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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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aus Gendivaler Eichenholz, die eigens für die Verschiffung von Lasten über den Fluss gebaut waren, und ein seetüchtiger Lastkahn, der die Waren die Küste hinunterbrachte. Letzterer hatte Ruthar, dem Vater ihres Lebensgefährten, gehört, der nun nicht mehr zur See fuhr, sondern mit Skeryn und den Kindern im Handelsposten lebte, wo er im Laden bediente, den neuesten Klatsch austauschte und einen schwunghaften Handel mit starkem, dunklen Bier betrieb, das er in der rückwärtigen Scheune braute.
    Als die Wissenshüter heranritten, wurde am Kai gerade eine Jolle entladen. Die große, schlaksige Meglyn, die ihr dunkles Haar aus Sicherheitsgründen und Bequemlichkeit kurz trug, stand an Deck und überwachte das Löschen, während Chalas, ihr stämmiger Matrose, die Kisten und Ballen bewegte. Als sie die Neuankömmlinge sah, winkte sie ihnen fröhlich zu. »Hübsch zeitig, wie ich sehe«, rief sie. »Macht es euch nicht allzu bequem. Wir sind hier bald fertig, und dann will ich euch so schnell wie möglich an Bord haben.«
    Elion grinste. »Das erspart uns wenigstens, Ruthars schwarzes Gebräu trinken zu müssen.«
    »Wenn du für mein Bier nicht manns genug bist, Wissenshüter, dann gibt’s für dich jede Menge Wasser im Fluss.« Ruthar war aus dem Laden gekommen, um sie zu begrüßen. Obwohl sein Gang steif geworden war, weil er das Reißen hatte, gelang es ihm, sich mit einer gewissen Munterkeit fortzubewegen. Er hatte ein rundes, fröhliches Gesicht, feines, silbergraues Haar und leuchtende Augen. Er war erstaunlich faltenlos, wenn man bedachte, dass er jahrelang dem salzigen Wind der See ausgesetzt gewesen war, und alles in allem sah er viel zu jung aus, um länger als achtzig Jahre auf der Welt zu sein. Veldan mochte ihn sehr gern, denn Ruthar war gesellig, freundlich und voller Späße, und sie hatte nie gehört, dass er sich beklagte oder hinter dem Rücken schlecht über jemanden sprach. Für seine Enkel war er ein lebhafter Geselle, er liebte Essen und Trinken, gute Gesellschaft und fleißiges Arbeiten. Im Grunde genommen führte er den Handelsposten anstelle des lernbegierigen Skeryn, der wiederum sehr glücklich damit war, seinen Teil der körperlichen Arbeit zu tun und die Bücher in Ordnung zu halten, während Ruthar hin und her rannte, die Bestände verzeichnete, Waren ordnete und, was das Beste war, mit den Schiffern und den Leuten aus Gendival klönte.
    Er begrüßte Ailie voller Freude, denn sie besuchte den Posten häufig, wenn sie die Vorräte für den Gasthof einkaufte. »Also, Mädchen, es tut gut, dein hübsches Gesicht wieder einmal zu sehen.«
    Unwillkürlich fuhr sich Veldan an die gezackte Narbe, die quer über ihre Wange verlief, aber außer Kaz fiel das niemandem auf.
    Als Ruthar sie alle willkommen hieß, saßen die Menschen unter den Wissenshütern von ihren Pferden ab, was in Veldans Fall ein wenig steif ausfiel. Kaz war doch sehr viel bequemer zu reiten. Im Hinterkopf konnte sie sein eingebildetes Grinsen spüren, und es sprach Bände. »Ach, sei still«, knurrte sie.
    »Ich? Ich habe kein Wort gesagt.« Kaz war ganz gekränkte Unschuld.
    »Das war auch nicht nötig.«
    »Vielleicht glaubst du mir jetzt, wenn ich dir sage, dass diese Geschöpfe zum Essen und nicht zum Reiten da sind«, sagte er. »Und da wir gerade vom Essen reden …«
    »Dafür ist jetzt keine Zeit«, unterbrach ihn Veldan entschieden, »aber ich will sehen, ob ich von Skeryn etwas bekommen kann, um es aufs Boot mitzunehmen.« Damit folgte sie Elion und Ailie in den Laden.
    Der Handelsposten war ein wunderbarer Ort. Damit die Waren alle gut zu sehen waren, hingen von den niedrigen Deckenbalken viele Öllampen, die alles hell erleuchteten, und der kleine Ofen in einer Ecke spendete an diesem kühlen Herbsttag angenehme Wärme. Der Laden war mit Gütern nur so vollgestopft, in Fässern, in Ballen, gestapelt in den Ecken und gedrängt auf den Wandborden. Mehl und Felle, Lampenöl und Bindfaden, Steingut und Messer, Honig und Heilkräuter und Tees – alles das und noch mehr fand früher oder später in den flachen Jollen der Navigatoren den Weg flussaufwärts. Es roch nach Leder und Früchten, Gewürzen, Seifen, geteerten Seilen und geräuchertem Fisch, und all das vermischte sich mit dem Rauch aus dem Ofen.
    Veldan, Elion und Ailie sahen einander an und lächelten. Als sie noch Kinder waren, war es für sie das allergrößte Vergnügen gewesen, wenn sie mit den Erwachsenen hierher kommen durften und (vollkommen

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