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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Presvel hatte ihm klar zu verstehen gegeben, dass er ihm lieber nicht in die Quere kommen sollte.
    Zum Glück war der Raum leer, und Scall schlüpfte erleichtert hinein. Die Fundstücke hatte er ganz unten in sein Bündel gestopft. Myrial allein wusste, warum er sie so weit geschleppt hatte. Soweit er sehen konnte, waren sie zu nichts nutze. Aber sie erinnerten ihn an sein Abenteuer unter der Stadt, auf das er, nachdem es einmal sicher überstanden war, mit Stolz zurückblickte. Die Gegenstände waren ungewöhnlich fesselnd, er hatte sie selbst entdeckt und besaß außerdem so wenig, was er sein eigen nennen konnte, dass er nicht bereit war, sie wieder herzugeben.
    Zur Sicherheit hatte er sie in sein altes zerrissenes Hemd eingewickelt, das er durch wärmere Soldatenkleidung aus dem Wachhaus vor Tiarond ersetzt hatte und seitdem nicht mehr trug. Er hockte sich hin und holte das unordentliche Päckchen heraus, wickelte es aus und betrachtete aufs Neue die beiden Schätze, von denen das eine wie ein dünner runder Silberspiegel aussah und das andere eine silberne Kugel von der Größe einer Walnuss war. Aber wie er zufällig entdeckt hatte, steckte eine Menge mehr in ihnen, als auf den ersten Blick zu erkennen war.
    Tormon hatte Recht. Sie übersteigen meinen Verstand. Sollen die Überbringer entscheiden, was damit zu tun ist.
    Leider ergaben sich daraus zwei Schwierigkeiten. Er brauchte einige Zeit, um seinen Mut zusammenzuraffen und die Überbringer aufzusuchen. Wenn er an die schwarzen Roben und die Totenmasken dachte, überlief es ihn kalt. Als er sich dann endlich aufgemacht hatte, waren sie nirgends zu finden. Er durchsuchte die Festung von oben bis unten – ausgenommen die Räume des Häuptlings, und er war nicht geneigt, ohne Tormons Schutz dort hineinzugehen. Andererseits schien der wachhabende junge Krieger vor Arcans Tür gerade freundlich aufgelegt zu sein. »Du bist bestimmt einer der Wanderer aus der Stadt«, sagte er und musterte Scall von oben bis unten mit stechenden blauen Augen.
    Scall nickte. »Das stimmt«, antwortete er vorsichtig. »Ich bin Scall.«
    Der junge Wächter, der wie so viele dieser Rotten geflochtenes, rotblondes Haar hatte, streckte ihm eine schwielige Hand entgegen. »Ich bin Riol.« Er neigte sich dicht an Scall heran. »Sag mal, ist es wahr, was sie da von diesen Scheusalen mit großen Flügeln erzählen? Haben die wirklich alle Tiarondianer abgeschlachtet?«
    »Also, wenn sie sie nicht alle umgebracht haben, dann haben sie’s zumindest gründlich versucht.« Scall gab sich Mühe, lässig zu klingen.
    Die arglosen blauen Augen wurden größer. »Und hast du sie gesehen?«
    Scall dachte daran, wie sich die finsteren Gestalten mit ausgebreiteten Schwingen von Seriemas Dach fallen ließen, wie der eine scheußliche Dämon in einem Regen von Glassplittern zum Fenster hereinbrach, seine roten Augen leuchteten mordgierig in dem hageren, grauen Gesicht, das lippenlose Maul zeigte klaffend die blutigen Fänge, zwischen denen noch die Fleischfetzen irgendeines Namenlosen hingen. Er dachte an den fauligen Gestank, der von ihnen ausging, und mit welcher unnatürlichen Schnelligkeit sie sich auf ihre Opfer stürzten. Ein Schauder überkam ihn, und kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. »O ja«, flüsterte er. »Ich habe sie gesehen – und ich bete, dass du sie niemals zu sehen brauchst.«
    Aber Riol wirkte unbeeindruckt, ja, er schien kaum zugehört zu haben. Er war mit seinen Gedanken woanders. »Mann«, sagte er träumerisch, »kannst du dir das vorstellen? Diese viele Beute – liegt alles herrenlos herum. Eine ganze Stadt voller Zaster …«
    In Scall loderte Wut auf. »Bist du verrückt?«, schrie er. »Du hast überhaupt keine Ahnung, womit du es zu tun hast. Diese Ungeheuer haben die ganze Stadt niedergemetzelt!«
    Riol zuckte die Achseln. »Ach, Stadtleute. Die sind verweichlicht. Lass die Viecher gegen richtige Krieger antreten, und wir machen ihnen Beine. Dann gehört Tiarond uns, wird unsere Festung, mit allem Reichtum und allen Minen. Arcans Sippe könnte über ganz Callisiora herrschen …«
    Scall starrte ihn fassungslos an. So redeten die Rotten also untereinander? Dachten sie alle so? Also, wenn diese Blödiane irgendeinen verrückten Plan ausheckten, auf Tiarond zu marschieren, dann würde er sich da raushalten.
    Eines ist mal sicher: Ich werde auf keinen Fall mit ihnen gehen.
    Doch Riol schien ein aufrichtiger Mensch zu sein, und Scall hatte es gefallen, mit jemandem zu

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