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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hat.« Sie zuckte die Achseln. »Das hoffen wir alle, oder wir beide werden uns ein neues Zuhause suchen müssen.«
    »Hat Veldan denn besorgt geklungen, als ihr miteinander sprachet?«, fragte Zavahl.
    Toulac lächelte breit. »Gute Frage. Sie hat nicht gesagt, wer jetzt die Verantwortung hat, aber sie klang überhaupt nicht besorgt.«
    »Gut.« Zavahl, der auf einem rundlichen Stein saß, suchte mit dem Hinterteil zappelnd eine bequemere Stelle und streckte die Hände zum knisternden Feuer hin. »Weißt du, du hattest Recht damit, dass ein Feuer und eine Hütte die Lage vollkommen verändern. Das ist beinahe wohltuend. Ist der Fisch bald fertig?«
    Toulac stocherte mit der Messerspitze in einem der dampfenden Fische. »Ja, sie sind soweit – und ich auch.«
    Zavahl stimmte ihr zu. Noch nie in seinem Leben war er so hungrig gewesen.
    Indem sie abwechselnd das Messer und jeder eine Muschelschale als Löffel benutzten, aßen sie den Fisch ohne Umweg von den heißen Steinen und knackten die Krabbenpanzer, um an das zähe weiße Fleisch zu gelangen. Als sie satt waren, legte Toulac Holz aufs Feuer, und sie kauerten sich dicht an die rauchenden Flammen, während der Wind immer kälter wehte. Der Abend wurde dunkler, am Himmel traten die Sterne hervor.
     
    Obwohl Aethon keinen Drachenleib mehr besaß, fühlte er sich noch immer von der Wärme und dem Leuchten des Feuers angezogen. Wenn es auch nur ein blasser Widerschein der lodernden Sonne seines Heimatlandes war, rief es in ihm Erinnerungen wach: an die kristallene Stadt Altheva, an lang vermisste Freunde und Gefährten, an seine prächtigen goldenen Schwingen, mit denen er sich an dem Leben spendenden Sonnenlicht sättigte …
    Nie wieder. Nie wieder. Sein großer, geschmeidiger, goldener Leib war jetzt ein Haufen verwesendes Fleisch, die schimmernden Flügel waren zerschlagen von dem Erdrutsch, der ihn begraben hatte, und wäre Zavahl nicht gerade zur rechten Zeit gekommen, sein Leben wäre erloschen wie eine Kerze. Was von Aethon, dem Seher, noch lebte, waren sein Geist und Verstand und die kostbaren Erinnerungen seines Volkes, die sich an das unsichere und missliche Dasein als Gast im Geist eines verletzlichen Menschen klammerten. Das war nicht gerade Leben zu nennen, aber mehr hatte er nicht und mehr konnte er nicht erwarten.
    Gram bemächtigte sich des Drachen, und eine Einsamkeit, die so tief ging, dass er vor Qual den Himmel anheulen wollte.
    Das ist alles, was mir bleibt. Alles, was je sein kann. Ich werde nie wieder nach Hause kommen.
    Seine Entführung durch die Drohnen der Dierkane hatte Aethon gezwungen, sich einigen schmerzlichen Wahrheiten zu stellen. Er hatte gewusst, dass Skreeva vom Volk der Alvai eine Späherin des Drachenvolkes war. Unglücklicherweise hatte er darüber nicht entscheiden können, und er hatte immer beklagt, dass sein Volk in der Beziehung zu Gendival, die sich auf Vertrauen und Zusammenarbeit gründen sollte, geheime Kundschafter einsetzte. Sowie er an jenem Abend die bösartigen Gestalten der Dierkane entdeckte, wusste er, dass sein Volk seinen Aufenthaltsort entdeckt und einen Weg gefunden hatte, um ihn heimzubringen. Für einen Augenblick hüpfte sein Herz vor Freude. Dann traf ihn die niederschmetternde Erkenntnis, was solch eine Vorladung bedeutete. Wenn die Drachen ein Mittel gefunden hatten, um die Erinnerungen ihres Volkes zu retten und an seinen Nachfolger zu übergeben, dann würde das, was von Aethon übrig war, entbehrlich sein – und ebenso sein Wirt Zavahl.
    Aber ich will nicht sterben!
     
    Zavahl, der am Feuer saß und nachdenklich nickte, sprang plötzlich auf, als die qualvollen Worte des Drachen in ihm widerhallten. Den ganzen Tag über hatten seine Gedanken dem eigenen unmittelbaren Überleben gegolten, und fast hatte er den absonderlichen Gast, mit dem er seinen Körper teilte, vergessen.
    Auch Toulac war aufgesprungen, das Schwert schon in der Hand. »Was? Was ist los?«
    Zavahl atmete tief durch und setzte sich wieder. »Es tut mir Leid. Ein Irrtum.« Solange er den Anlass von Aethons Schrei nicht kannte, behielt er die Sache lieber für sich.
    Toulac blieb stehen und spähte grimmig in die Dunkelheit, die das Feuer umgab. »Ein Irrtum? Was zum Teufel sollte das denn?«
    »Es tut mir Leid«, erwiderte Zavahl. »Ich muss für einen Moment eingedöst sein. Ich glaubte, ich hätte eine Stimme gehört.«
    Toulac setzte sich wieder hin und übte sich seufzend in Langmut. »Hier hat keiner was gesagt«, erwiderte

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