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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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wie verknotet.
    Wenn ich das Mädchen zu fassen kriege, erwürge ich sie!
    Von der Plattform auf die Leiter zu kommen war jedoch schon der schlimmste Teil des Unternehmens. Nachdem er diese heikle Übung bewältigt hatte, sollte der Abstieg nicht weiter schwierig sein. Mit einer Hand griff er hinauf nach der Kerze, pustete sie aus und steckte sie in die Tasche. Dann atmete er einmal tief durch und begann hinabzusteigen.
    Es war ein langer Abstieg, so in pechschwarzer Dunkelheit auf einer schwachen, baumelnden Leiter, auf der ihn nichts von der Sorge um Alianas Schicksal und sein eigenes ablenkte. Nach einer Weile, da er sich einer Schwäche und der Muskelschmerzen in Schultern, Rücken und Gliedern bewusst wurde, legte er eine Rast ein, indem er eine Sprosse als Sitz benutzte und die Arme um eine zweite verschränkte. Er sollte seine Geschwindigkeit lieber selbst bestimmen, entschied er. Er wollte nicht vor Erschöpfung oder wegen eines Krampfes zusammenbrechen und abstürzen – nicht, solange er nicht wusste, wie weit es bis zum Boden war. Als er sich ein wenig erholt hatte, kletterte er weiter, aber er musste noch zweimal rasten, ehe die Leiter zu Ende war. Er konnte es kaum glauben, als er mit den Füßen eine feste Fläche berührte. Ihm war es vorgekommen, als sei er zum ewigen Abstieg verdammt.
    Mit einem langen Seufzer und seltsam weich in den Knien stieg Packrat von der Leiter und fing an in seinen geräumigen Taschen nach der Kerze und dem Feuerstein zu suchen. Plötzlich bekam er einen heftigen Schlag, der ihm die Luft austrieb und ihn zu Boden warf. Bevor er sich davon erholen konnte, spürte er eine Fessel um seine Arme und eine kalte Klinge an der Kehle, dann kam eine Stimme aus der Dunkelheit. »Packrat? Bist du das?«
    Erleichterung durchströmte ihn. »Lass mich los, du dumme Kuh«, schnauzte er. »Hast du für einen Tag noch nicht genug Ärger angerichtet?«
    Der Druck auf seine Arme ließ nach, das Messer verschwand, dann hörte er es kurz hintereinander Kratzen und Klicken, als sie einen Funken zu schlagen versuchte. Einen Moment später flammte eine Kerze auf, und in dem bleichen Lichtkreis, den die Flamme warf, sah er Alianas zusammengezogene Brauen in ihrem schmutzigen, blassen Gesicht. »Was willst du denn hier, verdammt noch mal?«, fragte sie verärgert.
    Einen Augenblick lang starrten sie einander wütend an. Dann sprach Packrat als Erster. »Warum bist du weggerannt?«
    »Warum bist du mir gefolgt?«, erwiderte Aliana.
    »Ich habe dich gesehen, wie du oben im Tempel umhergeschlichen bist.« Packrat konnte einen anklagenden Ton nicht vermeiden. »Ich bin dir nachgegangen und habe gesehen, wie du bei Telimon was zu Essen gestohlen hast. Ich wollte verdammt noch mal wissen, was du dir dabei denkst, so herumzustreifen.« Mit jedem Wort wurde er wütender. »Du weißt, was dein Freund Galveron sagt. Wenn einer von uns geschnappt wird, wie er irgendwelches Zeug klaut, dann werden wir alle aus dem Tempel geworfen.« Inzwischen hatte er Aliana bei den Schultern gepackt und schüttelte sie. »Willst du uns alle umbringen, du dämliches Miststück?«
    Aliana schlug seine Hände weg und fing an zu lachen, aber es hörte sich mehr nach Wahnsinn als nach Heiterkeit an. »Was zu essen gestohlen? Das findest du schlimm? Packrat, du hast keine Ahnung, wie ernst die Sache steht. Ich habe tatsächlich das Allerschlimmste getan. Ich habe viel mehr gestohlen als ein paar magere Vorräte. Ich habe den Ring der Hierarchin genommen.«
    »WAS hast du getan?«
    Sie zuckte vor ihm zurück. »Schrei mich nicht an, Packrat.«
    »Dich nicht anschreien? HAST DU DEN VERSTAND VERLOREN?«
    »Also, was erwartest du denn?«, brauste Aliana auf. »Diese Kuh hat Alestan eingesperrt und die Grauen Geister aufgeteilt. Galveron war kaum aus der Tür, da hat sie seine Anweisungen alle in den Wind geschlagen. Ich habe genug von ihr, Packrat. Sie ist für ihre Aufgabe nicht mehr geeigneter als – als du es bist!«
    »Danke«, entgegnete Packrat trocken, aber seine Freundin war noch in voller Fahrt.
    »Das Ganze wird ihr noch Leid tun, dafür sorge ich. Ohne den Ring kann sie nicht Hierarchin sein, und ich werde ihn irgendwo hier unten verstecken, wo ihn niemand mehr findet.«
    »Und was dann?«, fragte Packrat sie.
    »Dann zwinge ich sie, Alestan freizulassen, und dann …« Ihr Gesicht wurde länger. »Äh, den nächsten Schritt habe ich mir noch nicht so genau überlegt. Aber das werde ich noch«, fügte sie entschlossen

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