracht hatten, traten sie auf die Straße hinaus. Vifang nahm ihre eigene Gestalt an, die beim Verstecken oder Kämpfen vorteilhafter war, und verschmolz mit den Schatten.

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