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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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unbeobachtet) in diesen Schätzen entlegener Orte stöbern konnten. Ein noch besseres Abenteuer hatten der Anleger und die Segeljollen geboten, und wenn doch ein Erwachsener die Kinder mit Adleraugen entdeckt und an Land gescheucht hatte, dann war da noch die Schaukel gewesen: ein gesägtes Brett mit einem Seil in der Mitte. Sie war an dem dicken Ast eines Baumes am Ufer festgebunden, und man schaukelte bis über das Wasser und drehte sich und drehte sich und …
    »… und der Tag war nicht vollkommen, wenn nicht wenigstens einer von uns hineingefallen und wieder rausgefischt, getrocknet und in geliehenen Kleidern nach Hause geschickt worden war.« Als Elion ihren Gedanken laut zu Ende führte, merkte Veldan, wie stark und klar sie sich erinnert hatte. Manchmal war die Vergangenheit ein viel angenehmerer Aufenthaltsort als die Gegenwart.
    Skeryn saß am Ofen. Er war dunkelhaarig und schlaksig wie seine Schwester, aber sein Haar war länger und neigte zu Locken, während ihres glatt war. Er hatte die Füße hochgelegt, den Stuhl zurückgeneigt und steckte die Nase wie immer in ein Buch. Als die Wissenshüter hereinkamen, sah er blinzelnd auf und sammelte seine Gedanken aus weiter Ferne. »Veldan! Elion! Es ist ewig her, dass ihr hier wart! Und es ist immer schön, dich zu sehen, Ailie.«
    Er stand auf, kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu und Veldan verschwand in einer riesigen Umarmung. Da erst spürte sie die Steifheit aus ihrem Rücken weichen und merkte, dass sie nur darauf gewartet hatte, ob jemand vor ihrer Narbe zurückwich. Aber der Gute, er hatte abgesehen von einem kurzen gezielten Blick ihrer Entstellung keine Beachtung geschenkt, und sie fühlte sich unendlich erleichtert. Während sie im Strudel der Ereignisse gefangen gewesen war, hatte sie wenig Zeit gehabt, an die Narbe zu denken, und außerdem war sie, als die Wunde heilte, in Gendivals Siedlung gewesen, wo man an ihr Aussehen nun gewöhnt war. Aber Skeryn war ein alter Freund, und es war das erste Mal seit ihrer Verwundung, dass sie ihm begegnete.
    Plötzlich fiel ihr etwas ein, das Toulac ihr bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte:
    »Mein liebes Kind, sieh dich nur einmal selbst an. Du hast einen wachen Verstand, du bist eine Kriegerin, und man sieht dir an, dass du auf dich selbst aufpassen kannst … Und egal, was du glaubst, dein Gesicht ist hübsch. Natürlich bist du jetzt keine makellose Schönheit mehr, aber glaube mir, jede andere würde glücklich diese Narbe tragen, wenn sie dabei so schön sein könnte wie du. Wirklich und wahrhaftig. Du siehst also, Veldan, die Leute werden Mitgefühl wegen deiner Verletzung haben – und das gehört sich auch so –, aber niemand wird dich länger als einen Augenblick bemitleiden.«
    Vielleicht hatte die alte Söldnerin doch Recht gehabt.
    »Ich wette, du bist jetzt froh, dass sie die dumme Maske ins Feuer geworfen hat«, meinte Kaz selbstgefällig von draußen. »Und ich bin sicher, du weißt noch, was ich immer gesagt habe …«
    »Ja, ich weiß es«, fiel Veldan ihm ins Wort. »Du und Toulac, ihr seid schlauer, als es euch gut tut.«
    »Aber nicht, als für dich gut ist, Schätzchen.« Wie immer behielt der Feuerdrache das letzte Wort.
    Veldan hatte kaum Zeit, um für Kaz eine Keule Wildbret rauszuschlagen, ehe Meglyn in der Tür stand und sie hinausscheuchte. »Kommt, kommt, Leute. Die Fracht ist gelöscht, und wir stehen bereit für euch. Kümmert euch nicht um die dummen Pferde. Ruthar wird für sie sorgen, bis ihr wieder hier seid.« Für Fortbewegungsmittel, die nicht für das Wasser geeignet waren, hatte sie wenig übrig. »Los, los. Bewegt euch oder wir verpassen die Flut.«
    »Ihr tut besser, was sie sagt«, schaltete sich Ruthar ein. »Der letzte Kerl, dessentwegen sie die Flut verpasste, hat ein paar Dinge auf dem Boot zurückgelassen. Seine Leber, seine Nieren, seine -«
    »Schon gut, schon gut.« Elion stand hastig auf. Die Stühle kratzten über den Boden, als ihm die beiden Frauen folgten.
    »Komm bald mal wieder auf Besuch«, sagte Skeryn leise zu Veldan. »Wir sehen dich zur Zeit viel zu wenig. Vielleicht lässt dich der neue Archimandrit ja nicht mehr so viel durch die Weltgeschichte reisen.«
    Die Wissenshüterin sah ihn überrascht an, dann entsann sie sich, dass Amaurn selbst die Nachricht zum Fluss geschickt hatte, damit Meglyns Boot für sie bereitstand. »Weißt du etwas über Amaurn?«, fragte sie leise.
    Skeryn zuckte die Achseln. »Ich nicht. Dafür bin ich zu jung.

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